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Hombrechtikon
30.11.2023
28.11.2023 19:06 Uhr

«Das Reisen war und ist immer noch mein Leben»

Im gleichen Dorf aufgewachsen und seit 70 Jahren verheiratet: Hedwig und Hans Bohner. Bild: gg
Hans Bohner aus Hombrechtikon ist 100 Jahre alt und lebt mit seiner 95-jährigen Frau Hedwig noch immer im eigenen Haus. Im Gespräch haben sie uns einen Einblick in ihr langes, spannendes Leben gewährt.

Irgendwie war ich aufgeregt. Ich wollte nichts falsch machen, keine blöden Fragen stellen, den beiden den gebührenden Respekt entgegenbringen. Ich wollte schon immer mal einen Menschen treffen, der so unglaublich viel erlebt und zu erzählen hat. Als ich an ihrem hübschen Haus ankam, stand das Ehepaar bereits an der Türe und winkte mir zu. Wir setzten uns an den Esszimmertisch.

Gute Ärzte, Freude am Leben

Auf meine erste Frage, was sein Geheimrezept für ein langes Leben sei, schmunzelt Hans. Es gebe zwei Gründe: «Es betreuten mich immer wirklich gute Ärzte. Das Zweitwichtigste ist die Freude am Leben.» Aber das sei ja jetzt nicht so geheim, meint er lachend. «Eine positive Einstellung hilft auch immer. Und Freunde sind wichtig», ergänzt Hedwig.

Wichtig: die Waage

Es wird ja immer behauptet, dass die Ernährung auch im hohen Alter eine wichtige Rolle spiele. Auf sein Lieblingsessen angesprochen, sagt Hans: «Fondue und ein Glas Wein.» Der Weinkeller sei gefüllt, und sie würden sich alle paar Tage ein Gläschen gönnen. Ein wichtiges Instrument sei für ihn immer die Waage gewesen. «Ich habe stets darauf geachtet, nicht mehr als 70 Kilo zu wiegen», erinnert er sich. «Darum gibt es heute auch nicht mehr allzu oft Fondue», sagt er lachend.

Seit 70 Jahren verheiratet

Der 1923 in Österreich geborene Schaffhauser und die gebürtige Österreicherin sind seit 70 Jahren verheiratet. «Nicht viele machen uns das nach», sagt Hedwig mit einem Augenzwinkern. Auf die Frage, wie man es schafft, so lange glücklich verheiratet zu sein, sagt Hans weise: «Mit etwas Rücksicht auf den Partner, vor allem bei Streitfragen.»

Am gleichen Ort aufgewachsen

Die beiden sind im gleichen Dorf aufgewachsen, ohne jedoch voneinander zu wissen. Nachdem sein Vater gestorben war, kehrte Hans mit seiner Mutter nach Schaffhausen zurück. Er studierte an der ETH Chemie und arbeitete danach für ein kleines Aluminiumwerk in Österreich, eines der ersten auf der Welt. «Mein ganzes Leben lang habe ich mich mit Aluminium beschäftigt», erzählt er. Kennengelernt hätten sich die zwei in der Firma. Als sie in Lausanne Französisch lernte, besuchte er sie. «Mein österreichischer Dialekt hat es ihr wohl angetan», meint er schmunzelnd. Seit da sind sie ein Paar. Zwei Söhne und eine Tochter machten die Familie komplett.

Viel und gerne gereist

Sein Beruf hat Hans rund um den Globus gebracht: Kanada, Indien, Südafrika, Venezuela, China, Norwegen, um nur einige Stationen zu nennen. Nach seiner Pensionierung – man höre und staune – war er als selbstständiger Berater weitere 30 Jahre berufstätig. «Richtig» pensionieren liess er sich erst vor fünf Jahren. Diese Zeit sei die schönste gewesen, meinte er. «So konnte ich meine Frau mit auf Reisen nehmen und ihr die Welt nochmals zu Füssen legen.»

Er sei immer sehr gerne gereist. «Das fehlt mir heute», sagt er wehmütig. Vor ein paar Monaten waren sie in Costa Rica. «Unsere Tochter traute mir das nicht mehr zu, und so reiste sie uns heimlich nach. Der Vorteil war, dass wir dann immer eine Chauffeuse dabeihatten», sagt er lachend. Einen grossen Reisewunsch haben die beiden noch: Sie möchten nach Bogota, nachdem ihre Enkel davon geschwärmt haben.

Hedwig und Heinz Bohner heirateten 1953 in Spiez. Bild: Familienalbum

Glück und Leid

Als Angestellter habe er viele Neider erlebt. «Die haben mir das Leben nicht einfach gemacht.» Eine schwere Erkrankung ihres Sohnes sei jedoch der grösste Schicksalsschlag in ihrem Leben gewesen. Als Glück bezeichnet Hans seine gute Ausbildung, und dass alle drei Kinder in der Nähe wohnen. Auch der Fortschritt sei für sie Glück. «Dank unserem Sohn sind wir auf dem neuesten Stand der Informatik.» Auf Laptop und Handy würden sie nur ungern verzichten.

Wünsche und Träume

Träume habe er keine mehr, «ich träume ja sowieso nie», sagt er sachlich. Aber Wünsche, ja, die habe er. «Als passionierter Skifahrer möchte ich diesen Winter nochmals auf die Ski.» Er müsse aber zuerst noch seine Knochendichte messen, und wenn er dann grünes Licht von seinen Kindern bekomme, gehe er dieses Jahr in die Berge, erzählt der Urgrossvater mit leuchtenden Augen. Den Lützelsee mögen beide sehr gerne, und da geht Hans auch seinem zweiten Hobby, dem Schwimmen, nach.

Beide sind dankbar, dass sie immer noch gemeinsam Zeit verbringen können. Und dies in ihrem eigenen Haus, welches sie vor 40 Jahren gekauft haben. Noch länger leben, damit sie noch möglichst lange beieinander sein können, sei ihr innigster Wunsch. «Er ist schon ein interessanter Mann», schwärmt Hedwig.

Was für eine schöne Lebens- und Liebesgeschichte!

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost