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Hombrechtikon
25.10.2024

32 Kilometer Draht in Bewegung

Seit sechs Jahren kreiert Daniela Hoesli Drahtskulpturen. Bild: Adrian Huber
Daniela Hoesli vereint die Liebe zum Dreidimensionalen in ihrer Kunst. Sie repariert Magnolienblätter und erschafft faszinierende Drahtobjekte, die sie «ihre Drahtkörper» nennt. Ein spannender Besuch und Einblick in ihre Welt.

Vor sechs Jahren hatte Daniela Hoesli eine Vision von etwas Dreidimensionalem, obwohl ihre künstlerische Arbeit ursprünglich im zweidimensionalen Bereich verwurzelt war. Die 55-Jährige Künstlerin, die als wissenschaftliche Illustratorin tätig ist, arbeitet an vielseitigen Projekten – von Gebrauchsanleitungen bis hin zu Wandbildern in Museen, insbesondere im Bereich der Archäologie. Dabei erstellt sie Rekonstruktionen, die das Leben vor 5000 Jahren anschaulich machen, sei es durch erklärende Zeichnungen oder selbsterklärende Bilder, oft in Kombination mit Texten.

Magnolienblatt im Piemont

Viele Jahre lang führte sie ein Atelier namens «bunterhund» in Zürich, woraus auch ihr Künstlername «Buntiela» – eine Mischung aus «bunterhund» und ihrem Vornamen entstanden ist. In den letzten 25 Jahren konnte sie mit verschiedenen Menschen in kreativen Projekten zusammenarbeiten. Diese Kooperationen, irgendwo zwischen beruflichem Engagement und einer Art kreativer Auszeit, führten sie schliesslich in eine alte Villa mit grossem Park im Piemont, wo sie sich der Naturstudie widmete.

«Eines Tages lag ein angefressenes Magnolienblatt des immergrünen Magnolienbaums vor mir, und mein erster Impuls war, es zu reparieren», erzählt Daniela. Da sie immer etwas Nähzeug oder Häkelmaterial dabeihat, flickte sie das Blatt. Diese spontane Idee, Blätter zu «reparieren», war der Beginn ihrer Reise in die dreidimensionale Kunst. Daniela begann, die Magnolienblätter weiterzubearbeiten, und stellte ihre Arbeiten bald in Ausstellungen aus.

Vision: Mit Draht stricken

Ein ähnlicher Prozess ereignete sich mit dem Draht und dem «Stricken». Ihre Drahtobjekte schweben im Raum, oft in sanfte Drehungen oder unvorhersehbare Bewegungen versetzt, ob durch den Wind oder einen kleinen Motor. Beleuchtet von Scheinwerfern oder natürlichem Licht, entfaltet sich ein faszinierendes Spiel aus Schatten, Objekt und Bewegung. Auch mit dem Draht kam die Künstlerin durch eine Vision weiter.

Zusammen mit einer anderen Künstlerin entwickelte sie eine Technik, um Draht zu verarbeiten: «Um eine gleichmässige Masche aus Draht zu stricken, musste ich den Draht erst aufwickeln und die dreidimensionale Form wieder flach werden lassen. Dann begann ich, den Draht Runde für Runde zu verarbeiten, alles von Hand und ohne Werkzeuge.»

Jedes Stück ein Unikat

Jedes Stück ist ein Unikat. Die Werke stellt sie seit einigen Jahren auch aus, bis Ende Oktober z. B. bei Blickfang Optik in Hombrechtikon. «Ich wünsche mir, meine Werke auch in öffentlichen Räumen wie stilvollen Bibliotheken oder moderner Architektur zeigen zu können, wo sie noch eindrucksvoller zur Geltung kämen», sagt sie.

32 Kilometer Draht

Für grössere Projekte investiere sie oft rund 100 Stunden. «Ich arbeite mit verschieden dicken Drähten und nehme auch Aufträge an. So habe ich zum Beispiel Kupferhauben für eine Hotelbesitzerin erstellt. Doch mein Herzblut steckt in meinen eigenen Objekten.» Häufig arbeitet sie nachts, wenn alles ruhig ist. «Dann sitze ich da, lasse meine Mobiles ihre Runden drehen und erkenne plötzlich, was der nächste Schritt ist.»

Mittlerweile hat Daniela rund 32 Kilometer Draht verarbeitet. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist Daniela Mutter von zwei Kindern und arbeitet im Teilzeitpensum an der Universität Zürich. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Haus in Feldbach, das sie vor 16 Jahren von ihren Eltern übernommen und renoviert hat. Dort pflegt sie den Garten und lebt ihre Liebe zu alten Handwerken aus. «Ich geniesse das Leben hier in Feldbach.»

Gabriela Gasser