Eine illegale Intervention am Golf
Zwölf der Attentäter stammten aus Saudi-Arabien, den Emiraten, dem Libanon und Ägypten. Einige von ihnen nahmen in den USA Flugunterricht, wollten allerdings nur die Landung trainieren. Sie waren sehr gebildet, gut erzogen und tranken sogar Alkohol. Ihr Weltbild war ausserordentlich politisch und religiös. Sie wollten die USA bewusst ins Nervenzentrum treffen. Es war eine Rache gegen die gottlose westliche Welt, auch ungläubige Unterdrücker in ihren Augen. Sie wollten sich als Helden für eine gerechte Sache stilisieren.
Der Historiker Efraim Karsh vom King’s College London meint, dass die Anschläge weniger gegen die USA und ihre Nahostpolitik wandten, sondern ein Zeichen gegen die Modernisierung und Verwestlichung eines offenen und liberalen Islam sein sollte.
Die Folgen sind für alle Betroffenen sind immer sehr gravierend. Es gab eine Welle des Patriotismuses, die Feuerwehrmänner von New York bekamen einen Heldenstatus. Für Bush begann eine Zeit grosser Beliebtheit mit der Ausrufung «Kampf gegen den Terror».
Die US-Schriftstellerin Susan Sontag wertete den Angriff nicht auf einen gegen die Zivilisation, vielmehr als Konsequenz, die sich aus der Interessenpolitik der USA ergab.
Bush verbreitete Kriegsstimmung, indem er die Anschläge instrumentalisierte. Er war mit dem Anschlag in der Lage, seine Ziele rücksichtslos durchzusetzen. Globale Vorhaben wie Kyoto-Protokoll, Atomteststopp-Abkommen, Überwachung von ABC-Waffen und Internationaler Strafgerichtshof wurden die Unterstützung versagt und auf Unilateralismus gesetzt. Es folgte die Afghanistan-Intervention von Oktober 2001 bis Juli 2002.
Bald gingen jedoch die Verbündeten auf Distanz. China, Frankreich und Russland sowie Deutschland und Kanada verhinderten eine UNO-Resolution, die eine schon kurz nach dem 11. September von Bush geplante Militärintervention im Irak ermöglichen sollte.
In relativ kurzer Zeit sollte die Anti-Terror-Allianz zerfallen und die Koalition der Willigen gegen den Irak kam nur minderwertig zustande. Für UNO-Generalsekretär Kofi Annan war die angloamerikanische Intervention am Golf illegal.