Der Antisemitismusbericht des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) und der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus zeigt eine beunruhigende Entwicklung: Antisemitische Vorfälle in der Schweiz haben 2024 ein beispiellos hohes Niveau erreicht.
Zunahme antisemitischer Vorfälle
Im Jahr 2024 wurden 221 antisemitische Vorfälle in der realen Welt registriert, was eine Steigerung von 42,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Besonders auffällig ist die Zunahme von Tätlichkeiten, die mit 11 Vorfällen einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren zeigen. Auch antisemitische Aussagen nahmen stark zu, von 38 Fällen im Jahr 2023 auf 103 im Jahr 2024.
Online wurden mit einer neuen Suchsoftware 1.817 antisemitische Vorfälle erfasst, wobei Telegram mit 890 Fällen die grösste Plattform bleibt. Auch Kommentarspalten von Online-Zeitungen verzeichneten mit 300 Vorfällen einen Anstieg.
Der Krieg als Auslöser
Der Nahostkrieg bleibt der Haupttreiber für die Zunahme antisemitischer Vorfälle, sowohl in der realen Welt als auch online. Rund 45 Prozent der Vorfälle im realen Leben stehen in direktem Zusammenhang mit dem Konflikt. Besonders auffällig ist, dass jüdische Personen zunehmend für die Politik Israels verantwortlich gemacht und mit dem Krieg in Verbindung gebracht werden.
Sicherheitslage
Der Bericht hebt hervor, dass sich das Sicherheitsgefühl jüdischer Menschen in der Schweiz deutlich verschlechtert hat. Viele Jüdinnen und Juden vermeiden es, religiöse Symbole öffentlich zu tragen, und verstecken ihre Identität aus Angst vor Übergriffen.
Der SIG und die GRA fordern daher eine verstärkte Sicherung jüdischer Einrichtungen und eine Antisemitismusstrategie seitens des Staates.