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Schweiz
02.03.2025
02.03.2025 16:31 Uhr

Erinnerungen an Walter Fust (1/5)

Bild: jg
Walter Fust ist am 4. Februar 2025 im Alter von 83 Jahren gestorben. Jürg Grau von Wil24 erzählt aus dem Leben des Pioniers für Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik.

 

Der vor allem für seine  Haushaltsgeräte- und Unterhaltungs­elektronik­-Gruppe Dipl. Ing. Fust AG bekannte Unternehmer aus der Ostschweiz hat spannende Erinnerungen und Geschichten aus seinem Leben hinterlassen. Aus dem von Jürg Grau herausgegebenen Booklet "Guet gmacht Walty!" publizieren wir eine Serie von fünf Artikeln. 

1. Erste Erinnerungen und Kindheit (Gossau SG / Niederuzwil)

Am 17. Juli 1941 kam ich zur Welt, 1944 dann meine jüngere Schwester Brigitta. Meine ersten Jugendjahre verbrachte ich in Gossau SG. Dort besuchte ich zusammen mit meiner älteren Schwester Ursula den Kindergarten und anschliessend das erste halbe Jahr der ersten Primarschulklasse.
Ich kann mich noch an einiges aus dieser Zeit erinnern, so zum Beispiel habe ich miterlebt, wie die Stadt Friedrichshafen am Bodensee bombardiert wurde (April 1944). Friedrichshafen brannte mitten in der Nacht lichterloh. Von unserem Balkon aus an der Herisauerstrasse in Gossau sah man über St. Gallen hinweg den blutroten Himmel und hörte die Einschläge der von den Amerikanern abgeworfenen Bomben.
Mein Vater übte eine Nebentätigkeit neben seiner Berufsarbeit in einer Maschinenfabrik aus: Er handelte mit Velos und Veloteilen aller Art. In der Werkstatt standen immer eine stattliche Anzahl Velos zum Verkauf bereit. Damals belief sich der Wert eines Fahrrads durchaus auf ein Monatseinkommen eines qualifizierten Arbeiters.
Mein Vater hatte im Herbst 1947 in Niederuzwil ein Einfamilienhaus in einer neuen Einfamilienhaussiedlung gekauft. Ein solches Reiheneinfamilienhaus kostete damals ca. Fr. 45'000.--. Eine dazugehörige Garage gab es damals noch nicht, Privatautos waren eine sehr seltene Ausnahme.
Anders mein Vater, er besass seit Kriegsende 1945 immer sein eigenes Auto. In der Küche standen zu dieser Zeit normalerweise ein Elektro- oder ein Gasherd. Kühlschränke fehlten gänzlich. Einbauküchen gab es nicht, man hatte ein Küchenbuffet. Gewaschen wurde in der Regel monatlich einmal. Waschmaschinen gab es wohl, sie waren aber eher die Ausnahme. Gewaschen wurde in einem so genannten Waschherd, in welchem man die Wäsche kochte und dann mechanisch von Hand bearbeitete. Hingegen waren damals Radioapparate üblich, häufig auch ein dazugehöriger Plattenspieler mit den noch heute bekannten grossen 78iger Schallplatten.
Der Vater arbeitete später als Vertreter für eine Ostschweizer Firma (Grossenbacher) und verkaufte von Haustür zu Haustür Dampfkochtöpfe der Marke Flex Sil. Diese Vertriebsart war damals üblich, gab es doch kaum Läden der heutigen Art.

2. Meine Eltern

Meine Eltern August Fust und Hedwig Buchegger wurden beide 1913 geboren. Ihre Jugendjahre fielen in die Zeit des Ersten Weltkriegs und der 20er-Jahre. Die Grosseltern vaterseits bewirtschafteten einen kleinen Bauernhof in Lenggenwil (SG) und waren mit acht Kindern wirtschaftlich immer unter Druck.
Meine Mutter wuchs mit drei Geschwistern in Abtwil bei St. Gallen auf: in einer einfachen, aber bodenständigen Familie. Die Jugend meiner Eltern fiel in eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Ab Ende der zwanziger Jahre, von 1929 bis 1933, gipfelte die Wirtschaftslage in einer schweren, weltweiten Rezession. So war es beiden Elternteilen nicht vergönnt, die Sekundarschule zu besuchen. Das war damals in diesen kleinen landwirtschaftlich geprägten Orten sowieso eine Ausnahme.
Nach der obligatorischen Schulzeit war mein Vater aus familiären Gründen gezwungen, als Hilfsarbeiter in der Industrie zu arbeiten. Sein Einkommen wurde für die grosse Familie dringend gebraucht. Keines der acht Kinder konnte eine Berufslehre absolvieren.  
Die Eltern meiner Mutter ermöglichten jedoch in der gleichen schwierigen Zeit allen vier Kindern eine Berufslehre. Das war damals vor allem für Mädchen nicht selbstverständlich. Meine Mutter erlernte in einem Betrieb in der Nähe den Beruf einer Weissnäherin. 
Es ist mir nicht bekannt, wie sich meine Eltern kennen gelernt haben. Sie haben jedoch nach kurzer Bekanntschaft geheiratet, dies offenbar gegen den Willen ihrer Eltern. Bei den Eltern väterlicherseits wog das ausfallende monatliche Nebeneinkommen offenbar schwer, mütterlicherseits hätte man sich einen Schwiegersohn aus „besseren Kreisen“ gewünscht. 
1938 wurde geheiratet. Ein Jahr später 1939 kam meine Schwester Ursula zur Welt. 
Es müssen schwierige Zeiten für die junge Familie gewesen sein. Mein Vater leistete lange Militärdienste, damals ohne Entlohnung von Seiten des Arbeitgebers. Die Leistungen des Staates waren ebenfalls gering. Meine Mutter konnte dank ihrem Beruf zum Unterhalt der Familie beitragen.

In Kürze

Name
Walter Fust

Wohnort
Bei Bern

Frühere Wohnorte  
Gossau (SG), Niederuzwil, Oberbüren

Weiterführende Ausbildungen und Abschlüsse Maschineningenieur ETH Zürich

Familiäre Verhältnisse (Zivilstand, Kinder etc.)             
Drei Kinder

Besuchte Schulen  
Primarschule in Gossau und Uzwil; Kantonsschule Burggraben St. Gallen

Jürg Grau, Wil 24