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16.09.2024

Eine Ausstellung, die durch Gegensätze inspiriert

Peter Gasser (l) und Ernesto Ghenzi Bild: zvg
Rapperswil: Der bekannte Joner Bildhauer Ernesto Ghenzi und der Kaltbrunner Maler Peter Gasser haben sich für eine Ausstellung zusammengetan. Ihre Schau beeindruckt durch Vielfalt und handwerkliches Können.

Ernesto Ghenzi ist einer der bekanntesten und markantesten Bildhauer der ganzen Schweiz, seine unverwechselbaren Werke stehen unter anderem in Rapperswil-Jona, Dietlikon, Gommiswald, Einsiedeln oder Zürich.

Dass er sich dieses Jahr zur Ruhe gesetzt hat, heisst noch lange nicht, dass er untätig ist. Vielmehr organisiert er jetzt mit seinem alten Freund und Maler, Peter Gasser, eine Ausstellung in Rapperwil-Jona. Und zwar in seinem alten Atelier an der Spinnereistrasse. Wer noch nie an diesem Ort war, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, denn Ghenzis Steinskulpturen überzeugen sowohl durch handwerkliche Perfektion wie grossen Gestaltungswillen. Das harte Material scheint unter seinen Händen zu schmelzen, wenn er Marmor oder Granit in fliessende-weiche Formen bringt. 

Auf der Suche nach Perfektion

Er versuche, Grenzen auszuloten, sagt der Ghenzi. «Für mich muss einfach alles stimmen, vorher kann ich mit einer Skulptur nicht aufhören.» Die Bezeichnung Perfektionist treffe bei ihm sicher zu. Das liege auch an seiner Familie. Hierzu muss man wissen, dass der 65-Jährige aus einer Bildhauer-Dynastie entstammt: Schon über viele Generationen ist die aus der italienischen Provinz Brescia kommende Familie in diesem Metier tätig. «So war es bei uns schon immer: Wenn man etwas macht, tut man es so gut wie möglich.» Dieses Streben nach Perfektion sieht man seinen Werken deutlich an. Wobei die zahlreichen hier versammelten Skulpturen seinen unverkennbaren Stil deutlich zeigen.

Kontrast an den Wänden

Einen spannenden Gegensatz zu Ghenzis wuchtigen und doch eleganten Werken bilden die Ölgemälde von Peter Gasser. Bei Betrachten seiner Bilder meint man öfters ein Werk berühmter Meister vor sich zu haben, wie zum Beispiel Modigliani oder Mondrian. Er male zwar im Stil solcher Grössen, aber kopiere sie nicht eins zu eins, sagt der 82-Jährige. Den Einwand, er pflege gar keinen eigenen Stil, kontert er gelassen: «Das kann ich akzeptieren. Ich bin reiner Hobbymaler und interpretiere viele Künstler. Das heisst, ich male zwar in ihrem Stil, bringe aber auch meinen Einfluss hinein.» Er bevorzuge nämlich stärkere Kontraste und Farben.

Wie es zur Ausstellung kam

Die Frage, wie es zur aktuellen Ausstellung kam, ist schnell beantwortet. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren und sind gute Freunde. So verwundert es auch nicht, dass sie schon früher zusammen ausgestellt haben. Vor einigen Monaten kam Gasser mit dem Vorschlag, wieder mal etwas Gemeinsames zu organisieren. Ein weiterer Hintergrund ist die Tatsache, dass sich im Laufe der Jahrzehnte bei ihnen so einiges an Werken angesammelt hat. Diesen Fundus würden die beiden gerne ein wenig reduzieren, wie Ghenzi und Gasser erklären. Gibt es allenfalls auch hier ausgestellte Werke, die sie lieber nicht verkaufen würden? Ghenzi schmunzelt: «Jein. Das ist eine Skulptur, die ich soeben fertiggestellt habe. Die möchte ich noch nicht verkaufen. Noch ist sie für mich wie ein Kind, dass neu geboren wurde.» Er zeigt auf ein Werk, das an ein Schneckenhaus erinnert. «Jetzt möchte ich es gerne noch ein wenig geniessen und nicht schon weggeben.» Anders wäre es, wenn das Werk von jemanden gekauft wird, den er kennt. «Dann besteht immerhin die Chance, dass ich es wieder mal sehen kann.» Ansonsten habe er kein Problem damit, etwas wegzugeben. «Ich kann ja wieder etwas Neues machen», sagt Ghenzi, worauf beide Künstler lachen.

Kunstausstellung im Artcorner des Bildhauerateliers an der Spinnereistrasse 29, 8640 Rapperswil. Vernissage: Samstag, 14. September, von 14 bis 17 Uhr.
Finissage: Samstag, 5. Oktober, von 14 bis 17 Uhr.

Das Atelier ist geöffnet vom Dienstag, 17. September bis Samstag, 5. Oktober, jeweils von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung.

Jerôme Stern