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Gesundheit
09.02.2025
09.02.2025 16:17 Uhr

Nanoplastik im Mutterleib

Empa-Forscherin Tina Bürki im Labor Bild: Empa
Ob die Belastung der Mutter mit Nano-Partikeln beim werdenden Kind Allergien und Asthma auslösen können, untersucht eine Forschergruppe der EMPA.

Asthma, Pollenallergie oder chronische Hautleiden: Allergische Reaktionen sind vielfältig und nehmen stetig zu. Zu den möglichen Ursachen gehören schädliche Umweltfaktoren, die bereits während der Schwangerschaft die Grundlage für spätere Erkrankungen legen könnten.

Ein interdisziplinäres Team aus Forschern der Empa St.Gallen, der ETH Zürich, der EPFL, der Universität Zürich und des Kantonsspitals St.Gallen untersucht nun die Auswirkungen von Mikro- und Nanoplastik. 

Bereits bekannt ist, dass winzige Plastikpartikel über das Trinkwasser, die Nahrung und die Luft in den Körper von Schwangeren gelangen und bis zum ungeborenen Kind vordringen können. Dort könnten sie das empfindliche Immunsystem von Mutter und Kind beeinflussen. Zusätzlich haben sie die Fähigkeit, Schadstoffe, Allergene und Krankheitserreger zu transportieren.

Das neue Forschungsprojekt soll eine umfassende Analyse zur Bedeutung von Plastikpartikeln in der Schwangerschaft ermöglichen. Hierfür arbeiten Experten aus Materialanalyse, Zellbiologie, Allergieforschung und Medizin zusammen. Das Projekt wird von der Eduard-Aeberhardt-Stiftung sowie einer weiteren Stiftung gefördert.

Besonderes Interesse gilt der Plazenta, die während der Schwangerschaft als Verbindung zwischen Mutter und Kind fungiert.

Dieses Organ versorgt das Kind mit Nährstoffen und Botenstoffen, die für eine gesunde Entwicklung unerlässlich sind. Gleichzeitig spielt es eine entscheidende Rolle in der Immunantwort auf Fremdstoffe.

Bereits bekannt ist, dass Nanopartikel die Kommunikation zwischen Plazenta und ungeborenem Kind stören können. Welche Auswirkungen Mikro- und Nanoplastik auf die immunologische Funktion der Plazenta und das fötale Immunsystem haben, ist jedoch noch unzureichend erforscht.

«Daher besteht ein dringender Bedarf an korrekten Risikobewertungen von Umweltbelastungen für Schwangere», erklärt Tina Bürki.

Um den gesamten Ablauf der Nanopartikel-Exposition zu analysieren, untersuchen die Forscher den Abrieb von alltäglichen Plastikprodukten sowie deren Interaktionen mit allergieauslösenden Substanzen und Schadstoffen.

Mithilfe von Zellkulturen der menschlichen Plazenta und fötaler Blutzellen wird der Transport der Partikel im Körper sowie die Reaktion auf verschiedene Schadstoff-Partikel-Verbindungen so realitätsnah wie möglich untersucht.

«Durch die Freisetzung von Hormonen und anderen Mediatorstoffen könnte eine belastete Plazenta zu Fehlentwicklungen im kindlichen Immunsystem beitragen», sagt Tina Bürki. Für eine nachhaltige Verwendung von sicheren Kunststoffprodukten sei es daher entscheidend, zu wissen, welche Polymere ein erhöhtes Potenzial besitzen, Allergien auszulösen.

Dank grosszügiger Zuwendungen der Eduard-Aeberhardt-Stiftung sowie einer weiteren Stiftung konnte das Forschungsprojekt gestartet werden. Weitere Mittel werden jedoch noch benötigt. Wer das Projekt unterstützen möchte, findet weitere Informationen und das Spendenformular hier.

Andrea Six, Empa