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Sport
04.08.2023

Fussball Ultras machen Druck

Mit solchen Auftritten wollen die Fussball-Ultras Eindruck machen. Bild: Kapo St.Gallen
Schweizer Fussball «Fan-Blöcke» protestieren am Wochenende dagegen, dass die Krawall-Fans von Luzern und St.Gallen bestraft werden.

Nach den Ausschreitungen beim letzten Spiel der St.Galler gegen den FC Luzern sind die Verantwortlichen gewarnt. Trotz gesperrtem Gästesektor rechnet man mit Fans aus der Zentralschweiz.

«St.Gallen- und Luzern-Fans bestraft» oder «St.Galler Fans randalieren in Luzern»: Dieselbe Partie, die übermorgen ansteht, sorgte im Mai für negative Schlagzeilen, die sich in Windeseile zum politischen Streitpunkt über die gesamte Schweizer Fussball-Fankultur umwandelten.

Die Schande von Luzern

Luzern und St.Gallen trennten sich damals mit einem 1:1. Anhänger der Espen zündeten auf dem Marsch zur Swisspor-Arena Böller, Handlichtfackeln und Rauchpetarden. Auf dem Rückweg wiederholte sich das Schauspiel und die Kapo Luzern notierte über 30 Sachbeschädigungen. Die Lage spitzte sich zu, als Chaoten aus dem St.Galler Block Pyros auf Polizei, Passanten und gegnerische Fans warfen.

Letztere reagierten, ahmten die Taten nach und die Gesetzeshüter schritten mit Gummischrot, Tränengas sowie Wasserwerfer ein.

Die Brutalität und Gewaltbereitschaft sorgten für Empörung. Der Gästesektor wurde beim nächsten Auswärtsspiel in Zürich geschlossen, für alle Begegnungen zwischen Luzern und St.Gallen in der Saison 2023/24 wird dieselbe Massnahme durchgesetzt.

Fans aus Luzern in St.Gallen

Seither blieben Ausschreitungen der grün-weissen Anhänger aus. Mit dem anstehenden, dritten Meisterschaftsspiel des FCSG kommen die frischen Erinnerungen zurück und die Stadtpolizei St.Gallen legt ein besonderes Augenmerk auf den Kybunpark – obschon eine friedliche Partie erwartet wird.

Man rechnet mit Gästen aus der Zentralschweiz, die– trotz Sperrung des Gästesektors – in anderen Sektoren Platz nehmen können. Der fehlende Extrazug macht es schwierig, Kontrolle über die Situation zu erlangen und die Fangruppen zu trennen. Also ist die Einsatzbereitschaft hoch: «Wir sind auf das Spiel am Sonntag vorbereitet, weil es durchaus spezielle Bedingungen hat», wie Roman Kohler, Leiter Kommunikation der Stadtpolizei St.Gallen gegenüber «FM1Today» sagt.

Proteste der Ultras

«Kollektive Antworten auf Kollektivstrafen»: Die nationalen Fankurven wehren sich gegen die Schliessung der Gästesektoren bei den Begegnungen St.Gallen-Luzern. Seitens der Fans wird Protest laut, die Schliessung sei eine Kollektivstrafe gegen alle Fans der beiden Vereine

In einer Mitteilung kündigt der Dachverband 1879 deshalb eine Protestaktion an. Demnach bleiben die Fankurven in allen Stadien der oberen zwei Schweizer Fussballigen an den Wochenendpartien während der Startviertelstunde leer.

Man entgegne dem Konfrontationskurs von politischen Hardlinern, die seit der Wiedereröffnung der Stadien seit der Pandemie die Repressionsschraube anziehen. Anstelle eines etablierten Umgangs mit Dialog auf Augenhöhe – der in den vergangenen Jahrzehnten stattfand und zu einer lebendigen Fankultur geführt hatte – werde eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt.

«Weg aus der Sackgasse»

«Die Konsequenz ist kurzfristig die Solidarisierung der Fans gegen solche Massnahmen, mittelfristig stets höhere Hürden für den Stadionbesuch und langfristig eine Verödung der Stimmung in den Stadien.»

Erfahrungen zeigten, dass man den überbordenden Momenten der Fankultur auf eine andere Weise begegnen müsse.

«Als aktive Fanszene ist uns bewusst, dass uns eine Teilschuld zur Eskalation in Luzern trifft – wir haben daraus unsere Lehren gezogen.» Statt gegen die Blau-Weissen vorzugehen, will sich der grün-weisse Dachverband 1879 nun mit allen Fankurven verbünden.

17 Ultra-Fan-Gruppen machen mit

Beim fünfzehnminütigen Protest verbindet die Solidarität inzwischen 17 Gruppen:

Szene Aarau, Canton Baden, Muttenzerkurve Basel, Ostkurve Bern, KOP SUD LAUSANNE, CURVA NORD FC LUGANO 1908, USL (Luzern), Tribune Neuch`, Bierkurve Schaffhausen, Gradin Nord (Sion), Espenblock St. Gallen, Block Süd (Thun), Sektion Nord Vaduz, Sektor D Wil, Bierkurve Winterthur, Zürcher Südkurve und Sektor IV GC Züri haben die Mitteilung unterzeichnet.

StGallen24 / MAL, Linth24