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Hombrechtikon
05.09.2025

Hero auf Visite

Wo Hero und Mia auftauchen, kommt Freude auf. Bild: zvg
Seit über acht Jahren leisten Hero, ein brauner Zwergpudelrüde, und seine Begleiterin Mia Haller ehrenamtliche Therapieeinsätze in Pflegeheimen und Spitälern. Bei einem Treffen hat uns Mia mehr darüber erzählt.

2014 führte ein Inserat in der «Zürichsee-Zeitung» Hero zu Mia Haller. Der braune Zwergpudel mit bernsteinfarbenen Augen gewann sofort alle Herzen – auch das von Mias Ehemann, der 30 Jahre gegen einen Hund war. «Er hat meinen Mann sprichwörtlich um die Pfoten gewickelt», sagt Mia lachend.

Hero habe von Anfang an aktiv Kontakt zu Menschen gesucht – auch in hektischen Situationen. 2017 absolvierte Mia mit ihm die Therapiehunde-Ausbildung beim Verein Therapiehunde Schweiz mit Schwerpunkt Beobachtung, Kommunikation und Sicherheit.

Ein Schlüsselmoment

Hero war eineinhalb Jahre alt, als sie mit den ersten Einsätzen im Wohnheim der Stiftung Brunegg starteten. «Wir gingen zu Beginn mit den Bewohnern spazieren, und ich sah, wie wohl er sich fühlte.» Ein prägendes Erlebnis war auf der Palliativstation im Spital Bülach: Eine sonst verschlossene Patientin öffnete sich, als Hero ins Zimmer kam. «Sie sagte spontan: ‹Was für ein Hübscher du bist – kommst du zu mir?›.» Das brach das Eis. «Die Patientin erzählte Hero von der Angst vor dem Tod und der Einsamkeit », erinnert sich Mia. Zwei Wochen später starb die Frau friedlich. «Da wusste ich: Das ist unsere Aufgabe.»

Im Spital Männedorf fest verankert

2019 bewarb sich Mia erfolgreich beim Spital Männedorf – Die beiden wurden als erstes offizielles Therapiehundeteam angenommen. Seitdem besuchen sie wöchentlich Patientinnen und Patienten, anfangs auf der Palliativstation, inzwischen im ganzen Spital.

Therapiehundeeinsätze seien fordernd, deshalb machen sie höchstens zwei Besuche pro Einsatz, ein- bis zweimal pro Woche. «Ein Hund kann diese Arbeit nur im klar begrenzten Rahmen leisten. Ich sehe an seiner Körpersprache, wann Schluss ist. Solange er Freude hat, macht er weiter.» Alle Einsätze sind freiwillig, Hero entscheide, betont Mia.

Verlässlicher Begleiter

Jeder Besuch beginnt mit einem Gespräch beim Pflegeteam. Dann klopft Mia an der Tür und Hero betritt das Zimmer zuerst. Er entscheidet, ob er sich nähert, sitzt oder sich hinlegt. Mia stellt Fragen und nimmt die Stimmung auf. «Hero zeigt klar, ob jemand Nähe will. Bevor er aufs Bett darf, frage ich nach und lege eine Decke hin. Das ist das Zeichen für Hero.» Hero bringt Nähe, Trost und Leichtigkeit. «Er kann Kunststücke, öffnet ein ‹Sorgenfressertäschli› oder sagt nach Erhalt von zwei Guetzli seinen Namen. Das ist bei allen der Renner», lacht Mia. Er unterstützt auch therapeutisch mit kleinen Spielen, welche die motorischen Fähigkeiten fördern. «So entstehen oft Lichtblicke.»

Erst wenn die blaue Decke bereitliegt, darf Hero aufs Bett. Bild: zvg

Mit Herz und ohne Honorar

Hero ist heute elfeinhalb und liebt seine Aufgabe immer noch. «Wenn ich frage: ‹Hast du Lust zu arbeiten?›, rennt er zur Tür.» Doch wenn sie merken sollte, dass er nicht mehr will, werde er pensioniert.

Über 600 Einsätze haben die beiden schon geleistet – unentgeltlich in mehreren Spitälern, Pflegeheimen und privat. «Diese Arbeit braucht Leidenschaft. Es ist eine Herzensangelegenheit », sagt die 65-Jährige. Die Gemeinde Hombrechtikon würdigt das Engagement: Hero ist
von der Hundesteuer befreit.

Eingespieltes Team

Die vierfache Mutter ist seit über einem Jahr pensioniert und widmet sich ganz ihrer Arbeit mit Hero. Seit drei Jahren ist sie Sozialhundetrainerin bei der Schweizerischen Blindenhundeschule und unterstützt neue Sozialhundeteams auf ihrem Weg.

«Hero hat mich viel gelehrt – über Achtsamkeit, Würde, Abschied und stille Nähe. Und dass Loslassen ein Geschenk sein kann.» Er bringe Leben und Wärme, selbst in schweren Momenten. «Hero ist viel mehr als ein Hund. Wenn er das Spital betritt, verändert sich die Atmosphäre spürbar. Hero bringt Ruhe, verbindet Menschen und spürt, wo Worte fehlen. Wir arbeiten zusammen, uns gibt’s nur im Doppelpack. Er liest mich und ich ihn.» Ein wahrer Held auf vier Pfoten.

Gabriela Gasser