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12.04.2024
13.04.2024 08:49 Uhr

Maurmer Post wird zur Gemeinderats-Post

Der Gemeinderat Maur übernimmt vorübergehend die «Aufsicht» der Maurmer Post. (Archiv) Bild: Gemeinde Maur
Nach dem Eklat bei der Maurmer Dorfzeitung nimmt der Gemeinderat das Heft im wahrsten Sinn des Wortes selbst in die Hand. Er übernimmt kurzerhand die Aufsicht.

Bei der Maurmer Dorfpost brodelte es seit Monaten, vor einem Monat kam's zum Eklat: Wegen eines Artikels in der Ausgabe vom 8. März 2024, bei dem das Bauamt der Gemeinde in der Kritik stand, wurde der stv. Chefredaktor und Autor des Artikels umgehend freigestellt. Der Vorwurf ist happig: Der Gemeinderat wirft dem stv. Chefredaktoren schwere Verstösse gegen die redaktionellen Richtlinien der Zeitung vor. Dies, obwohl die Kommission Maurmer Post, welche die redaktionelle Hoheit über die Zeitung hat, das Gut zum Druck für die Zeitung und damit auch für den besagten Artikel erteilt hatte.

Auch der Chefredaktor, der seit knapp einem Jahr bei der Gemeinde im Teilzeitpensum angestellt war und einen befristeten Vertrag mit der Gemeinde bis Ende März 2024 hatte, wurde bereits vor dem besagten Artikel kaltgestellt. Ihm wurde Anfang Jahr von der Kommission Maurmer Post mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. Dies, obwohl er sich in kürzester Zeit in die Herzen der Maurmerinnen und Maurmer geschrieben hatte. Ein erfahrener Journalist, der seit 50 Jahren in der Gemeinde wohnt.

Die Kommissiom teilte ihm mit, dass die Stelle neu ausgeschrieben werde, er könne sich ja darauf bewerben. Eine Begründung gab's laut Chefredaktor keine – auch nicht von seinem Arbeitgeber, der Gemeinde Maur.

Die Stelle wurde zum Erstaunen des Chefredaktors und zur Verwunderung vieler Maurmerinnen und Maurmer am 2. Februar 2024 in der Maurmer Post ausgeschrieben. Danach muss es übel zu und her gegangen sein: Der Chefredaktor wurde im März wegen Mobbing am Arbeitsplatz krankgeschrieben. Mittlerweile kommunizieren die betroffenen Parteien nur noch über Anwälte miteinander.

Maurmer Post wird zur Gemeinde-Post

Chefredaktor weg, stellvertretender Chefredaktor weg. Interimistisch hat die Kommission Maurmer Post auf die Schnelle eine Chefredaktorin ad-interim – es soll eine Berufskollegin eines Kommissions-Mitglieds sein – und eine weitere Redaktorin definiert, welche die Herausgabe der Dorfzeitung, die einmal pro Woche erscheint, gemeinsam mit «bewährten freien Mitarbeitenden» sicherstellen sollen.

In der neuen Ausgabe vom 5. April meldet sich der Gemeinderat im Editorial nun gleich gleich selbst zu Wort. Der Gemeinderat Maur habe über die definitive Besetzung der Chefredaktion Maurmer Post sowie über die aktuelle Debatte zu den Strukturen der Zeitung beraten. Er habe beschlossen, den Rekrutierungsprozess für die Chefredaktion auszusetzen und nach einer Standortbestimmung neu zu starten. Ausserdem übernehme der Gemeinderat zwischenzeitlich die Aufsicht über die Maurmer Post. Jener Gemeinderat, der noch vor weniger als einem Jahr die Unabhängigkeit der Zeitung forderte und der Gemeindeversammlung eine Privatisierung, sprich Auslagerung an eine externe Herausgeberschaft, beantragte. Das Maurmer Stimmvolk wollte davon nichts wissen und lehnte den Antrag ab.

2 Aufsichtsbeschwerden eingereicht

Dass der Gemeinderat nun die Aufsicht übernimmt, erfolge in Abstimmung mit der Kommission Maurmer Post. Eine eingesetzte Arbeitsgruppe – die Zusammensetzung ist nicht bekannt – soll die aktuellen Strukturen und Prozesse in der Maurmer Post überprüfen und «gegebenenfalls Anpassungen ausarbeiten». Damit trage der Gemeinderat auch dem Inhalt von zwei Aufsichtsbeschwerden Rechnung, welche beim Bezirksrat
Uster bezüglich der Maurmer Post eingegangen seien. Man wolle spätestens Anfang Juni 2024 über das Resultat sowie die nächsten Schritte informieren.

Ob diese Massnahme zur «Beruhigung und zu einer sachlichen Lösungsfindung» beiträgt, wie dies der Gemeinderat in seiner Begründung schreibt, wird sich zeigen. Auch darf man sich fragen, ob das der Volkswille war, als sie letztes Jahr eine Privatisierung der Maurmer Post ablehnte. Klar ist: Es bleibt spannend!

> Maurmer Post Nr. 11 vom 5. April 2024

Barbara Tudor