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Hombrechtikon
06.04.2024
07.04.2024 11:00 Uhr

Dorfläden im Wandel

Dorfläden tragen zur Lebensqualität jeder Gemeinde bei. Bild: AdobeStock
Das «Lädelisterben» ist allgegenwärtig, und viele gerade kleinere Läden müssen aus wirtschaftlichen Gründen schliessen. Dabei sind sie wertvolle Treffpunkte im Dorf und tragen wesentlich zur Lebensqualität einer Gemeinde bei.

Wie überall schliessen auch in Hombrechtikon Dorfläden, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen Nachfolgeproblemen. Dazu zählen unter anderem beliebte Geschäfte wie das Leue-Lädeli, das Modehaus Brack, die Papeterie, das Fotogeschäft Hauenstein sowie demnächst auch das Uhren- und Schmuckgeschäft Meier (wir berichteten).

Herausforderung Internet und Grossverteiler

Denise Vignola ist die Inhaberin von «Denise’s Fancy Boutique». In ihrem Lokal an der Eichtalstrasse bietet sie Geschenkartikel sowie Second Season- und Secondhand-Mode für Damen an. Sie sei mit dem Geschäftsverlauf grundsätzlich zufrieden, es gebe aber auch harzige Monate. «Die grösste Herausforderung ist – wahrscheinlich für jeden Dorfladen –, dass die Bewohner in den Laden kommen und nicht im Internet oder im Grosshandel einkaufen.»

Doris Vignola führt ein Lokal mit Geschenkartikel, Second Season- und Secondhand-Mode für Damen. Bild: zvg

Regionalität und Qualität

Franziska Steiner betreibt seit 2020 das Blumenatelier im Herzen von Hombrechtikon. Für sie ist der Preisdruck die grösste Herausforderung: «Tatsächlich sind wir teilweise teurer als die Grossverteiler. Dies hängt damit zusammen, dass die viel grössere Mengen einkaufen und dadurch bessere Konditionen erhalten.» Sie versuche darum, mit der bestmöglichen Qualität zu punkten. Dabei setzt Steiner auf saisonale Blumen und Pflanzen mit Schweizer Herkunft, was von der Kundschaft sehr geschätzt werde. «Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen und Firmen ist bereichernd und sehr wichtig für uns.» Ein Pluspunkt gegenüber grossen Anbietern sieht die Geschäftsfrau vor allem in ihrem Team, das flexibel auf die Kundenwünsche eingehen könne.

Das Persönliche wichtig

«Neben guter Qualität braucht es auch flexible Öffnungszeiten und Erreichbarkeiten», ist Gabriela Gasser von GG’s Fashion überzeugt. Sie geht mit ihrem Konzept einen etwas anderen Weg: Sie betreibt kein Geschäft mit Ladenlokal, sondern bietet Beratung und Verkauf nach individueller Vereinbarung an. «Bei mir kann man auch am Abend vorbeikommen. Das schätzen viele, die berufstätig sind oder anderweitig einen vollbepackten Tag haben.» Stammkundinnen besucht sie mit einer Auswahl an Kleidern auch zuhause. Auf das Internet angesprochen, sagt Gasser: «Ich werde eher selten danach gefragt. Ich informiere meine Kundinnen direkt, z. B. per WhatsApp.» Aber auch sie werde nicht darum herumkommen, künftig im World-Wide-Web präsent zu sein. Fast wichtiger als eine Homepage aber sei mittlerweile Social Media. «Längst nicht mehr nur die Jungen sind in den sozialen Medien unterwegs.»

Franziska Steiner vom Blumenatelier Hombrechtikon baut auf regionale Produkte und Qualität. Bild: zvg

Wünsche an die Zukunft

Einen klaren Wunsch äussert Franziska Steiner an die Adresse der Gemeinde und des Gewerbevereins: «Ich würde mir wünschen, dass Neuzuzüger direkt von der Gemeinde oder dem Gewerbeverein über die Dorfläden informiert würden. Und natürlich wäre es schön, wenn Aufträge generell im Dorf vergeben würden.»

Subventionen keine Option

Die Gemeinde schätzt es, eine Vielfalt an Geschäften im Dorf zu haben – seien es Supermärkte, Dorf- und Hofläden. Die Gemeinde beobachte die Entwicklung selbstverständlich, könne aber nur beschränkt unterstützen. «Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Nachfrage. Noch viel früher gab es hier eine Schmitte, Käsereien, Sattlereien, Schuhmacher, eine Wagnerei und einen Hafner», sagt Gemeindepräsident Rainer Odermatt. «Mit dem digitalen Wandel müssen Geschäfte sich anpassen.» Subventionen seien keine Option, da der Markt spielen müsse. Die Aufgabe der Gemeinde sieht Odermatt vielmehr in der Vermittlung:

«Um die Attraktivität als Standort für Geschäfte aufrechtzuerhalten, ist es entscheidend, motivierte Privatpersonen und Investoren zusammenzubringen, um die Entwicklung zeitgemäss voranzutreiben.»

Dorfläden tragen wesentlich zu einem vielseitigen Dorfleben bei. Den Geschäften in der Gemeinde Sorge zu tragen, ist im Interesse von uns allen. Was im Internet vermeintlich günstiger ist, ist nicht unbedingt besser. Mit dem Einkauf im Dorf spart man nicht nur viel Zeit und Weg, sondern pflegt dabei auch noch wertvolle soziale Kontakte.

Gewusst?

In Hombrechtikon gibt es rund 150 Firmen, davon rund 20 Dorfläden.

Informationen findest du im Gewerbeverzeichnis auf www.hombrechtikon.ch > Leben>Gewerbe und beim Gewerbeverein: www.gewerbe-hombi.ch 

Redaktion Ährenpost