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Hombrechtikon
30.11.2023
30.11.2023 13:27 Uhr

«Singen ist schön und entspannt»

Der Jugendchor «Flausenkids» ist einer von neun Chören in Hombrechtikon. Bild: zvg
In Hombrechtikon gibt es neun Chöre, was für die vergleichsweise kleine Züriseegemeinde eine beachtliche Zahl ist. In diesen Chören haben Jung und Alt die Gelegenheit, ihre Stimmen gemeinsam erklingen zu lassen. Wir wollten mehr über die Besonderheiten, Parallelen und die Zukunftssorgen der Chöre erfahren.

Die Namen der neun Chöre vorweg: Gemischter Chor Cantiamo, Chinder- und Jugendchor Kath. Pfarrei St. Niklaus, Der Brüll, Flausenkids, Frauenchor Hombrechtikon, Gospel Bridge Hombrechtikon, Ref. Kirchenchor Hombrechtikon, Sängerverein Hombrechtikon, St. Niklaus- Chor Hombrechtikon.

Der älteste Chor ist der Sängerverein, für den sich 1832 erstmals ein paar interessierte Sänger versammelten und eine Gruppe gründeten nach dem Vorbild von Richterswil und Stäfa. Auch auf eine lange Tradition zurückblicken kann der 1874 gegründete Frauenchor, der zu Beginn Töchterchor Hombrechtikon hiess. Auch der St. Niklaus-Chor, der 1919 als Cäcilienverein gegründet wurde, gehört zu den Hombrechtiker Chören mit langer Geschichte.

Vergleichsweise junge Chöre sind Cantiamo (2002) und die Gospelgruppe (2008).

Gut für Gesundheit und Gemüt

Bekanntlich hat Singen zahlreiche positive Auswirkungen auf die physische und emotionale Gesundheit. In Hombrechtikon gibt es einige Möglichkeiten, ein gesundes Lebensgefühl durch das Singen zu fördern.

«Singen öffnet die Ohren. Erst mit offenen Ohren lässt es sich musizieren, sowohl im Chor als auch mit Instrumenten. Generell ist es einfacher, mit offenen Ohren durchs Leben zu gehen, für sich selbst und auch mit anderen», findet Julia Gloor, Chor- und Projektleiterin von den Flausenkids. Schon nach 30 Minuten Singen produziere unser Gehirn Oxytocin, das sogenannte Kuschelhormon oder Bindungshormon, weiss Markus Thürig, Aktuar vom St. Niklaus Chor.

Dass Singen gesund ist, bestätigt auch die Präsidentin des Frauenchors, Rosita Hunziker: «Singen macht nicht nur Spass, es fördert auch die Konzentration, reduziert Schmerz, Stress und depressive Verstimmungen.» 

Gemeindepräsident Rainer Odermatt, der bei Cantiamo mitsingt, sagt begeistert: «Singen ist einfach schön und entspannt. Singen lenkt vom täglichen Krimskrams ab und beschert so manch schönen Ohrwurm, der einen noch lange begleitet. Singen beglückt und erleichtert.»

Der Sängerverein ist der älteste Gesangsverein der Gemeinde (Archivbild). Bild: zvg

Wichtig für die Gemeinschaft

Rosita Hunziker findet, dass ein Chor ein Verein sein sollte, bei dem man nicht nur singt, sondern auch die Geselligkeit und Freundschaften lebe: «In der Stadt sieht das anders aus. Ich denke, in städtischen Gegenden wird die Geselligkeit nicht so grossgeschrieben, wie das bei uns der Fall ist.»

Eine interessante Aussage macht auch Verena Solenthaler, Dirigentin des Chors Cantiamo: «Singen in einem Chor ist in verschiedener Hinsicht wertvoll: Es verbindet zu einer Gemeinschaft und es ist nötig, aufeinander zu hören. Das gemeinsame Atmen beim Singen beruhigt, senkt den Blutdruck und macht grosse Freude, wenn ein Lied zur Musik wird. Das gemeinsame Singen kann die Stimmung positiv beeinflussen und es birgt einen grossen kulturellen Schatz. Alles, was das gemeinsame Singen fördert, sollte unterstützt werden. Es wäre ein Gewinn für unsere Gesellschaft.

Für Julia Gloor lebt ein Chor vor allem von den Auftritten, so habe man immer ein Ziel vor Augen. Und: «Beim Singen steht nicht ein Sieger im Vordergrund. Das Ziel ist ein anderes.»

Viele Stilrichtungen

Nicht nur die Chorgrössen und Altersstrukturen sind sehr unterschiedlich – das jüngste Mitglied im Kinder- und Jugendchor ist im Kindergartenalter, die ältesten im Frauenchor und bei Cantiamo sind 85. Die Chöre haben auch ganz unterschiedliche Stilrichtungen. Sie reichen von Pop, Jazz, Volksmusik und Klassik über geistliche Musik bis hin zu Uraufführungen, Gospel und Eigenkompositionen.

Der gemischte Chor Cantiamo beispielsweise möchte möglichst viele Stilrichtungen berücksichtigen, aber mit dem richtigen Schwierigkeitsgrad und angepasst an die gesanglichen Möglichkeiten der Sängerinnen und Sänger. «Eine Herausforderung», wie Verena Solenthaler weiss.

