Es waren Spuren der Zersetzung beim FCZ am Sonntagabend nach dem Cup-Out gegen Stade Nyonnais. Nicht Real Madrid oder Bayern München hatte den ehemals stolzen Stadtklub besiegt – sondern der 6. der Challenge League. Und als es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen konnte, wollten einige Zürcher Anhänger den siegreichen Romands an den Kragen. Immerhin: Das Schlimmste wurde verhindert.
Lamentabler Eindruck
Doch auch so hinterliess der FC Zürich am Genfersee einen lamentablen Eindruck. Immer wieder stand er sich selber im Weg und war nicht in der Lage, drei kontrollierte Pässe nacheinander zu spielen. Und vor allem: Auf dem Platz stand ein wild zusammengewürfelter Haufen von Spielern, die teilweise nicht zu wissen scheinen, für welchen Klub sie tätig sind.
Nur wenig eigene Spieler
Der FCZ, der sich die Förderung der eigenen Talente auf die Fahne geschrieben hat, startet gerade mal mit drei «Eigenen» in die Partie: Goalie Yannick Brecher sowie die Mittelfeldspieler Cheveyo Tsawa und Bledian Krasniqi.
Alle Ziele verpasst
Rückblick: Als Präsident Ancillo Canepa im Oktober 2023 Milos Malenovic zum Sportchef machte, war der Präsident überzeugt, «seinen» Mann gefunden zu haben. Seither besitzt Malenovic alle Macht. Aber die Resultate sind ernüchternd. Rund 90 Transfers, ein ständiges Kommen und Gehen, dazu das fortwährende Destabilisieren von Trainern: Das Bild des FC Zürich gleicht weniger einer «Neuerfindung» als einem Laienschauspiel.
Der Präsident unbeirrt
Fans protestieren, Experten zweifeln, doch Canepa hält unbeirrt an Malenovic fest. Der frühere Spieleragent gilt als durchsetzungsstark, aber wenig empathisch – ein Mann, der Mitarbeiter einschüchtert, Trainer hintergeht und sich gerne ins Training einmischt. So zumindest beschreiben es Leute aus dem Klubumfeld. Fakt ist: Unter der Regie von Malenovic verpasste der FCZ alle Ziele, die für den finanziell angeschlagenen Klub überlebenswichtig wären.
Planlose Betriebsamkeit
Die jüngsten Transfers verstärken den Eindruck planloser Betriebsamkeit. Fussball-Söldner aus der ganzen Welt strömen nach Zürich, doch Schweizer Spieler bleiben die Seltenheit. In der Tabelle befindet man sich im Niemandsland hinter der Spitzengruppe – und nun ist mit dem Ausscheiden im Cup das erste Saisonziel verpasst und der kürzeste Weg in den Europacup verbaut. Notabene noch vor Herbstbeginn.
Wie lange hält sich der Trainer?
Für Trainer Mitchell van der Gaag, Canepas «absoluter Wunschkandidat», tickt die Uhr bereits. Denn im Zweifel ist beim FCZ meist der Trainer das Bauernopfer – nicht der Sportchef, der eigentlich im Zentrum der Kritik stehen müsste.