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Hombrechtikon
25.08.2023
23.08.2023 06:45 Uhr

Besuch in Bundesbern

Politischer Schlagabtausch mit Nationalrätin Jacqueline Badran. Bild: Markus Svahn
Ob Schule oder Staat, unsere Gesetze und Regeln fallen nicht vom Himmel. Sie werden von Menschen in Parlamenten gemacht. Seit 2013 besuchen Hombrechtiker Schüler:innen das Bundeshaus und interviewen dort ein ausgewähltes Parlamentsmitglied. Mitkommen dürfen Vertreter:innen der 3. Sek sowie des Wahlfachs Sozialkunde. Annalena Hoesli war eine von ihnen. Schon Wochen zuvor freute sie sich auf die Begegnung mit Jacqueline Badran.

Mit knackigen Fragen für die SP- Politikerin im Gepäck bestiegen wir am 13. Juni den Zug nach Bern. Wir waren alle etwas aufgeregt und hatten uns für den besonderen Anlass extra schick gemacht. Das Bundeshaus breitete sich vor uns aus wie ein Tempel. Wer dieses Symbol der schweizerischen Demokratie betreten will, muss zuerst die Kontrolle der Bundeshauspolizei passieren. Ohne ID ist kein Durchkommen, das Gepäck wird durchleuchtet wie vor einer Flugreise.

Glanz und Gloria

In der Eingangshalle gab es verschiedene Broschüren über die Schweizer Politik und die Bundesverfassung in den Sprachen der vier Landesteile sowie der wichtigsten europäischen Länder. Während wir auf unsere Führer:innen warteten, beobachteten wir andere Gäste. Einige schienen sehr geübt im Umgang mit der Gepäckkontrolle. Das waren vermutlich Journalist:innen und Parlamentarier:innen, die das Prozedere jeden Tag durchlaufen. Dann ging’s los. Securitas-Mitarbeitende reichten uns durch das Labyrinth aus Treppen und Gängen an die nächsten weiter. In der gläsernen Kuppel des Bundeshauses prangen die Wappen aller Kantone. In einem Gang stapeln sich die Staatsgeschenke aus der ganzen Welt. Gold und Silber, Bilder und Pokale lachten uns an.

Gesetze werden geschmiedet …

Durch eine hölzerne Tür erreichten wir unser eigentliches Ziel, die Tribüne des Nationalratssaals. Neugierig auf prominente Gesichter, beobachteten wir die Parlamentarier:innen in der Session. Auch Bundesrat Berset war anwesend. Nur wenige Plätze waren besetzt, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, Sekretär:innen schwirrten herum und verteilten Briefe sowie Computer, recht irritierend für uns, gewöhnt an Schulbetrieb. Fast alle lasen Zeitung, tippten auf Handys herum oder arbeiteten am Computer, während die Kolleginnen und Kollegen ihre Motionen vortrugen. Am Rand zeigte eine digitale Tafel die gerade verhandelte Motion und deren Initiant:innen an.

Alle Nationalsprachen der Schweiz waren zu hören, sogar Rätoromanisch. Manchmal stellte ein Ratsmitglied eine Frage. Bundesrat Berset musste nach jeder Motion die Haltung des Bundesrates präsentieren. 

Plötzlich stürmten viele in den Saal, um über die besprochenen Motionen abzustimmen. Einige erschienen nicht, andere konnten noch im letzten Moment den Abstimmungsknopf auf ihrem Tisch drücken.

Die Wappen der Kantone wachen über den Parlamentsbetrieb in der Bundeshauskuppel. Bild: Annalena Hösli

Politikerin hautnah

Ans Eingemachte mit Jacqueline Badran ging’s in einem Sitzungszimmer. Wir diskutierten hitzig über die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Gesellschaft, über Umweltschutz und die bevorstehende Abstimmung zum Energiegesetz. Wir schenkten uns nichts. Aber dass es in der Schweiz möglich ist, eine Gesetzesgestalterin persönlich zu treffen und offen ihrer oder anderer Meinung zu sein, finde ich fantastisch.

Die Themen liessen uns auch auf der Heimreise noch nicht los. Anstelle von Jacqueline Badran hatten wir jetzt Lehrer Svahn zum Diskutieren. Hoffentlich bereut er es nicht, den Anlass vor zehn Jahren angestossen zu haben, und führt ihn noch lange durch, denn ein solcher Besuch im Bundeshaus ist für jede Bürgerin und jeden Bürger eigentlich ein Muss!

Annalena Hoesli, Schülerin