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Hombrechtikon
05.04.2024

«Steps» - Ein Musical, das unter die Haut geht

Die Schülerinnen und Schüler der 3. Sek freuen sich auf die Musicalaufführung. Bild: zvg
Schon zum 6. Mal gelangt ein Musicalprojekt der 3. Sekundarschule unter der Leitung von Markus Hertig zur Aufführung. Nach den doch recht unbeschwerten Themen der letzten Aufführungen geht es diesmal um ein Problemthema: Kinder von alkoholkranken Menschen. Wir haben die Gruppe bei den Proben besucht.

Bereits seit Anfang dieses Schuljahres befassen sich Schülerinnen und Schüler der 3. Sekundarschule Hombrechtikon mit dem Musicalprojekt «Steps». Markus Hertig teilte den Jugendlichen zu Beginn das Thema mit: Kinder von alkoholkranken Menschen. Was tut eine heranwachsende Person, wenn König Alkohol ein Elternteil beherrscht? Warum wird unter Freunden nicht offen darüber gesprochen?

Grosses Tabu in der Gesellschaft

«Es ist nun mein sechstes Musical, das ich mit den Jugendlichen einstudiere, zum ersten Mal ein ernstes Thema. Etwas Respekt hatte ich schon vor diesem grossen Tabuthema», sagt Markus Hertig offen. Im Vorfeld habe er sich bei verschiedenen Fachstellen informiert. 10 bis 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung seien davon betroffen. Was, wenn ein Kind in der Musicalklasse betroffen wäre?

Die Schüler der 3. Sekundarschule spielen ihre Rollen überzeugend! Bild: gg

Von Anfang an offen

Hertig ist zwar Projektleiter, doch die Jugendlichen haben ihre zugeteilten Ressorts. Die 15-jährige Anouk Bacher beispielsweise ist für die Kommunikation zuständig. Zum gewählten Thema sagt sie: «Wir alle waren von Anfang an sehr offen für dieses schwierige Thema. Eine Problematik, die uns alle berührt.» Sie begannen mit einem Brainstorming und studierten verschiedene Fachliteratur.

Roter Leitfaden

Markus Hertig gibt der Klasse einen roten Leitfaden in die Hand. Zum bestehenden Grundgerüst gestalten die Schüler Charaktere, erfinden Begegnungen und schreiben selbst die Dialoge. «Wir beschäftigten uns intensiv mit dem Thema. Unter anderem schauten wir gemeinsam den Film ‹Zoey›.» In der Geschichte geht es um ein Mädchen namens Zoey, das einen alkoholkranken Vater hat, sich in der Schule aber nichts anmerken lässt und auch keine Hilfe annimmt, bis es ihr Freund herausfindet und ihr hilft. «Um Ähnliches geht es in unserem Musical», erzählt Anouk.

Einblick in die Proben

Jede Woche wird in vier Lektionen gearbeitet und geprobt. Die Schüler gestalten das Ganze mit viel positiver Energie und Engagement. «Alle beteiligen sich an den Arbeiten. Vieles muss bis zum Start des Musicals noch erstellt werden, zum Beispiel mussten wir das Libretto, die Grundlage des Musicals, selbst schreiben. Auch die Kulisse wurde selbst gebaut.» Seit Ende Februar können sich die Schüler auf die Proben fokussieren.

Mit viel Herzblut üben die Jugendlichen verschiedene Szenen immer und immer wieder. «Man spürt den Zusammenhalt in der Gruppe. Die vielen Proben und das Thema haben uns zusammengeschweisst. Jeder unterstützt jeden, wir sind aber auch mal streng miteinander», lacht Anouk. Sie seien wie eine Fussballmannschaft. Der Mannschaftskapitän führe die Gruppe und der Goalie agiere als Troubleshooter.

Hauptakteurin Treppe –

ein Drehbuch mit 16 Szenen Die Treppe, die auf der Bühne steht, bildet den Mittelpunkt und hilft den Akteuren, jeweils ihren Status zu zeigen. Ohne Worte wird da um Rankings gekämpft. Das Drehbuch enthält 16 Szenen, in denen die Jugendlichen spielen, tanzen und singen. Die Tanzszenen werden von vier Mädchen einstudiert und umgesetzt. «Wir sind für alles verantwortlich, sei es für das Libretto, die Tanz-Choreo, die Bühnenelemente, die Kostüme, Texte und die Werbung», erklärt die Pressesprecherin weiter. Sie hätten schon sehr viel erreicht, doch es gebe noch viel zu tun bis zu den Aufführungen im Juni.

Die motivierten Jugendlichen beim Proben. 3. Reihe links: Lehrer Markus Hertig. Bild: gg

Die Story

Savage hat eine grosse Klappe. Er ist der Anführer der Gruppe Shadows, geniesst dort hohes Ansehen und bestimmt die Regeln in der Gruppe. Bei ihm zuhause stehen die Dinge etwas anders: Savages Vater ist alkoholkrank, kann den alltäglichen Pflichten nicht nachkommen, und Savage muss den Haushalt irgendwie selber führen. Das gelingt ihm über lange Zeit, ohne dass jemand davon erfährt. Bis eben sein Vater einmal sturzbetrunken bei den Shadows aufkreuzt.

Die unterschiedlichen Reaktionen der Gruppe zeigen die Problematik des Themas eindrücklich auf. Savage möchte am liebsten vom Erdboden verschwinden. Welche Möglichkeiten bieten sich Savage, trotz der Scham sein Gesicht und seine Freunde nicht zu verlieren? Und was sind wahre Freunde?

Die ganze Geschichte spielt an der Westküste der USA in der Stadt Las Contras. Die Stadt ist in zwei Teile unterteilt: Golden Shore, wo die Schnösel wohnen, und Seaside Shadow, wo die Ärmeren leben.

«Keine Daheimnisse»

«Die wichtigste Aussage des Stücks soll sein, ähnliche Situationen im Freundeskreis anzusprechen und die Betroffenen anzuhalten, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und für die Betroffenen: die Scham zu überwinden», sagt Markus Hertig mit Nachdruck. Nahestehenden Menschen zu erzählen, was da bei ihnen zuhause abgeht, sei wichtig. «Keine Daheimnisse», wie es im Drehbuch steht.

Die gesamte Gruppe freut sich sehr auf die bevorstehenden drei Aufführungen im Juni. «Alle sind herzlich eingeladen. Wir würden uns freuen, so viele Zuschauer begrüssen zu können, dass wir sogar eine zusätzliche Vorstellung anbieten können», lächelt Anouk.

Anlaufstellen

Al-Anon: Selbsthilfegruppen für Angehörige und Freunde, www.al-anon.ch
Anlaufstelle Angehörige Sucht, www.ada-zh.ch
Blaues Kreuz, www.zh.blaueskreuz.ch
Die Dargebotene Hand, Tel. 143, www.143.ch
Elternnotruf Zürich, Tel. 0848 35 45 55, www.elternnotruf.ch
Feel OK, www.feel-ok.ch
Institut Kinderseele Schweiz, www.kinderseele.ch
mamatrinkt.ch | papatrinkt.ch
Pro Juventute, www.projuventute.ch
Sorgentelefon für Kinder: 0800 55 42 10, www.sorgentelefon.ch
Suchtberatung Meilen, www.asbm.ch
Sucht Schweiz, www.suchtschweiz.ch

STEPS - Musical

14., 15. und 16. Juni 2024
Gemeindesaal Blatten

www.stepsmusical.ch

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost