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Schweiz
03.09.2023
04.09.2023 08:05 Uhr

Hangrutsch: Wohnungen verloren

Bild: zvg
Nach dem Hangrutsch im Glarus ist für viele Betroffene die Rückkkehr in ihre Wohnung nicht möglich.

Die Situation im Gebiet Wagenrunse in Glarus Süd bleibt kritisch und instabil. Im Rutschgebiet werden zahlreiche Aktivitäten registriert, namentlich häufige kleinere Abbrüche von Geröll. Gegenüber den letzten Tagen hat sich die Situation jedoch etwas beruhigt. Der Luftraum über der Rutschung wurde für jeglichen Flugverkehr inklusive Drohnen gesperrt.

Die Evakuation für die Häuser ab Werkhof/Werkdienst Richtung Elm konnte aufgehoben werden. Selbstverständlich wird aber auch die Situation für diesen Perimeter weiterhin sehr aufmerksam beobachtet.

Emotionaler Informationsabend

Am Freitagabend informierten der Gemeindeführungsstab und weitere Personen die evakuierten Personen persönlich über die aktuelle Situation zur Rutschung Wagenrunse. Mögliche Entwicklungsszenarien wurden aufgezeigt, Versicherungsfragen wurden geklärt und die verschiedenen Hilfsangebote vorgestellt. Die zahlreich anwesenden Personen stellten im Anschluss an die Ausführungen viele Fragen. Der Abend verdeutlichte, wie schlimm die Situation für die evakuierten Personen ist.

Ein grosser Teil wird nicht mehr in die frühere Wohnung zurückkehren können.

Wie sich die Rutschung entwickelt, kann nicht vorhergesagt werden. Umso wichtiger ist es, dass die verschiedenen Hilfsangebote bekannt sind und in Anspruch genommen werden.

Der Gemeindeführungsstab betonte, dass ihm die ausserordentlich schlimme Situation der evakuierten Personen sehr bewusst ist. Auch wenn der Wunsch nach mehr Möglichkeiten, seine Effekten zu bergen gut verstanden wird, bleibt es jedoch das oberste Ziel, Personenschäden zu vermeiden.

In 10 Minuten das Wichtigste abgeholt

Am Samstag ermöglichte der Gemeindeführungsstab einem Teil der evakuierten Bevölkerung den Zutritt zu ihren Wohnungen, um die wichtigsten persönlichen Effekten bergen zu können. Die für diese Aktion freigegebenen Häuser und Wohnungen lagen alle in einer Zone, in der die Fachleute das Restrisiko für den heutigen Tag  als vertretbar bewerteten.

Vom Angebot des Teilzuganges wurde reger Gebrauch gemacht. Aus Sicherheitsgründen musste der Zugang jedoch etwas strenger reglementiert werden, als ursprünglich geplant. So konnte nur einer Person pro Wohnung der Zugang gewährt werden und das individuelle Zeitfenster wurde auf 10 Minuten beschränkt.

Zahlreiche Personen haben die Möglichkeiten des Teilzutrittes jedoch sehr positiv gewürdigt und den Verantwortlichen dafür gedankt. Besonders gelobt wurde die professionelle und empathische Betreuung durch die Angehörigen der Feuerwehr.

Weitere Teilzutritte werden geprüft

Der Gemeindeführungsstab prüft, ob Gewerbetreibenden und Unternehmer ein Teilzutritt zu den grossen Industriegebäuden im betroffenen Gebiet gewährt werden kann. Ein positiver Entscheid und allfällig zu definierende Rahmenbedingungen müssen jedoch im Rahmen der aktuellen Risikoanalyse erfolgen.

Ebenso prüft der Gemeindeführungsstab, ob einem Teil der Fahrzeugbesitzer ermöglicht werden kann, ihre Fahrzeuge zu bergen. Auch da geht es jedoch nur um einen Teilzugang während klar definierten Zeitfenstern. Fahrzeuge, die sich in einem besonders gefährdeten Teilgebiet befinden, werden nicht geborgen werden können. Weitere Informationen folgen zur gegebenen Zeit und auf der Grundlage der aktuellen Risikoanalyse.

Drehscheibe bietet Hilfe

Für Betroffene haben die Gemeinde und der Kanton eine Drehscheibe eingerichtet, die unbürokratisch Hilfe leistet. Die «Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden» nimmt Angebote für dauerhafte Wohnlösungen ebenso entgegen wie die entsprechenden Gesuche. Sie bringt die Wohnungssuchenden und Wohnungsanbietenden zusammen.

Bei der Sozialberatung können auch weitere Bedürfnisse angemeldet werden, zum Beispiel wenn evakuierte Personen auf einen finanziellen Engpass zusteuern.

Zusammen mit der Hilfsstiftung Glarus Süd wird geprüft, wie den diversen Anliegen entsprochen werden kann. Die Sozialberatung wird von betroffenen Personen rege benutzt und Lösungen können gut erarbeitet werden. Bis am Dienstag, 5. September 2023 übernimmt die Gemeinde Glarus Süd noch die Kosten für Hotelübernachtungen oder für Ferienwohnungen.

Danach geht die finanzielle Verantwortung dafür an die betroffenen Personen über. Die GFO ist jedoch sehr zuversichtlich, dass bis zu diesem Zeitpunkt, gute und dauerhaftere Wohnlösungen für alle Betroffenen gesichert werden können.

Grosser Dank an die Einsatzkräfte

Der Gemeindeführungsstab und der Gemeinderat von Glarus Süd danken den Einsatzkräften herzlich für ihren unermüdlichen, engagierten und professionellen Einsatz.

Die verschiedenen Einsatzkräfte haben ganz wesentlich dazu beigetraten, dass bislang keine Personenschäden zu verzeichnen waren und die anspruchsvolle Situation gut bewältigt werden konnte. Die meisten Einsatzkräfte sind Milizpersonen, die im Alltag einem «normalen» Beruf nachgehen.

Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit im Dienste der betroffenen Bevölkerung verschiedenste Aufgaben wahrnehmen. Dieser Einsatzwille ist ausserordentlich. Danke. Ebenfalls ein grosser Dank gebührt den Arbeitgebenden der verschiedenen Einsatzkräfte. Ohne deren Bewilligung, dass die Einsatzkräfte ihren Aufgaben während langer Zeit nachgehen könnte, wäre die Bewältigung der Krise nicht möglich

MAL/Portal24