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Schweiz
04.09.2023

Angst vor weiteren Hangrutschen

Bild: zvg
Noch ist nicht klar, wann im Süd-Glarus die verbleibenden Massen an gelöster Erde ins Tal rutschen.

Die Situation im Gebiet Wagenrunse bleibt kritisch und instabil. In der Nacht auf heute haben sich wenige hundert Kubikmeter Geröll gelöst.  Die Lage hat sich deshalb jedoch nicht entspannt. Noch immer ist völlig unklar, wann, wie und in welchem Umfang sich die bislang verharrenden rund 60’000 Tonnen Erdmasse lösen werden.

Zentrale Zone bleibt gefährlich

Die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd hat das Rutschungsgebiet in enger Zusammenarbeit mit den Geologen in verschiedene Zonen eingeteilt.

Bei den zentraleren Zonen mit hoher und höchster Gefahr kann an ein Betreten noch lange nicht gedacht werden. In den etwas periphereren Zonen wurde in den letzten Tagen das Restrisiko so bewertet, dass Teilzugänge während klar definierten Zeitfenstern für das Bergen von Haustieren, das Holen einiger persönlicher Effekten und heute von Fahrzeugen geschaffen werden konnten.

Die Situation kann sich aber in kürzester Zeit wieder völlig verändern.

Gerüchte dementiert

Am Samstag wurde in einem Teil der Medien und in sozialen Netzwerken kolportiert, die Gemeinde Glarus Süd entziehe der evakuierten Bevölkerung die Notunterkünfte und nehme es in Kauf, wenn jemand auf der Strasse stehe. Dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage.

Im Gegenteil: Der Kanton Glarus und die Gemeinde Glarus Süd haben für die betroffene Bevölkerung mit der Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden eine sehr gute Drehscheibe geschaffen, die den evakuierten Menschen unbürokratisch hilft. Die Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden nimmt Angebote für dauerhafte Wohnlösungen entgegen und vermittelt diese an wohnungssuchende Menschen.

Sozialberatung hilft

Geraten Opfer der Rutschung in finanzielle Nöte, so versucht die Sozialberatung zusammen mit der Hilfsstiftung Glarus Süd und der Winterhilfe ebenfalls unbürokratisch und schnell zu helfen. Fehlt es an Kleidung, so verweist sie an die beiden Solishops in Schwanden und Glarus (www.solishop.ch), die zu sehr günstigen Konditionen Second-Hand-Kleider anbieten. Der Kanton Glarus und die Gemeinde Glarus Süd bauen mit diesen Angeboten auf den bestehenden und bewährten Strukturen auf, was sehr effiziente und qualitativ hochstehende Hilfeleistungen ermöglicht.

Adresse der Sozialberatung für die Opfer der Erdrutschung in Schwanden: Stützpunkt Süd, Bahnhofstrasse 13, Schwanden.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 08.00 – 12.00 und 13.30 bis 17.00
Tel. 055 646 69 70

Sorgentelefon

Bei Sorgen, Ängsten und Problemen können sich die Opfer der Rutschung Wagenrunse an folgende Personen wenden:

  • Peter Hofmann, reformierter Pfarrer in Schwanden, T. 076 397 06 90
  • Daniel Prokop, katholischer Pfarrer Schwanden/Grosstag, T. 078 838 16 46
  • Daniel Zubler, reformierter Spitalpfarrer, T. 055 646 40 10
  • Die dargebotene Hand, T. 143

Die Pfarrer stehen allen hilfe- und ratsuchenden Menschen unabhängig von der Glaubensrichtung zu Verfügung. Bei persönlichen medizinischen Fragen wird empfohlen, sich an den Hausarzt oder die Hausärztin zu wenden.

Einige Fahrzeuge gerettet

Am Sonntag ermöglichte der Gemeindeführungsstab einem Teil der evakuierten Bevölkerung, ihre Fahrzeuge aus dem Gefahrengebiet zu bergen. Dabei handelte es sich um Fahrzeuge in Zonen, in denen die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd zusammen mit den Geologen das Restrisiko für den heutigen Tag als vertretbar bewertete. Von der Möglichkeit der Fahrzeugbergung machten rund 20 Personen Gebrauch. Sie wurden bei der Aktion durch Angehörige der Feuerwehr unterstützt. Geborgen wurden Autos, Motorräder, Elektrovelos und Velos. Die Fahrzeughalter waren dankbar für die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge aus dem Gefahrengebiet holen zu können. Vizepräsident Hannes Schiesser begrüsste zu Beginn der Aktion die Fahrzeughalter und dankte für das grosse Verständnis, dass die betroffenen Menschen den strengen Regeln rund um das Gefahrengebiet entgegenbringen. Er stellte in Aussicht, dass in den nächsten Tagen und Wochen weiterhin geprüft werde, ob und in welchem Rahmen Teilzugänge zu den Liegenschaften gewährt werden könne. Da solche Möglichkeiten jedoch abhängig von der jeweils aktuellen Gefahrensituation sind, und sich diese äusserst kurzfristig verändern könne, seien langfristigen Prognosen nicht möglich.

Eventuell Zugang zu Gewerbegebäuden

In diesem Zusammenhang prüft die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd derzeit, ob heute Montag den Gewerbetreibenden und Unternehmer, die in den Liegenschaften Elektrolux und in der Liegenschaft Lorze eingemietet sind, während eines beschränkten Zeitfensters ebenfalls der Zugang zu ihren Gewerbe- und Industrieräumen ermöglicht werden kann.

Sicherlich kann es sich bei der Liegenschaft Lorze nur um eine Teilöffnung handeln.  Am Montagmorgen wird in Zusammenarbeit mit den Geologen entschieden, ob es das Restrisiko erlaubt, diesen Teilzugang zu schaffen.

Krisenstab, MAL/Portal24