In Walzenhausen am 30. März 1895 geboren, absolvierte Carl Lutz eine kaufmännische Lehre in St.Margrethen. Als 18-jähriger wanderte er in die USA aus, wo er an der George-Washington-University Geschichte und Rechtswissenschaft studierte. 1920 trat er in den Dienst der Schweizer Gesandtschaft in Washington.
Nach verschiedenen diplomatischen Einsätzen wurde er Anfang 1942 als Vizekonsul in Budapest stationiert. Als deutsche Truppen im März 1944 nach verschiedenen Ländern auch Ungarn besetzten, intensivierten die Nazis und ihre ungarischen Helfer die gezielte Verfolgung und Ermordung von Juden.
Über 60'000 Menschen gerettet
Unbürokratisch, ohne Rücksprache mit dem offiziellen Bern und nur dem eigenen Gewissen verpflichtet, lancierte Lutz eine in der Geschichte beispiellose Schutzbrief-Aktion, die über 60'000 Menschen vor dem Abtransport ins Vernichtungslager Auschwitz bewahrte. Obwohl oft in Lebensgefahr stehend, stellte er sich unerschrocken und erfolgreich den Nazis und ihren Plänen entgegen.
Kaltgestellt und nach Bregenz abgeschoben
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz im Frühling 1945 sah sich Lutz seitens des Bundesrats mit dem Vorwurf der Kompetenzüberschreitung konfrontiert. Er wurde weitgehend kaltgestellt und in die Vorarlberger Hauptstadt Bregenz abgeschoben.
Hier wirkte bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1960 als Konsul. Im Gegensatz zum Bundesrat würdigte Walzenhausen die grossen Verdienste von Carl Lutz 1963 mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Die Rehabilitation und die Anerkennung seiner Verdienste durch den Bundesrat erfolgten erst 1995 und damit zwanzig Jahre nach seinem Tod.
Breit abgestützte Nobelpreis-Kandidatur
1971 wurde Carl Lutz für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Hinter der Kandidatur standen der zionistische Weltkongress, die internationale Liga für Menschenrechte, die christlichsoziale Volkspartei, die Grossloge Alpina und eine Reihe bekannter Persönlichkeiten im In- und Ausland.
Die entsprechenden Bemühungen blieben dann aber erfolglos. An Lutz erinnern heute Gedenktafeln auf dem Kirchplatz von Walzenhausen und an seinem Elternhaus im Weiler Wilen.