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Ausland
27.04.2023
27.04.2023 12:14 Uhr

Erdogans Zusammenbruch

Bild: Twitteraccount Recep Erdogan
Präsident Recep Erdoğan musste am Dienstagabend ein TV-Interview wegen eines Schwächeanfalls unterbrechen. Und das mitten in der heissen Wahlkampfphase.

Seit heute können im Ausland lebende Türken ihre Stimme für die Präsidentschaftswahlen vom 14.Mai abgeben. Nach zwanzig Jahren an der Spitze des Landes ist Recep Tayyip Erdoğan schwächer denn je. Nicht nur gesundheitlich. Seine politischen und wirtschaftlichen Rezepte ziehen nicht mehr. Die Inflation erreicht Rekordwerte und nur mit Erfolgen in der internationalen Diplomatie, Stichwort Ukraine, lassen sich keine Wahlen gewinnen.

Der Kandidat der vereinigten Opposition, Kemal Kiliçdaroglu, könnte Erdoğan nach 20 Jahren an der Macht bei den Wahlen die Präsidentschaft wegschnappen.

Vordergründige Entwarnung

Das Interview im türkischen TV wurde wegen eines gesundheitlichen Zwischenfalls von Erdoğan kurz unterbrochen. Nach einer unerwarteten Werbepause führte er das Gespräch in offensichtlich geschwächtem Zustand fort.

Auf seinem Twitteraccount versuchte Erdoğan Entwarnung zu geben: « Ich werde mich heute auf Anraten der Ärzte zu Hause ausruhen», schrieb er gestern. Gleichzeitig sagte er drei Wahlkampfauftritte in Zentralanatolien ab.

Der Kommunikationsdirektor von Erdoğan erteilt allerdings alle Mutmassungen über den Gesundheitszustand des Staatschefs eine Absage: «Wir weisen solche unbegründeten Behauptungen bezüglich der Gesundheit des Präsidenten kategorisch zurück.» Erdoğan werde heute per Videokonferenz an der Eröffnung des türkischen Kernkraftwerks Akkuyu teilnehmen.

Die Opposition und der Gegenkandidat von Erdoğan halten sich ausserordentlich zurück. Aus ihren Reihen war kein Kommentar zur aktuellen Situation zu hören. Das Schweigen ist fast schon ohrenbetäubend, denn auch bei der Erdbebenkatastrophe, die aufzeigte, welche verbrecherischen Mängel die türkische Regierung duldet, sagte die Opposition nichts. Sie liess die Fakten sprechen und trauerte um die mehreren zehntausend Toten.

MAL/Portal24