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Schweiz
02.08.2023

Von der Kutsche zum Postauto

Mit diesem Autocar transportierte die Fuhrhalterei Arnold Stählin 1922 zahlreiche Personen in der March. Bild: 30 Jahre March Museum
Verkehr – ob für Güter oder Personen – hat schon immer Regionen geprägt. Im vorletzten Jahrhundert war man in unserer Region noch mit Kutschen unterwegs.

Früher, als es noch keine Busse und Züge gab, fand der öffentliche Verkehr per Pferdepost statt. 1848 wurde die eidgenössische Post ins Leben gerufen. Nach der Gründung der Post war es dem Bund ein Anliegen, alle grösseren Ortschaften miteinander verkehrstechnisch zu verbinden. Schliesslich mussten Briefe und Pakete ausgeliefert werden. Aber auch der Personentransport sollte von der Post ausgeführt werden.

Während im Mittelland bereits Mitte des 19. Jahrhunderts der Personentransport durch die Eisenbahn bewerkstelligt werden konnte, blieben in Tälern und kleinen Ortschaften die Postkutschenverbindungen erhalten. Bereits 1850 gab es im Kanton Schwyz ein Pferdepostnetz mit den vier täglich bedienten Verkehrslinien Brunnen–Arth–Zug oder Luzern–Brunnen–Sattel–Biberbrugg–Lachen–Uznach, Richterswil–Biberbrugg–Einsiedeln sowie Richterswil–Lachen–Reichenburg–Uznach.

Hotelkutschen ins Wägital

Die erste neue eidgenössische Poststelle in der March befand sich in Lachen im Gasthof Ochsen. Obwohl ab 1875 die Strecke zwischen Zürich und Ziegelbrücke mit der Eisenbahn zurückgelegt werden konnte, verfügte die Post 1913 noch über 3'290 Fuhrwerke. Davon waren 1'059 Postschlitten, welche den Fuhrbetrieb der Post auch im Winter gewährleisteten.

Eine rege befahrene Kutschenverbindung war diejenige von Lachen ins Wägital. Denn als der Bezirk March die Strasse entlang der Aa ins Wägital (1860) und nach Innerthal (1862) ausgebaut hatte, wurde in Innerthal ein Badehaus errichtet.

1922 fuhr die letzte Postkutsche

Doch auch andere Fahrgäste wurden auf dem Weg, falls Platz vorhanden, mitgenommen. Einige Jahre nach der Einführung eines offiziellen Postbetriebs ins Wägital im Jahr 1894 wurde der Kutscherbetrieb des Hotels eingestellt. Bereits am 1. März 1894 fuhren die ersten Postkutschen nach Innerthal.

Dass die Fahrt mit der Postkutsche rege genutzt wurde, erlaubt einen Blick in die Statistik. So transportierte die Pferdepost 1900 jährlich rund 1'000 Personen ins Wägital. 1913 zählte man bereits jährlich rund 5'015 Passagiere. Nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden die Postkutschen zunehmend durch die neuen Postautos wie Autocars oder Busse ersetzt.

Von einem Postauto abgelöst

Lediglich an einzelnen Orten und wenn die Witterungsverhältnisse n die Anfahrt mit den Bussen nicht zuliess wie beispielsweise bei hohen Schneemassen, waren die Postschlitten noch länger im Einsatz. 1922 fuhr die Postkutsche zum allerletzten Mal ins Wägital. Ab dann wurde die Kutsche von einem Postauto abgelöst.

Die Stählins in Lachen blieben der Fuhrhalterei über Generationen hinweg treu. 1922 nutzten sie für die Beförderung der Passagiere einen Autocar. In den 1980er-Jahren erlebte der öffentliche Verkehr einen enormen Aufschwung. In diesem Zuge wurde 1991 die Buslinie Pfäffikon–Lachen–Reichenburg eröffnet.

Kerstin Ochsner, Archivarin des Bezirks March / Linth24 / Goldküste24