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Kanton
03.07.2024

Ältere brauchen zu viel Wohnraum

Sozialen Druck, grosse Wohnungen für Familien freizugeben, spüren wenige. Bild: Lisa Maire
Personen, deren Kinder bereits ausgezogen sind, haben das grösste Potenzial zur Verkleinerung des Wohnraums. Doch das Potenzial wird nur begrenzt genutzt. Dies zeigt eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Für 70 Prozent der Befragten ist eine Verkleinerung des Wohnraums keine Option. Die Bereitschaft zur Verkleinerung erhöht sich aber mit zunehmendem Alter sowie einer vorhandenen Umzugsbe­reitschaft. Dies zeigt die repräsentative Studie «Wohnraumnutzung aus individueller Sicht», für die im Frühjahr 2024 ins­gesamt 1097 Personen in der Deutschschweiz und in der Romandie zu ihrer Wohnraumnutzung befragt wurden.

Die Studie durchgeführt hat die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen, der Fédération Romande Immobilière, dem Hauseigentümerverband Schweiz und Raiffeisen Schweiz.

«Empty Nester» sind kaum flexibel

Wie es in einer Mitteilung der ZHAW heisst, seien die umzugsbereiten Personen in der Befragung nach ihren Wohnungswünschen und ihrer Kompromissbereitschaft gefragt worden. Dabei ­würden sie sich am wenigsten flexibel bei der Zimmeranzahl und den Wohnkosten zeigen: 42 Prozent möchten bei der Zimmeranzahl und 32 Prozent bei den Wohnkosten nicht von ihrer Wunschvor­stellung abweichen. Vor allem Empty Nester zeigen bei diesen Kriterien die geringste Flexibilität. Trotzdem möchte die Hälfte der Empty Nester bei einem Umzug die Zimmerzahl reduzieren.

Die «Empty Nester» gehören gemäss Mitteilung gleichzeitig zur Gruppe mit dem grössten Potenzial zur Verkleinerung ihres Wohnraums. 26 Prozent empfinden ihr Zuhause als zu gross und 38  Prozent der befragten Empty Nester hätten einen Zimmerüberschuss von mehr als zwei Zimmern.

Würden die Empty Nester im Eigenheim wohnen, erhöhe sich letzterer Anteil sogar auf 61 Prozent. Im Allgemeinen gilt: «Ein Zimmerüberschuss von zwei Zimmern, also zwei Zimmer mehr als Personen im Haushalt leben, scheint den Befragten als ideale Wohnungs-/Hausgrösse zu gelten», schreibt die ZHAW in ihrer Mitteilung weiter.

Finanzielle Reize verhindern Umzug

Die Empty Nester nutzen ihr Potenzial zur Verkleinerung demnach aber nur begrenzt. «So geht der Umzugsdruck weniger von zu grossen als vielmehr von zu kleinen Wohnungen aus», heisst es im Kommuniqué. Sozialer Druck ist ebenfalls nur begrenzt vorhanden: Nur jede dritte befragte Person findet, dass ältere Paare oder Alleinstehende in zu grossen Wohnungen ihren Wohnraum für jüngere Familien freigeben sollen.

Zudem verhindern bei Personen, die eigentlich bereit wären, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, finanzielle Anreize einen Umzug. Die Neumiete für kleinere Wohnungen ist beispielsweise oftmals teurer als die Bestandsmiete der grösseren Wohnung, die man bereits seit längerer Zeit bewohnt. «Es zeigt sich, dass die Kombination von Umzug und Verkleinerung – also zwei einschneidenden Veränderungen gleichzeitig – besonders herausfordernd ist», lässt sich Selina Lehner, Co-Leiterin der Studie, in der Mitteilung zitieren. «Wenn zudem wichtige Anreize fehlen, wird diese Entscheidung häufig aufgeschoben.»

Heimbüro wird unverzichtbar

Das Büro entwickelt sich zunehmend zu einem unverzichtbaren Raum. 61 Prozent der Befragten möchten zukünftig ein Büro in den eigenen vier Wänden haben. «Viele Nutzungsmöglichkeiten sollten sich in den eigenen Räumlichkeiten befinden. Ein externes Büro ist beispielsweise nicht gleich attraktiv wie ein Büro in den eigenen vier Wänden», so Holger Hohgardt, Co-Leiter der Studie, in der Mitteilung der ZHAW.

Auch nach dem Arbeitsleben nimmt das Büro einen wichtigen Stellenwert ein. Ein Ankleide- oder ein Spielzimmer nennen hingegen weniger als 15 Prozent als Teil ihres aktuellen Zuhauses.

pd/pat/Zürich24