In der wunderbaren Globen-Arena entwickelt sich vor 12'500 Zuschauern ein Spiel, das durchaus typisch ist für das finale Duell im Gold. Beide Teams bemühen sich keine Angriffsflächen zu bieten und setzen auf eine disziplinierte Defensive.
Das US-Team im Vorteil
Die Vorteile liegen aber von Anfang an auf Seiten der amerikanischen NHL-Auswahl - auch weil die Schweizer zu zögerlich agieren. In der 6. Minute muss der Schweizer Goalie Leonardo Genoni, der in der Direktausscheidung zuvor keinen Gegentreffer zugelassen hatte, in höchster Not klären. Und gegen Ende des ersten Abschnitts besitzen die Amerikaner in Überzahl ihre besten Aktionen.
Dazwischen haben aber auch die Schweizer einige gute Szenen. Die besten Möglichkeiten lassen Nino Niederreiter und Kevin Fiala in der ersten Überzahlphase in der 11. Minute liegen. Man spürt es bis unter die Hallenkuppel: Die Nervosität ist gross – zu nah scheint die ersehnte Goldmedaille. Doch das erste Drittel kann auch als Weckruf verstanden werden: Das US-Team ist ein starker Gegner – ein sehr starker.
Genoni stoppt Penalty
Und die Rollenverteilung ändert nicht. Die Amerikaner, die im Halbfinal Gastgeber Schweden förmlich aus der Halle geschossen haben, drängen die Schweizer in die Rückwärtsbewegung.
Und in der 26. Minute leistet sich der Schweizer Verteidiger Michael Fora einen ärgerlichen Fehler – und muss die Notbremse auspacken: Penalty für die USA. Conor Garland nimmt Anlauf – und scheitert an Genoni.
Zweikampfstarke Amerikaner
Doch das US-Team bleibt am Drücker und schnürt die Schweiz regelrecht ein. Im Fischer-Team scheint niemand in der Lage, gegen die äusserst kompakten und zweikampfstarken Amerikaner Lösungen zu finden. Das Schussverhältnis nach 40 Minuten (38:23 zugunsten der Amerikaner) sagt alles. Und je länger die Partie dauert, desto klarer wird: Das erste Tor hat entscheidende Bedeutung.
Im Schlussdrittel kommen die Schweizer etwas besser ins Spiel - und besitzen in der 46. Minute die Chance zum Lucky-punch. Doch der US-Goalie Jeremy Swayman entschärft einen Ablenker von Nino Niederreiter.
Keine Tore nach 60 Minuten
In der 54. Minute dann die grosse Chance für die Amerikaner: Nach einem hohen Stock von Janis Moser können die US-Boys zwei Minuten in Überzahl spielen. Doch die Schweizer wehren sich mit allen Mitteln - und retten sich in die Verlängerung.
Und obwohl die Amerikaner weiterhin Vorteile besitzen, bleibt es ein 50:50-Spiel. Oder mit anderen Worten: So nahe am WM-Titel waren die Schweizer seit dem verlorenen Penaltyschiessen 2018 gegen Schweden nie mehr.
Sudden-death nach 122 Sekunden
Die Verlängerung (gespielt mit je 3 Feldspielern) muss entscheiden. Und dort hat ZSC-Stürmer Denis Malgin nach 55 Sekunden den Siegtreffer auf dem Stock. Doch er scheitert am US-Goalie. Und beim nächsten US-Vorstoss fällt der Vorhang: Tage Thompson trifft mit einem Hangelenkschuss - und die Eishockey-Schweiz Mitten ins Herz.
Zu wenig mutig
Die USA jubeln über den ersten WM-Titel seit 65 Jahren - und die Schweizer sind am Boden zerstört. Silber ist für diese grossartige Turnierleistung ein schwacher Lohn. Doch nach dem Final muss man auch festhalten: Im entscheidenden Moment war das Fischer-Team zu wenig mutig.