«Uetikon spart bei alten Menschen» schrieb Goldküste24 am 18.April. Zuvor hatte der Gemeinderat den folgenden Beschluss gefällt: «Durch die demografische Entwicklung wird auch die Uetiker Bevölkerung immer älter und viele erreichen das 90. Altersjahr und mehr. Eine Reduktion der Gratulationen ist darum angezeigt.»
Konkret will der Gemeindepräsident nicht mehr jedem Einwohner über 90 Jahren jedes Jahr gratulieren, sondern nur noch alle 5 Jahre. Und auch Blumen gibt es nur noch für 90-jährige, 95-jährige und 100-jährige. Der Aufwand für jährliche Gratulationen sei zu gross.
Einige offene Fragen
Danach wollten wir es genauer wissen: Wie viele Menschen leben in Uetikon, die heute über 90 Jahre alt sind? Wie gross ist die zeitliche und finanzielle Einsparung, wenn man auf die jährliche Gratulation verzichtet? Wie kam die «Sozialkommission» der Gemeinde auf diese Idee, wer war federführend? Wie begründet der Gemeindepräsident die Einsparungen - sind sie wirklich so wesentlich für eine Gemeinde, die genug Geld hat? Was sagt «Pro Senectute» dazu, die am Entscheid mitbeteiligt war?
Verantwortung versteckt
Die Fragen an die involvierten Personen kamen der Gemeinde nicht gelegen: Einerseits weil Ferien war und anderseits weil man nicht wollte, dass die persönliche Verantwortung offen gelegt wurde.
In der Folgewoche traf auf der Linth24-Redaktion keine Einzelantworten ein, sondern eine mit allen Personen allseits abgestimmte Antwort.
Sie wurden auch nicht von den verantwortlichen Personen gegeben, sondern vom stellvertretenden Gemeindeschreiber Severin Uhr, der wohldossiert auf die Fragen antwortete.
Eine wohltemperierte Antwort
Der Transparenz zuliebe, wird diese Antwort hier in vollem Umfang veröffentlicht:
«Per 31.12.2023 hatte die Gemeinde Uetikon am See 6'283 Einwohnerinnen und Einwohner. Davon waren 73 Personen im Alter von 90 Jahren oder mehr. Diese Personen wohnen zu Hause, in Wohn- oder Pflegeheimen von Uetikon am See oder auch in auswärtigen Institutionen.
Die Reduktion der Anzahl persönlicher Gratulationen ist keine Sparmassnahme. Jährliche, persönliche Besuche durch Gemeindepersonal oder Behördenmitglieder sind nicht mehr zeitgemäss und insbesondere bei Aufenthalten in Pflegeinstitutionen teilweise unpassend oder aufgrund der Hausordnungen nicht zulässig/möglich.
Mit dem grossen Wachstum der Gemeinde sowie der immer älter werdenden Bevölkerung nimmt auch der Aufwand überproportional zu und im Vergleich zu anderen Gemeinden dieser Grösse ist die Anzahl der Besuche reduziert worden.
Persönliche Besuche resp. das Überbringen von Geschenken finden aber immer noch bei den runden Geburtstagen am 90. und 95. sowie ab dem 100. jährlich statt.
Das Dienstleistungsangebot für ältere Menschen in Uetikon am See ist gross und vielfältig. Wir legen mehr Gewicht auf den Ausbau von notwendigen Dienstleistungsangeboten für alle Seniorinnen und Senioren, als auf kleine Geschenke für einzelne Altersgruppen.»