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Schweiz
28.02.2025
28.02.2025 08:26 Uhr

Graubünden stellt sich NS-Zeit

Ein von Nationalsozialisten im Jahr 1938 errichtetes Denkmal in Chur für deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs, die in Graubünden starben. Recherchen von SRF dazu haben im Alpenkanton nun die Aufarbeitung der Nazizeit ausgelöst. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Die Bündner Regierung will die Zeit des Faschismus und des Nationalsozialismus in Graubünden wissenschaftlich breit aufarbeiten. Die Regierung reagiert damit auf einen Historikerbericht.

Auslöser der jüngsten Geschichtsaufarbeitung im Alpenkanton waren Recherchen einer Bündner Journalistin für das Schweizer Radio und Fernsehen SRF über ein Grabmal für internierte deutsche Soldaten des 1. Weltkriegs auf dem Friedhof Daleu in Chur Anfang 2023. Im Nachgang zur Debatte um das Grabmal rückte die Zeit des Faschismus in Graubünden in die öffentliche Wahrnehmung.

Der Grosse Rat forderte eine umfassende Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und Faschismus in Graubünden. In einem ersten Schritt sollte der Forschungsstand wissenschaftlich erhoben und Forschungslücken benannt werden. Dieser Bericht der Bündner Historiker Christian Ruch und Andrea Tognina liegt nun vor.

"Die Bündner Geschichte zur Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus weist zwar weiterhin einiges an Forschungslücken und -bedarf auf. Die immer wieder kolportierte Behauptung, dass man so gut wie nichts über diese Epoche wisse, ist jedoch nicht haltbar", lautet das Fazit der Historiker.

Allerdings konnten sich die Geschichtsforscher des Eindrucks nicht erwehren, dass zwischen dem in Form von Schriften und Filmen greifbaren Thema einerseits und dessen öffentlicher Wahrnehmung andererseits "eine gewisse Diskrepanz" bestehe.

Medien der Nazi-Zeit unter der Lupe

"Angesichts des grossen öffentlichen und politischen Interesses an der fraglichen Epoche, erscheint es angebracht, dass der Kanton die Erforschung der Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus fördert", folgerte nun die Regierung. Der mediale Diskurs und die öffentliche Meinung der fraglichen Zeit mit Bezug zu Nationalsozialismus und Faschismus sollen mit den Mitteln der Medienwissenschaft analysiert werden.

Dazu lädt der Kanton Institutionen der Geschichts- und Medienforschung ein, ein Forschungskonzept für eine systematische Auswertung der Bündner Medien bezüglich ihrer Berichterstattung zu Nationalsozialismus und Faschismus einzureichen.

Keystone-SDA