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Ausland
11.09.2023

9/11 eine bittere Erinnerung

Lichtstrahl auf die Stelle, wo die Twin Towers standen. (Symbolbild) Bild: pixabay
Der 11. September ist kein nationaler Feiertag und trotzdem sehr bedeutsam und sehr emotional. Jeder Mensch, der sich erinnert, hält inne und gedenkt den Toten.

Am 11. September 2001 gab es mehrere Anschläge in den Vereinigten Staaten. Vier Flugzeuge wurden entführt. Zwei wurden gezielt in die Twin Towers in New York geflogen und ein drittes in das Pentagon in Washington D.C., der Sitz des amerikanischen Verteidigungsministeriums, ein weiteres stürzte ab in ein Feld in Pennsylvania. Das letztere sollte auch nach Washington D.C. fliegen, doch die Passagiere an Bord konnten die Entführer überwältigen.

Auf Halbmast

In den USA wehen an diesem Tag alle Fahnen auf Halbmast, um die Verstorbenen zu ehren. Um 08.46 Uhr findet eine Schweigeminute statt. Um diese Zeit flog das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers.

Unterdessen gibt es ein Museum 9/11. Angehörige legen Blumen und Kränze nieder. Das Memorial ist von 15.00 Uhr bis Mitternacht geöffnet.

Wenn die Sonne an diesem Tag untergegangen ist, dann leuchtet jedes Jahr das Tribute in Light. Das Licht von der Tribute beleuchtet die Gegend, wo einst die Twin Towers standen.

Eine illegale Intervention am Golf

Zwölf der Attentäter stammten aus Saudi-Arabien, den Emiraten, dem Libanon und Ägypten. Einige von ihnen nahmen in den USA Flugunterricht, wollten allerdings nur die Landung trainieren. Sie waren sehr gebildet, gut erzogen und tranken sogar Alkohol. Ihr Weltbild war ausserordentlich politisch und religiös. Sie wollten die USA bewusst ins Nervenzentrum treffen. Es war eine Rache gegen die gottlose westliche Welt, auch ungläubige Unterdrücker in ihren Augen. Sie wollten sich als Helden für eine gerechte Sache stilisieren.

Der Historiker Efraim Karsh vom King’s College London meint, dass die Anschläge weniger gegen die USA und ihre Nahostpolitik wandten, sondern ein Zeichen gegen die Modernisierung und Verwestlichung eines offenen und liberalen Islam sein sollte.

Die Folgen sind für alle Betroffenen sind immer sehr gravierend. Es gab eine Welle des Patriotismuses, die Feuerwehrmänner von New York bekamen einen Heldenstatus. Für Bush begann eine Zeit grosser Beliebtheit mit der Ausrufung «Kampf gegen den Terror».

Die US-Schriftstellerin Susan Sontag wertete den Angriff nicht auf einen gegen die Zivilisation, vielmehr als Konsequenz, die sich aus der Interessenpolitik der USA ergab.

Bush verbreitete Kriegsstimmung, indem er die Anschläge instrumentalisierte. Er war mit dem Anschlag in der Lage, seine Ziele rücksichtslos durchzusetzen. Globale Vorhaben wie Kyoto-Protokoll, Atomteststopp-Abkommen, Überwachung von ABC-Waffen und Internationaler Strafgerichtshof wurden die Unterstützung versagt und auf Unilateralismus gesetzt. Es folgte die Afghanistan-Intervention von Oktober 2001 bis Juli 2002. 

Bald gingen jedoch die Verbündeten auf Distanz. China, Frankreich und Russland sowie Deutschland und Kanada verhinderten eine UNO-Resolution, die eine schon kurz nach dem 11. September von Bush geplante Militärintervention im Irak ermöglichen sollte.

In relativ kurzer Zeit sollte die Anti-Terror-Allianz zerfallen und die Koalition der Willigen gegen den Irak kam nur minderwertig zustande. Für UNO-Generalsekretär Kofi Annan war die angloamerikanische Intervention am Golf illegal.

In den USA wehen die Fahnen an diesem Tag auf Halbmast. (Symbolbild) Bild: Goldküste24

Reaktion auf solch einen Anschlag?

Mit der Irak-Invasion traten die USA eine Lawine von Gewalt los und öffneten das Tor zu Hölle. Die Supermacht hatte sich durch die 9/11-Attentäter provozieren sowie zu undemokratischen und menschenrechtswidrigen Aktionen hinreißen lassen, was internationalen Prestige- und Glaubwürdigkeitsverlust brachte.

Bush musste eine 9/11 Untersuchungskommission einsetzen, deren Bericht unvollständig und umstritten blieb. Der Irak-Krieg wurde Nährboden für den längst globalisierten Terrorismus. Al-Qaida wurde zur Bewegung. Der globale Terrorismus vermehrte sich nach 9/11 und die IS radikalisierte sich weiter. Der Terrorismus mit islamischem Hintergrund erreichte Europa mit Madrid, 2004, London, 2005, Paris, 2015 und Brüssel, 2016.

Die Frage, wie auf Terrorismus zu reagieren ist, wurde zum Thema für transatlantische Diskussionen. Europa tendierte darauf, Sicherheit und Stabilität in die islamistischen Regionen zu manifestieren. Das war verbunden damit, materielle, wirtschaftliche und soziale Gleichheit zu schaffen und Wohlstandsgefälle auszugleichen. Die USA setzte auf die Steigerung des Militärhaushaltes. Paul W. Schroeder, US-Historiker von der University of Illinois, befand die Art und Weise von Bush imperialistisch. Er prophezeite im Jahr 2002, dass die Politik der USA andere Staaten zur Nachahmung einlade und auch Nachahmer finden würde. Seine Vorhersage sollte Wirklichkeit werden.

Patricia Rutz / Goldküste24