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Meilen
23.07.2023
24.07.2023 09:18 Uhr

Historie zur Ruine Friedberg

Wahrscheinlich wurde die Burg einmal im Zürichkrieg von den Eidgenossen zerstört. (Symbolbid) Bild: pixabay
Bernhard Wunderli kaufte 1593 den Hof Friedberg dem Fraumünsteramt Zürich ab. 500 Jahre später arbeitet Werner Wunderli die Geschichte auf.

Werner Wunderli ist ein idealer Begleiter auf der Reise in die Vergangenheit. Der Meilemer ist nicht nur Geschäftsführer der Familienstiftung Wunderli, welche Besitzerin der historischen Wirtschaft zur Burg ist und wohnt in einem der geschichtsträchtigen Gebäude in der Nähe der Burgruine, sondern auch ein Nachkomme des einstigen Besitzers der Burgruine.

Bernhard Wunderli, ein Vorfahr von Werner Wunderli, kaufte 1593 den Hof Friedberg dem Fraumünsteramt in Zürich ab. Zu diesem gehörte auch die Burgruine.

Nach seiner Pension vertiefte sich Werner Wunderli in die Geschichte der Ruine Friedberg. Er ist kein Historiker, doch war er dreizehn Jahre Präsident des Ortsmuseums Meilen, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet. Dort war er wesentlich am Aufbau der Ausstellung über die Burg beteiligt. Zudem hatte er sich schon davor mit den Nachforschungen seiner Familiengeschichte befasst.

Einzigartige Fundstücke

Vor 45 Jahren wurde die Ruine wiederentdeckt und freigelegt. Früher spielten sie auf der Fläche des Burgareals Fussball oder lernten Skifahren, wie sich Werner Wunderli erinnert. Vermutet wurde schon lange, dass sich unter dem Acker eine Burgruine versteckt, doch erst 1976 wurden die ersten Sondierungsgrabungen durchgeführt. Im Sodbrunnen stiess man zufällig auf die Mauern der Burg. Dieser ist nun auch Zentrum der Ausstellungen im Ortsmuseum von Meilen.

Die Ausgrabungen zwischen 1976 und 1979 fanden unter schwierigen Bedingungen statt. In rund 29 Meter Tiefe des Sodbrunnens wurden Kleiderfetzen, Bruchstücke von Holzschale, zwei vollständig erhaltene Kupferkessel mit einer rund 1,5 Meter langen Eisenkette sowie ein Büchel, ein Blashorn aus Eibenholz, aufgefunden. Für die Schweiz sind das bis heute teilweise einzigartige Fundstücke.

Kontrollierter Ring aus Burgen

Obwohl es für eine Burg ungewöhnlich war, dass sie Glasfenster hat, fand man solche. Wunderli weiss zu berichten, dass sich dies nur sehr wenige leisten konnten. Im Ortsmuseum findet man nicht alle Originalfunde. Das Horn und ein Kupferkessel werden bei der Kantonsärchologie gelagert.

Die Ruine ist umgeben von einem ausgetrockneten Burggraben, wo einst Wasser floss. Die Burg wurde sehr stark geschützt, auch wenn ihre Lage kaum Bedeutung hatte und nur dem Warenhandel diente.

Der Artikel von Archäologe Thomas Bitterli im Heimatbuch von Meilen aus dem Jahr 1980 lässt vermuten, dass die Burg bereits 1290 gebaut wurde. Lange Zeit war sie unter dem Einfluss der Freiherren von Regensberg, die die Stadt Zürich in ihrer Macht hatten, kontrolliert durch einen Ring aus Burgen, der die Stadt umschloss. Dazu gehörten die Burg Friedberg, die Burg Wulp in Küsnacht und die Burg Baldern auf dem Albisgrat. Bitterli vermutet, dass die Regensberger die Burg als neuen Verwaltungsrat nutzten, als die Stadt Zürich den Burgenring zwischen 1267 bis 1268 mit Hilfe der Habsburger sprengte.

Kaum Wild auf dem Teller

Die Burg wurde nach 1300 an den wohlhabenden Ritter Götz Mülner aus Zürich verkauft, da die finanziellen Mittel nicht mehr reichten, sie zu halten. Er baute die Burg aus und bewohnte sie.

Aus dieser Zeit stammen die meisten Fundgegenstände. Über die Essensvorlieben kann man sich dank Knochenfunden von verzehrten Tieren informieren. Wild gab es praktisch nie. Das lag wohl daran, dass es zu dieser Zeit der Wald fehlte.

Da man Schuhsohlen im Sodbrunnen fand, entsteht ein Bild über die damalige Schuhmode. Diese hat sich offenbar nicht gross verändert, wenn man die gegenwärtigen Schuhe mit den Ausstellungsobjekten vergleicht.

Ob die Burg tatsächlich zwei Türme hatte wie auf dem heutigen Gemeindewappen bleibt ein Rätsel. (Symbolbild) Bild: Goldküste24

Loch in der Dokumentation

Die Ruine zerfiel nach 1350, weil sich niemand mehr um sie kümmerte. Vielleicht wurde die Burg auch während des alten Zürichkriegs von den Eidgenossen zerstört. In der Dokumentation gibt es ein Loch in der Burggeschichte von 200 Jahren. Erst nach dem Zerfall der Burg und der Entstehung eines bäuerlichen Gehöft gibt es wieder schriftliche Quellen.

Doch nicht nur der Lauf der Zeit setzte der Ruine zu. Teilweise wurden die Steine der Mauern auch für den Bau von Liegenschaften in der Umgebung verwendet. Der heutige Weiler besteht aus rund 24 Wohn- und Nutzgebäuden. Im renommierten Gourmetrestaurant Wirtschaft zur Burg hatte Hans Jakob Wunderli 1676 die beiden Prunkstuben eingebaut und das Gebäude durch einen Anbau erweitert. So präsentiert sich die Burg heute noch.

 

Zwei Türme oder ein Turm?

Bei Reparaturarbeiten stiess Werner Wunderli 1970 auf das Holzfachwerk, dass sich hinter einer Fassade der Häuser versteckte. Das Fachwerk wurde von der Schicht befreit und freigelegt. Wunderli will noch weitere Nachforschungen veranlassen. Die Balken sind nämlich wesentlich älter als angenommen.

Die Burg Friedberg ziert das Meilemer Gemeindewappen. Doch ob die Burg tatsächlich über zwei Türme verfügte, bleibt wohl ein Mysterium. Die Burgruine und die Wirtschaft sind immer noch ein beliebtes Ausflugsziel.

Patricia Rutz, Goldküste24