Pascal Turin
Man könnte im ersten Moment meinen, der Medienrummel wäre übertrieben. Doch schnell wird klar, dass es sich hier nicht um ein Sommerloch-Thema handelt. Der Japankäfer kann grosse Schäden an Pflanzen und Grünflächen anrichten. Der Schädling ernährt sich von rund dreihundert Pflanzenarten, darunter Obstbäume, Weinreben oder Rosen.
Im Tessin kommt der Japankäfer seit 2017 vor. Nun hat er es über den Gotthard geschafft. Es wurde erstmals eine Population des Käfers, der ursprünglich aus Asien stammt, auf der Alpennordseite entdeckt. In Italien und im Tessin ist er ein Problem für die Landwirtschaft.
Es werden Pestizide eingesetzt
Um Schlimmeres zu verhindern, muss es schnell gehen. Vergangene Woche berief die dafür zuständige Baudirektion Kanton Zürich darum eine Medienkonferenz ein und demonstrierte zwei Tage später in Kloten, wie die Massnahmen konkret umgesetzt werden. «Wir sind sehr optimistisch, dass wir mit dieser Aktion hier, aber auch in Zukunft mit Vorsichtsmassnahmen, den Japankäferbefall wieder unter Kontrolle kriegen», sagte Fiona Eyer von der kantonalen Fachstelle Pflanzenschutz. Sechs Teams, bestehend aus Fachpersonen und Zivilschützern der Zivilschutzorganisation (ZSO) Hardwald, waren in den letzten Tagen in Kloten unterwegs, um Pflanzen und Bäume mit einem Insektizid zu bespritzen. Von der Aktion ausgenommen sind Naturschutzgebiete wie die Moorgebiete beim Flughafen.
Die Gärtner tauchten auch in privaten Gärten in fast gespenstig wirkenden Ganzkörperanzügen auf. Sie sind für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ausgebildet – die Schutzanzüge sind üblich. Die Zivilschützer hatten die Aufgabe, die Eigentümerinnen und Eigentümer der privaten Gärten über die Massnahmen zu informieren und deponierten Infoblätter in den Briefkästen. «Die Leute reagieren freundlich und verständnisvoll», sagte Adriano Meili, stellvertretender Kommandant der ZSO Hardwald.
Allerdings sorgte der Einsatz bei der Bevölkerung teilweise für Verunsicherung und vereinzelt sogar für Widerstand, wie der «Zürcher Unterländer» berichtete. Unter anderem befürchten manche Anwohnende, dass sie nun ihr Gemüse oder ihre Früchte nicht mehr essen können. Hier gibt der Kanton jedoch Entwarnung. «Bei fachgerechter Anwendung ist das Insektizid nicht schädlich für den Menschen und Säugetiere», heisst es auf der eigens eingerichteten Website zum Japankäfer. Wichtig ist laut Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden. Will heissen: Es dauert circa ein bis zwei Stunden, bis das Insektizid getrocknet ist. In dieser Zeit sollte man Hunde oder Katzen von den bespritzten Pflanzen fernhalten. Und wer die dreiwöchige Wartefrist einhalte, könne danach Gemüse oder Früchte bedenkenlos ernten und essen.
Möglichst viele Käfer sollen sterben
Der Zivilschutz stellte ausserdem Fallen auf – Dreibeine aus Holz mit Moskitonetz. Das Netz wird mit Insektizid behandelt und darunter ein Lockstoff angebracht, um die Käfer anzuziehen. Zur Überwachung der Population wurden in Kloten und Umgebung zudem kleinere Lockstofffallen mit grünem Trichter aufgehängt.
Alle Massnahmen haben zum Ziel, dass möglichst viele der schädlichen Japankäfer sterben und sie sich nicht in der Schweiz weiterverbreiten. Ob das gelingt, wird die Zeit zeigen.