Während die Mannschaft zum fünften Mal in Folge verliert, Fans «Milos raus!» rufen und die Zuschauerzahlen einbrechen, hält Präsident Ancillo Canepa unbeirrt an Sportchef Milos Malenovic fest.
Das trojanische Pferd
Was als «Wunschkandidatur» begann, hat sich für den selbsternannten Stadtklub zum trojanischen Pferd entwickelt. Der «Tages-Anzeiger» liefert am Freitag eine schonungslose Schadensbilanz. Seit seiner Ernennung im Oktober 2023 hat Malenovic, einst Spieleragent mit umstrittenem Ruf, den FCZ in einen Zustand dauernder Unruhe versetzt.
Trainerfluktuation, sportlicher Absturz und ein schwindendes Vertrauen der Anhänger prägen das Bild. Vom ungeschlagenen Leader unter Bo Henriksen ist der FCZ zum Krisenklub geworden.
Henriksen wollte nicht mehr
Henriksen verliess den Verein, ermüdet von Malenovics Kritik. Sein Nachfolger Ricardo Moniz wurde trotz ordentlicher Resultate entlassen. Auch der letzte Wunschkandidat, Mitchell van der Gaag, musste schneller gehen, als er gekommen war. Parallel dazu schrumpfen die Zuschauerzahlen: Im Schnitt kommen 2000 Fans weniger ins Letzigrund als im Vorjahr, gegen Lausanne waren es erstmals seit vier Jahren unter 10’000.
Das Schweigen des Sportchefs
Während die sportliche Talfahrt anhält, schweigt Malenovic. Der Sportchef meidet Interviews, reagiert auf Kritik mit Medienschelte und lässt sein Handeln kaum erklären. Sein Kommunikationsstil trägt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, «nicht dazu bei, seine Arbeit zu verstehen – vielleicht, weil es gar keinen Plan gibt».
Auch Mitbesitzer?
Trotz allem stärkt Präsident Canepa seinem Sportchef demonstrativ den Rücken. «Milos, du musst dich nicht rechtfertigen», sagte er einst in einem gemeinsamen Interview. Für Aussenstehende wirkt es, als seien die beiden untrennbar verbunden – als sei Canepa für Malenovic Freund, Berater, Vaterfigur in einem. Die zentrale Frage, die bisher nur auf Gerüchten basiert: Ist der Sportchef bereits Mitbesitzer des Klubs?
Fanpetition
Die Fans verwerfen die Hände - und sammeln in einer Online-Petition Unterschriften gegen Malenovic. Derweil vergleicht Canepa seinen wichtigsten Angestellten gar mit Uli Hoeness. Der «Sonntags-Blick» hat dafür nur Hohn und Spott übrig: «Es ist, als würde man Baschi mit Elvis Presley vergleichen». Ein Sinnbild für das Auseinanderklaffen von Selbstwahrnehmung und Realität beim FC Zürich.