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16.09.2023
17.09.2023 06:56 Uhr

Börse im Bann der EZB-Zinsen

Mit ihrer Leitzinserhöhung gewichte die Europäische Zentralbank (EZB) Inflationssorgen stärker als konjunkturelle Probleme, so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Im Fokus war diese Woche eine EZB-Leitzinserhöhung. Märkte tendierten freundlich, das Zinszyklus-Ende scheint in Sicht. SMI auf knapp 11'200 Punkten, ein Gewinn von ca. 2 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen ein weiteres Mal um 0.25 Prozentpunkte angehoben, obwohl sich das Wachstum in der Eurozone stark verlangsamt hat und Deutschland sogar fast am Rande einer Rezession ist. Die Anhebung auf zurzeit 4.5 Prozent ist die zehnte in Folge. Zur Begründung heisst es von der EZB, die Teuerung sei noch zu hoch, speziell bei der Energie. Inflationssorgen werden somit stärker gewichtet als konjunkturelle Probleme. In den USA steht die nächste Zinsentscheidung am 20. September an. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) entscheidet kommende Woche über ihre zukünftige Geldpolitik.

Unruhe am Automobilmarkt: Europa, die USA und China streiten sich um Zollkontingente bei den Elektroautos. In drei Autowerken in den USA wurde die Arbeit niedergelegt. Der Streik betrifft alle der «Big Three» der US-Autoindustrie. Gestreikt wird den Werken von General Motors, Ford und Stellantis (Chrysler, Fiat und Peugeot).

Der Bundesrat will den SBB mit einer milliardenschweren Finanzspritze unter die Arme greifen: Mit CHF 1.15 Mrd. soll das Bahnunternehmen Schulden (durch Corona-Schäden) abbauen können.

Die Pharma-Firmen erkaufen sich Zugang zu Ärzten, Spitälern und anderen Gesundheits-Partnern. CHF 221 Mio. haben sie 2022 für Kongressteilnahmen, Weiterbildungen und andere Projekte gesponsert. Mit CHF 31 Mio. hat Novartis am meisten gespendet.

Unternehmensnachrichten

Der Generikahersteller Sandoz kommt anfangs Oktober an die Börse. Die Generalversammlung von Novartis hat der Abspaltung zugestimmt. 5 Novartis-Aktien ergeben 1 Sandoz-Aktie. Die Gesellschaft wird nach dem Spin-off von Novartis nicht dem wichtigsten Schweizer Börsenindex Swiss Market Index (SMI) angehören. Jedoch am Spin-off-Tag selbst wird Sandoz im SMI geführt. Damit wird dieser Index einen Tag lang 21 statt 20 Titel umfassen.

Die Logitech-Aktionäre haben am Mittwoch an der Generalversammlung alle Anträge genehmigt. So wurde insbesondere die um 10 Rp. auf rund 1.06 Fr. erhöhte Dividende je Aktie abgesegnet. Darüber hinaus wählten die Aktionäre VR-Präsidentin Wendy Becker sowie alle anderen amtierenden Kandidaten.

Im August reisten 2,92 Mio. Passagiere über den Flughafen Zürich. Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit wurde 94 Prozent des Stands vom August 2019 (vor Corona) erreicht.

Die Bahn- und Touristikgruppe Brig-Visp-Zermatt (BVZ) steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf 96,6 Mio. Fr. Die Gornergratbahn kam sogar auf ein Umsatzplus von 40 Prozent. Der Gewinn hat sich mehr als verdoppelt auf CHF 12.6 Mio. Zum Vergleich: 2019 waren es 7.3 Mio.

Die Hotel- und Privatklinikgruppe Aevis Victoria hat im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatz von CHF 488.3 Mio. erzielt, was einem Rückgang von gut 16 Prozent entspricht. Der operative Gewinn ging markant zurück (Ebitda von 31.3 Mio. nach 85.9 Mio.). Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 10.2 Mio., dies nachdem für den Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von CHF 47.2 Mio. ausgewiesen worden war.

Der Anbieter von hauptsächlich Unterwäsche Calida erwartet für das laufende Jahr ebenfalls einen Verlust, Ursache sind Abschreibungen. Umsatz und Betriebsergebnis (Ebit) würden geringer als im Vorjahr ausfallen. Die Dividendenpolitik, wonach mindestens die Hälfte des freien Cashflows ausgeschüttet wird, werde aber beibehalten.

Der Autozulieferer Autoneum will bis zu 1.17 Mio. neue Namenaktien für CHF 90.75 das Stück zur Zeichnung auflegen. Damit will er rund CHF 100 Mio. einnehmen, um die Akquisition von Borgers Automotive zu finanzieren. Die beiden grössten Aktionäre, Artemis und PCS Holding (Peter Spuhler), ziehen mit. Die Bezugsfrist dauert vom 19. bis 27.09.

Aussichten

Die Weltwirtschaft wächst langsamer. Einige Industrien leiden unter der Teuerung, den Energiepreisen und auch darunter, dass Lagerbestände abgebaut werden. Der Zinszyklus nähert sich den Ende. Arbeitsmarkt und die Aktienbörsen entwickeln sich dagegen robust. Der Konsum ist nur leicht unter Druck. Die Inflation wird ihren Rückgang fortsetzen, auch über den Basiseffekt. Mittel- bis längerfristige Senkungen der Leitzinsen sind wahrscheinlich. Hypothekarzinsen und Mieten bleiben vorerst noch hoch. Die gestiegenen Zinsen privilegieren die Einkommenssituation der Banken, auch die Stromproduzenten profitieren von Tarifsteigerungen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst