Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt ein ambitioniertes Projekt voran: den digitalen Euro. Er soll das Bargeld im Euroraum nicht ersetzen, sondern ergänzen. Ziel ist es, auch in einer zunehmend digitalen Wirtschaft eine verlässliche und sichere Zahlungsmöglichkeit bereitzustellen – für alle Bürger und Unternehmen.
Der digitale Euro soll kostenlos nutzbar sein und sowohl online als auch offline funktionieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Datenschutz. Die EZB betont, dass sie keine personenbezogenen Daten einsehen könne. Transaktionen sollen privat bleiben – vergleichbar mit Zahlungen in bar.
Technische und gesetzliche Grundlagen
Seit dem 1. November 2023 befindet sich das Projekt in einer zweijährigen Vorbereitungsphase. In dieser Zeit entwickelt die EZB ein umfassendes Regelwerk und wählt Partner für die technische Infrastruktur aus. Erst danach kann über eine tatsächliche Einführung entschieden werden.
Ein möglicher Starttermin ist frühestens für das Jahr 2028 vorgesehen. Derzeit läuft parallel ein EU-Gesetzgebungsprozess, der den rechtlichen Rahmen für den digitalen Euro schaffen soll. Die Entscheidung liegt letztlich bei den europäischen Institutionen.
Lagardes Vision
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht den digitalen Euro als «digitale Form von Bargeld». Für sie ist er ein logischer Schritt, um die Währung zukunftsfähig zu machen. Gleichzeitig stellt sie klar: Der digitale Euro wird das Bargeld nicht verdrängen, sondern ihm gleichgestellt existieren.
In einer Rede im Mai 2025 betonte Lagarde zudem die geopolitische Dimension. Der Euro solle sich als Alternative zum US-Dollar positionieren. Dazu brauche es jedoch mehr als nur technologische Lösungen: Europa müsse seine Kapitalmärkte vertiefen und seine militärischen sowie sicherheitspolitischen Kapazitäten ausbauen.
Auch die Schweiz denkt digital
Nicht nur die EU plant die Digitalisierung ihrer Währung – auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) befasst sich mit der Einführung eines digitalen Franken. Dieser sogenannte e-CHF soll jedoch vorerst nicht für die breite Bevölkerung zugänglich gemacht werden.
Die SNB testet den digitalen Franken derzeit hauptsächlich im Interbankenbereich. Ziel ist es, den Zahlungsverkehr zwischen Finanzinstituten effizienter und sicherer zu gestalten. Ein öffentlicher e-CHF ist laut SNB aktuell nicht geplant – man prüfe jedoch mögliche Entwicklungen sehr genau.
Unterschiede zur EU
Im Unterschied zur EZB verfolgt die SNB einen vorsichtigeren Ansatz. Sie betont, dass für Privatpersonen heute bereits genügend digitale Zahlungsmittel zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wolle man aber sicherstellen, dass die Schweiz im internationalen Wettbewerb nicht abgehängt wird.
Die SNB beobachtet die Entwicklungen rund um den digitalen Euro genau und arbeitet mit internationalen Partnern an Pilotprojekten. Ein öffentlicher e-CHF bleibt vorerst Zukunftsmusik – könnte aber, je nach globaler Entwicklung, rasch an Bedeutung gewinnen.