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24.09.2025
24.09.2025 12:23 Uhr

Maurmer Tötungsdelikt: «NZZ» macht Täter zum Opfer

In dieser malerischen Umgebung wurde das brutale Tötungsdelikt im Februar 2024 begangen. Bild: Tatiana Bogdanova
Beim Tötungsdelikt in Maur von Februar 2024 ergreift die «NZZ am Sonntag» Partei. In einer Reportage rückt sie den Täter ins Zentrum – und macht ihn zum Opfer der Umstände.

Das Tötungsdelikt in Maur vom Februar 2024 beschäftigt nicht nur die Justiz, sondern auch die Medien. Vier Tage vor Prozessbeginn veröffentlichte die «NZZ am Sonntag» die Reportage «Tragödie mit Ansage» von Margrit Sprecher. Die Grande Dame des Schweizer Journalismus schildert darin ausführlich das Leben des Beschuldigten Fabian B. und seiner Ehefrau – empathisch, beinahe literarisch.

Verzerrtes Bild 

Doch die Geschichte hat einen Haken: Es kommt nur die Täterseite zu Wort. Die Opfer, insbesondere der erschlagene Onkel und dessen Schwester, erscheinen in dem Text negativ gezeichnet – ja geradezu bösartig. Ausserdem sind diverse Fakten so justiert, dass der Täter in einem guten Licht erscheint. Damit entstehe der Eindruck, die Tat sei eine Folge widriger Umstände – und der Täter selber ein Opfer.

Unfassbare Brutalität

Ein Blick in die Anklageschrift zeichnet ein anderes Bild: Die Tat wird mit grösster Brutalität, Skrupellosigkeit und Kaltblütigkeit beschrieben – begangen von einem 40-jährigen Mann an seinem 71-jährigen Onkel. Die Staatsanwaltschaft fordert 16 Jahre Freiheitsstrafe wegen vorsätzlicher Tötung.
Für zusätzliche Brisanz sorgt ein personeller Bezug: Der Verteidiger des Täters, Lorenz Baumann, war in den 1990er-Jahren Redaktor bei der «Neuen Zürcher Zeitung». 

Der Fall wird am Donnerstag am Bezirksgericht Uster verhandelt.

Thomas Renggli