Der Frauenchor Hombrechtikon zählt aktuell gut 30 Frauen (Archivbild). Bild: zvg
«Singen in einem Chor ist in verschiedener Hinsicht wertvoll: Es verbindet zu einer Gemeinschaft und es ist nötig, aufeinander zu hören.»
Verena Solenthaler, Dirigentin vom Cantiamo-Chor
Der Chor Cantiamo ist einer von neun Chören in Hombrechtikon. Bild: zvg

Herausforderung Nachwuchs

So vielschichtig die einzelnen Chöre sind, so werden sie alle vor eine zentrale Herausforderung gestellt: ausreichend Mitglieder bzw. Nachwuchs zu finden. «Es ist entscheidend, die Bedürfnisse sowohl der aktuellen Mitglieder als auch der potenziellen neuen Mitglieder zu erfüllen und ein abwechslungsreiches Repertoire anzubieten», sagt Thürig. Ein weiterer entscheidender Faktor sei die Auswahl des Dirigenten bzw. der Dirigentin. «Eine motivierte und fachkundige Leitung spielt eine enorm wichtige Rolle für die Attraktivität der Chöre», ergänzt er.

Die Frage, warum es schwierig sei, Junge fürs Singen im Chor zu begeistern, beantwortet Thürig so: «Dass es bei uns mit dem Nachwuchs hapert, liegt vermutlich zu einem gewichtigen Teil am Stil unserer Musik. Andererseits sind regelmässige Teilnahmen an den Proben eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren eines Chors. Regelmässige Verpflichtungen entsprechen nicht den Bedürfnissen junger Leute.» Der Sankt- Niklaus-Chor wünscht sich eine Neuauflage von «Hombi singt».

«Doch wer organisiert einen solchen Grossanlass?», fragt er sich.

Der St. Niklaus-Chor Hombrechtikon (Archivbild) Bild: zvg

Flexible Formen wichtig

Als Präsidentin des Frauenchors Bubikon bin ich genauso mit den angesprochenen Herausforderungen konfrontiert und die Nachwuchsfrage stellt sich auch in unserem Chor. Flexiblere Formen zu finden und am Puls der Zeit zu bleiben, ist wichtig, aber nicht immer einfach. Gastsängerinnen und -sänger in einzelne Projekte einzubeziehen ist eine Möglichkeit.

Jungen Menschen eine Stimme zu geben, auch wenn es mit gewissen Risiken und ungewohnten Abläufen verbunden ist, ist eine wichtige Erfahrung, die uns im Frauenchor Bubikon in jüngster Zeit immer wieder Erfolge gebracht hat. Gerade die jungen Menschen im Gesang noch stärker mit den Älteren zu verschmelzen, damit die Chöre sich entwickeln und gemeinsam den Weg in eine neue Generation des Singens beschreiten können, ist mein persönlicher Wunsch für alle Chöre.

Die Chöre von Hombi

Die Hombrechtiker Chöre und ihre aktuellen Projekte:

Cantiamo gemischter Chor
Keine Pläne für 2024 (Auffrischen des Repertoires)
www.cantiamo.ch

Chinder- und Jugendchor – Kath. Pfarrei St. Niklaus
2.12.23 Singen am Weihnachtsmarkt
www.pfarreistniklaus.ch/chinderchor

Der Brüll
3.1.24, CD-Taufe Sunset Gallery, Scala Wetzikon
4.5.24, Jubiläum Zürcher Chorverband, Winterthur
24.–27.7.24, Komposition und Slam Poetry, Ritterhaus Bubikon 29.9.24, Uraufführung Chorspektakel, Ritterhaus
www.derbruell.ch

Flausenkids
2./4.4.24, 10-Jahr-Jubiläum, Geisssbergsaal Wolfhausen
4.5.24, Jubiläum Zürcher Chorverband, Winterthur
24.–27.7.24, Ferienplausch, Ritterhaus Bubikon
29.9.24, Uraufführung Chorspektakel, Ritterhaus
www.flausenkids.ch

Frauenchor Hombrechtikon
7./8.6.24, 150-Jahr-Jubiläum
www.frauenchor-hombrechtikon.ch

Gospel Bridge Hombrechtikon
Projekt für 2024 geplant (offen)
www.gospel-bridge-hombrechtikon

Ref. Kirchenchor Hombrechtikon
3.12.23, offenes Adventssingen mit Jugendmusikschule Hombrechtikon
24.12.23, Christnachtfeier
29.3.24, Karfreitagsgottesdienst
15.5.24, Frühlingssingen im Sonnengarten
www.ref-staefa-hombrechtikon.ch/kirchenchor_hombrechtikon

Sängerverein Hombrechtikon
1.12.23, ref. Kirche Hombrechtikon
3.12.23, ref. Kirche Stäfa
www.saengerverein-hombrechtikon.ch

St. Niklaus-Chor Hombrechtikon
3.12.23, Messe brève (Léo Delibes), mit Bläsern und Orgel 25.12.23, diverse Weihnachtslieder
15.9.24, verschiedene Werke von Mozart und Haydn
www.niklaus-chor.ch

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost