Mit dem Frühling kehren auch die summenden Gäste zurück. In Hecken und Baumkronen sind wieder zahlreiche Bienen und andere Bestäuber unterwegs. Viele Gemeinden nutzen diese Gelegenheit, um die Insekten mit Wildbienenhotels willkommen zu heissen.
Auch in Richterswil wurde kürzlich ein solches Hotel aufgebaut. Es steht in einem ruhigen Wohngebiet am Dorfrand in Richtung Wädenswil – direkt neben einem neu errichteten Spielplatz. Beide Anlagen wurden erst vor kurzer Zeit fertiggestellt.
Kritik an der Platzwahl
Die räumliche Nähe von Spielplatz und Wildbienenhotel sorgt nun für Diskussionen unter Eltern. In einer öffentlichen Facebook-Gruppe wurde der Standort des Bienenhotels scharf kritisiert.
Eine Anwohnerin postete Bilder und stellte infrage, warum ein solches Bauwerk überhaupt auf einem Spielplatz stehen müsse. Die Wahl des Standorts sei ihrer Meinung nach unverständlich.
Der Beitrag löste zahlreiche Reaktionen aus. Einige befürworten die Idee, andere empfinden den Platz für das Hotel als ungeeignet. Die Meinungen bleiben geteilt.
Förderung der Artenvielfalt
Die Eigentümerin des Geländes, die Pensionskasse der UBS, betont, man wolle mit der naturnahen Gestaltung die biologische Vielfalt fördern.
Die angrenzenden Rasenflächen, die von den Mietenden regelmässig genutzt und gemäht werden, böten Wildbienen kaum Lebensraum. Informationen rund um die Bestäuber sind über einen QR-Code direkt am Hotel abrufbar.
Zudem handle es sich bei Wildbienen um deutlich zurückhaltendere Tiere als Honigbienen. Ihr Verhalten sei weniger aggressiv, was im Zusammenhang mit dem Spielplatz relevant sei.
Keine Gefahr für Kinder
Auch die Fachstelle für Bienen des Kantons Zürich sieht keine Gefährdung durch das Wildbienenhotel.
Sebastian Hausmann erklärt, dass Wildbienen grundsätzlich friedlich sind und ihren Stachel nur im äussersten Fall einsetzen.
Anders als Honigbienen leben die meisten Wildbienenarten nicht in Gruppen. Jedes Weibchen ist für sich allein verantwortlich. Ein Stich würde für das Tier selbst gefährlich – und auch für seine Nachkommen.
Hinzu kommt, dass viele Arten über einen so feinen Stachel verfügen, dass dieser nicht einmal die menschliche Haut durchdringen kann. Ein Risiko für spielende Kinder sei daher kaum gegeben.
Wissen über Natur oft gering
Hausmann zeigt sich wenig überrascht über die Kritik. Die Aufregung verdeutliche aus seiner Sicht, wie wenig die Gesellschaft über Biodiversität, Naturzusammenhänge und deren Bedeutung für den Menschen wisse.
Nistplätze mit Einschränkungen
Der Experte betont, dass Wildbienen ohnehin in der Umgebung vorhanden seien – auch ohne künstliche Nistplätze. Nur rund ein Viertel aller Arten könne überhaupt ein solches Hotel nutzen.
Die meisten bevorzugen natürliche Lebensräume wie Erdspalten, Pflanzenstängel oder Mauerritzen. Für diese Arten bietet ein Wildbienenhotel keinen Nutzen.
Zudem könne die künstliche Ansammlung an Nistmöglichkeiten auch Nachteile für die Tiere mit sich bringen. Laut Hausmann sind solche Hotels anfällig für Parasitenbefall, da sich diese an Orten mit hoher Dichte besonders leicht ausbreiten.
Umweltbildung im Fokus
Trotz dieser Einschränkungen hält Hausmann Wildbienenhotels für sinnvoll – vor allem im Hinblick auf die Umweltbildung.
Gerade in der Nähe von Spielplätzen könne ein solches Hotel bei Kindern früh ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge schaffen.
Denn nur wer etwas kenne, könne es auch schätzen – und am Ende auch schützen.