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Kanton
29.04.2025
30.04.2025 08:12 Uhr

Lidl-Team rebelliert gegen Chef-Rauswurf

Mitarbeitende vor der Lidl-Filiale in Wädenswil formieren sich zum Protest gegen die Kündigung ihres langjährigen Filialleiters. (Symbolbild) Bild: KI
Weil ihr beliebter Filialleiter gehen muss, wollen 32 Lidl-Mitarbeitende in Wädenswil am Freitag den Laden schliessen – aus Protest und Solidarität.

Ein auffällig orangefarbenes Plakat am Eingang der Lidl-Filiale in Wädenswil hat in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit vieler Passanten auf sich gezogen. Darauf wird angekündigt, dass die Filiale ab Freitag auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben soll.

Der Grund dafür wird im Aushang genannt: Der Filialleiter wurde nach 14 Jahren Tätigkeit ohne nachvollziehbaren Grund gekündigt. Für die Mitarbeitenden ist dieser Schritt unverständlich und sorgt für grosse Verunsicherung.

Am Montagnachmittag bleibt eine Kundin vor dem Plakat stehen und liest aufmerksam. Sie zeigt sich überrascht und findet die Aktion mutig, obwohl sie sie als etwas speziell empfindet. Die starke öffentliche Reaktion verdeutlicht, dass die angekündigte Schliessung viele Fragen aufwirft. Was genau ist in der Filiale passiert, und warum reagiert das Team so drastisch?

Mitarbeitende halten zum Chef

Die Redaktion hatte später die Gelegenheit, den betroffenen Filialleiter auf dem Parkplatz der Filiale zu sprechen. Er hatte den Laden soeben verlassen und war auf dem Weg nach Hause, wollte sich jedoch nicht zu den Vorkommnissen äussern.

Auch die Mitarbeitenden vor Ort blieben zunächst zurückhaltend und gaben keine weiteren Informationen. Doch man konnte sehen, wie emotional die Situation für sie war. Eine Mitarbeiterin wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen ab, nachdem sie von der Kündigung ihres Vorgesetzten erfahren hatte.

Kündigungsursache und Protest

Schliesslich wird mehr über die Hintergründe bekannt. Demnach hatte Lidl dem Filialleiter angeboten, eine andere Filiale zu übernehmen. Falls er dieses Angebot ablehne, würde ihm gekündigt werden.

Der Filialleiter lehnte jedoch ab, weil er in Wädenswil bleiben wollte, und dieses Angebot nahm er nicht an. Offenbar wurde ihm dies zum Verhängnis, und die Kündigung folgte. Die Mitarbeitenden sind mit dieser Entscheidung jedoch nicht einverstanden und haben beschlossen, den Laden am Freitag, unmittelbar nach dem Tag der Arbeit, aus Protest zu schliessen.

Solidarität unter den Mitarbeitenden

Der Protest ist nicht mit der Unternehmensleitung oder gewerkschaftlichen Vertretern abgesprochen. Dennoch steht die gesamte Belegschaft von 32 Mitarbeitenden hinter dieser Entscheidung.

Der Filialleiter war bei den Mitarbeitenden äusserst beliebt und genoss grosses Vertrauen. Eine Angestellte brachte zum Ausdruck, dass sie im Falle einer Schliessung bereit sei, mit ihm «unterzugehen». Auch andere Mitarbeitende betonten, dass sie sehr traurig über die Kündigung ihres Vorgesetzten seien. Ihr Chef habe stets einen grossen Einsatz gezeigt und sei immer zur Stelle gewesen, wenn es Probleme gab. In der Filiale sei man nicht nur Kollegen, sondern vielmehr eine Familie, die zusammenhält.

Lidl will Schliessung verhindern

Lidl Schweiz reagierte auf die Ankündigung der Schliessung mit Überraschung und gab zunächst keine weiteren Details preis. In einer späteren Stellungnahme versicherte das Unternehmen, dass es sich um eine bedauerliche Situation handle und man stets auf Fairness und Vertrauen achte.

Die Kündigung sei keinesfalls grundlos erfolgt, und das Unternehmen lege großen Wert darauf, solche Situationen im Dialog zu lösen. Auf die spezifischen Details der Mitarbeiterangelegenheit wollte Lidl jedoch nicht weiter eingehen, um den Persönlichkeitsschutz zu wahren.

Das Unternehmen gab auch an, dass die Filiale entgegen der ursprünglichen Ankündigung am Freitag öffnen werde. Wie Lidl diese Schliessung verhindern möchte, und ob es arbeitsrechtliche Konsequenzen für die Mitarbeitenden gibt, bleibt jedoch unklar. Am Montagnachmittag war das Plakat mit der Schliessungsankündigung bereits entfernt worden.

Goldkueste24