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15.08.2023

Tunnel-Abstimmung: Es ist die Stadt, die verwirrt

Der Stadtrat entschied, über die Studien mit den brisanten Aussagen zum Stadttunnel nicht zu informieren. Bild: zVg
Zu den im Dunkeln gehaltenen Studien zur Stadtentwicklung schreibt der Stadtrat, er habe keine Verwirrung stiften wollen. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Kommentar von Bruno Hug.

Tunnel Teil 2: Am 21. Juli 2023 stellte Linth24 an den Rapperswil-Joner Stadtschreiber Stefan Eberhard in einer Mail Fragen: Wo wurden die rund 300‘000 Franken teuren «Testplanungen» samt «Schlussbericht» veröffentlicht? (Siehe auch Bericht von gestern.) Warum gab es zu diesen Studien keine öffentliche Information? Warum wurde der «Schlussbericht» mit Aussagen gegen den Tunnel Mitte erst Monate nach der Abnahme durch den Stadtrat und kaum auffindbar auf der Stadt-Webseite versteckt?

Stadtschreiber vertröstet

Der Stadtschreiber schrieb zurück: «Aufgrund von Abwesenheiten» würden die Fragen «spätestens nach den Sommerferien beantwortet werden.»
Daraufhin schrieb Linth24 an Stadtpräsident Martin Stöckling und Bauchef Christian Leutenegger, die Stimmunterlagen zum Tunnel würden schon Mitte August verteilt. Die Beantwortung der Fragen zur Stadt-Kommunikation in dieser Sache sei deshalb dringend.

Informationschefin antwortet

Die Informationschefin der Stadt schrieb zurück, die Testplanung sei «ein Instrument der Ortsplanungsrevision und eine der Grundlagen für den Masterplan, der im Zusammenhang mit der Ortsplanungsrevision erstellt werde». Über die wichtigsten Ergebnisse der Testplanung würden die Medien im Gesamtkontext des Masterplans orientiert werden, nachdem dieser vom Stadtrat verabschiedet worden sei.

Weiter war in der Mail noch die Rede von der «Kommission StadtLebensraum2040», «öffentlichen Foren» usw. Und: «Interessierten Kreisen» stünde «das Dokument» («Schlussbericht» / Testplanung) auf der Website der Stadt zur Verfügung.
Womit die Fragen von Linth24 nur zum Teil beantwortet waren. 

Bewusst nicht informiert

Eines aber wurde klar: Der Stadtrat hat die Studien bewusst nicht veröffentlicht. Obwohl sie wichtige Aussagen zum Stadttunnel enthalten. Linth24 bat deshalb die Stadt erneut, alle gestellten Fragen zu beantworten

Daraufhin schrieb die Informationschefin der Stadt: Die Fragen von Linth24 nähmen Bezug auf den Entscheid des Stadtrats, «die Ergebnisse der Testplanung nicht im Kontext der Grundsatzabstimmung zum Stadttunnel zu kommunizieren». Es sei Bestandteil der Führungsaufgabe des Stadtrats, der Bevölkerung Studien so zur Verfügung zu stellen, wie es dem Stadtrat als «zweckmässig und richtig» erscheine. Die Ergebnisse der Testplanung mit dem Masterplan «nicht mit dem Stadttunnel aktiv zu kommunizieren», sei «ein bewusster, im Ermessen des Stadtrates liegender Entscheid». Die Testplanung gebe aus Sicht des Stadtrats keinen weiterführenden Beitrag zur Abstimmung zum Stadttunnel. Sie würde, «im Gegenteil, eher Verwirrung stiften».

Fragwürdige Tat

Der Stadtrat wollte also keine Verwirrung stiften. Eine Aussage, die jedoch mehr verwirrt als dass sie befriedigt. Denn daraus geht hervor, dass dem Stadtrat bewusst war, welchen Sprengstoff die Studien enthalten.
Klar, es mag das Recht des Stadtrates sein, dann zu informieren, wenn es ihm richtig erscheint. 
Genauso klar ist aber auch: Beim Vorliegen derart brisanter Studien gegen den vom Stadtrat vorgeschlagenen Tunnel Mitte ist intransparentes Verhalten eine äusserst fragwürdige Tat. Insbesondere jenen Bürgerinnen und Bürgern gegenüber, die in der Tunnel-Frage eine andere Haltung haben als der Stadtrat.

Das wollte Linth24 von der Stadt wissen

Am 21. April 2023 und danach schrieb Linth24 der Stadt, drei Zürcher Planungsbüros hätten je eine Untersuchung zu «Städtebaulichen Entwicklungsideen» für Rapperswil-Jona erstellt, resp. sogenannte «Testplanungen» gemacht. Dazu stellten sich (hier etwas zusammengefasst) folgende Fragen:  

  • Sind die drei Studien im Internet der Stadt zu finden, wenn ja, wo? Und wenn nein, warum nicht?
  • Wann wurde der Auftrag an die drei Büros erteilt und wie hoch waren die Kosten?
  • Gab es zum Vorliegen der drei «Testplanungen» eine Medieninformation, und wenn nein, warum nicht?

Zum Dossier «Schlussbericht der Testplanung» stellt Linth24 an die Stadt folgende Fragen:

  • Wann wurde der Auftrag an das Zürcher Planerbüro Suter von Känel Wild erteilt, um die drei Entwicklungsstudien zu beurteilen?
  • Wie hoch waren die Kosten und gab es dazu eine Medieninformation? Wenn nein, warum nicht?
  • Warum ist der «Schlussbericht» mit den Warnungen vor Tunnel Mitte und den Tunnelportalen auf der Webseite der Stadt versteckt und nicht unter Verkehr, Tunnel, Masterplan oder Stadtentwicklung zu finden?
  • Warum wurden die Mitglieder der 30-köpfigen Kommission zur Ortsplanungsrevision von der Stadt nicht über die Studien informiert?
  • Warum wurde der «Schlussbericht» erst am 29. Juni 2023 auf der Stadt-Webseite unter «Testplanung» aufgeschaltet, obwohl ihn der Stadtrat schon fast vier Monate zuvor abgesegnet hat? Und wurde der Bericht auf der Stadt-Webseite unter «StadtLebensraum 2040» auch erst am 29. Juni aufgeschaltet und warum zuvor nicht?

Auf die letzte und viele weitere erhielt Linth24 keine oder summarische Antworten.

Den gesamten Mailverlauf und darin auch den vollständigen Wortlaut der städtischen Antworten ersehen Sie aus dem nachstehenden PDF.

Bruno Hug