Aus der Politik wird Kritik laut, der Verwaltungsrat habe versagt. Auch wurde Kritik an dir in der Funktion als VR-Präsident geübt und es gab gar Rücktrittsforderungen. Was sagst du dazu?
Es gibt immer Entscheidungen, die im Nachhinein anders hätten gefällt werden können. Mir persönlich ging in den letzten Wochen Sören Kirkegaards Ausspruch «Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden» oft durch den Kopf. Was hätten wir anders machen können mit dem Wissen von damals?
Der Entscheid für die Beschaffung der finanziellen Mittel erfolgte im Jahr 2014, der Bauentscheid 2017. Seitdem hat sich die Situation massiv verändert und die Entwicklung im Gesundheitswesen wurde immer schwieriger. Die Fusion mit dem Spital Uster scheiterte 2020 kurz vor der Urnenabstimmung. Der Verwaltungsrat hat sich auch frühzeitig und permanent mit der Finanzierungsfragestellung und den im Betrieb nötigen Massnahmen auseinandergesetzt.
Die Entwicklung im gesamten Gesundheitswesen – gestiegene Kosten und unverändert gedeckelte Preise für das medizinische Angebot – zeigen zudem, dass wir nicht allein sind.
Ich persönlich habe mich zusammen mit dem Verwaltungsrat in den vergangenen Jahren mit viel Engagement für das GZO AG eingesetzt und werde weiterhin an Lösungen mitarbeiten. Die Angriffe auf meine Person blenden das aus und schmerzen deshalb besonders.
Niemand wird gerne persönlich kritisiert. Wie gehst du persönlich mit dieser Herausforderung um? Findest du noch Schlaf?
Natürlich ist das keine einfache Situation, und ich bin ein selbstkritischer Mensch. Gerade angesichts des grossen Engagements für das GZO tut das weh. Das Thema Spital beschäftigt mich sehr und verkürzt meine Nächte sehr.
Du hast viele Mandate, welche hohen persönlichen Einsatz und lange Präsenzzeiten mit sich bringen. Was begegnest du jenen, die meinen, dass du dich dadurch nicht mehr richtig um die einzelnen Bereiche kümmern kannst, evtl. gar überfordert bist?
Wichtig sind funktionierende und verlässliche organisatorische Strukturen. Diese sind unabdingbar. Dazu gehören aber auch die Kraft und Energie und ein Umfeld, welche das möglich machen. Diese Grundlagen sind da und machen dieses Engagement möglich.
Du bist gleichzeitig Gemeindepräsident von Gossau, einer der Aktionärsgemeinden. Gibt es da nicht bestimmte Interessenskonflikte?
Falls es Interessenskonflikte mit meinen übrigen Aufgaben gibt, trete ich in den Ausstand. Die Ausstandpflicht halten wir strikt ein. Meine Tätigkeit als Gemeindepräsident ist eine tolle Aufgabe und macht mir unverändert grosse Freude. Sie beinhaltet auch viel mehr als die Wahrung der Aktionärsrechte an der GZO AG.
Wann wurde klar, dass es mit der Finanzierung eng werden könnte?
Wir haben schon 2022 mit der Erarbeitung von Lösungsansätzen begonnen. Einerseits wurde mit den Aktionärsgemeinden die Basis für eine Erweiterung des Aktionariats geschaffen. Anderseits begannen wir, mit möglichen Investoren zu sprechen. Rechtzeitig wurde 2023 in Absprache mit Finanzierungspartnern und der Gesundheitsdirektion die Grundlage für eine Kapitalerhöhung geschaffen, zur Aufnahme eines Investors, dessen Zusage vorlag. Die Verschlechterung der Situation im Gesundheitssektor führte im Dezember 2023 zum Rückzug der Finanzierungspartner mit der klaren Aussage: Ohne Staatsgarantie stehen wir nicht zur Verfügung.
Wann wurde das Gesuch beim Kanton eingereicht?
Unser Bestreben war es immer, ohne Unterstützung des Kantons eine Lösung zu finden. Nachdem ein runder Tisch am 31. Januar 2024 mit allen Finanzierungspartnern zum Schluss kam, dass ohne Staatsgarantie keine Finanzierungspartner zur Verfügung stehen, blieb uns nichts anderes übrig, als ein Gesuch beim Kanton einzureichen.
Dabei ist festzuhalten, dass es um eine Staatsgarantie ging, wie sie in anderen Kantonen bereits Tatsache ist und wie sie der Kanton Zürich beispielsweise im Rahmen der AXPO-Finanzierung gewährt hat.