Die Stimme am Telefon war freundlich und zurückhaltend. Doch aus ihr drang auch Verzweiflung: «Wir kennen uns nicht, aber ich würde Sie gerne treffen.» Es war Freddy Nock, der Hochseilartist, der jede Herausforderung scheinbar spielend überwunden und Weltrekord um Weltrekord aufgestellt hatte.
Er kontaktierte mich, weil ich im Dezember 2019 für die «Schweizer Illustrierte» über seinen Gerichtsfall berichtet hatte – und er sich in meinem Text fair behandelt fühlte.
Persönlich waren wir uns bis dahin nie begegnet. Für mich war er der Mann, der keine Grenzen kannte – der in der «Todeskugel» mit dem Motorrad Kopf und Kragen riskierte und sich auf dem «Höllenrad» in neue Sphären katapultierte. Nock war ein Star auf allen Kontinenten.
Im echten Leben prallte er hart auf den Boden der Realität. Die Beziehung zu seiner Ex-Frau eskalierte bis zu einem Strafprozess. Danach kämpfte der Aargauer um seine Ehre – und um das Sorgerecht für seinen Sohn.
Erstes Treffen im November – letzte Nachricht am 27. Januar
Wir verabredeten uns an einem sonnigen Novembernachmittag auf halbem Weg zwischen unseren Wohnorten, auf der Autobahnraststätte Würenlos AG. Ich traf einen herzlichen Mann – aber einen, der an jedem Bilderrahmen eine Wanze und hinter den verspiegelten Fenstern eine Kamera fürchtete. Deshalb setzten wir uns vor dem Burger King an einen Holztisch.
Erst beim dritten Treffen im Dezember willigte er in eine Tonbandaufnahme ein. Für Nachrichten verwendete er ausschliesslich einen verschlüsselten Message-Dienst. Die letzte erhielt ich von ihm am 27. Januar.
Zu einem weiteren Treffen kam es nicht mehr. Hier das von Nock abgesegnete Protokoll aus unseren drei Gesprächen im November und Dezember 2023. Der Beitrag erschien zuerst im Sonntagsblick vom 11. Februar.