Jazz ist eine Musikrichtung, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in New Orleans, einer Hafenstadt im Süden des amerikanischen Bundesstaates Louisiana, ihren Ursprung hat. Zu jener Zeit vermischten sich dort Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Es bildeten sich unter anderem auch grosse afroamerikanische Gemeinschaften. Die bis einige Jahre zuvor noch versklavten Afroamerikaner brachten nicht nur ihre Kultur, sondern auch ihre Musikrichtungen nach New Orleans. Und so entstand aus den verschiedenen Melodien und Rhythmen eine ganz eigene Musikrichtung. Gospel, Sklavenlieder und traditionelle afroamerikanische Musik vermischten sich und etwas Neues kam hervor: der Jazz. Später entwickelte sich der Musikstil weiter und neue Formen entstanden. Auch europäische Musikstile waren in New Orleans präsent und so vermischten sich die Szenen und es entstand der heute bekannte Oldtime-Jazz: die bevorzugte Musikrichtung des Jazztreffs Schaffhausen.
Ein aussterbender Stil?
«Der Oldtime-Jazz ist eine Szene für sich», erklärt Alain Holzer, Präsident des Jazztreffs Schaffhausen. Nachdenklich ergänzt er: «Ich hoffe, dass es ihn in 20 Jahren noch gibt.» Der Musikliebhaber erzählt, dass Oldtime-Jazz im Vergleich zu anderen Musikrichtungen heute nicht mehr die gleiche Beliebtheit geniesse. Die Angst vor dem Aussterben des Stils komme aus der Tatsache heraus, dass es nur noch wenige junge Bands gebe, die Oldtime-Jazz spielen. «Die heutigen Musiker:innen, welche Jazzschulen besuchen, orientieren sich am modernen Jazz.» Alain Holzer gibt an, dass sich über 80 Prozent der Jazzclubs in der Schweiz ebenfalls der moderneren Form dieses Musikstils zuordnen lassen. In der Region Schaffhausen sei der Jazztreff der einzige Verein, der sich ausschliesslich auf die traditionelle Form des Jazz konzentriere. Die Nachfrage nach Oldtime-Jazz werde immer weniger. «Ich spiele nun seit über 30 Jahren diese Musik. Noch vor zwei Jahrzehnten war Oldtime-Jazz bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen sehr gefragt. Heute haben wir Mühe, an Auftrittsmöglichkeiten heranzukommen.» Dennoch zählt der Jazztreff Schaffhausen rund 140 Mitglieder und gibt rund fünf Konzerte pro Jahr. «Unser Ziel ist, den traditionellen Jazz nach Schaffhausen zu holen und diesem Kulturgut eine Plattform zu bieten», so Alain Holzer.
Saxofon kam später
«Traditioneller Jazz kommt aus dem Bauch heraus, ist gefühlvoll und vermittelt Emotionen», schwärmt Alain Holzer. Damit bilde diese Musikrichtung einen wohltuenden Gegenpol zur heutigen, digitalen, abstrakten Welt. «Musiker:innen des traditionellen Jazz’ können ihren Gefühlen freien Lauf geben, denn bis auf die Leitmelodie ist die Ausführung frei.»
Musiker:innen und Bands orientieren sich nach Aussage von Alain Holzer gerne an den grossen Vorbildern von vergangenen Zeiten, wie Louis Armstrong, Sidney Bechet, Buddy Bolden, Bix Beiderbecke, Jelly Roll Morton und vielen anderen.
Die klassische Besetzung einer Jazzband besteht aus einem Sextett: Trompete, Posaune, Klarinette, Banjo, Bass und Schlagzeug. Das oft mit Jazz assoziierte Saxofon indes kam erst später, in den 1940er Jahren, dazu. Mit seiner eigenen Band, den «New Orleans Jazz Kids», tritt Klarinettist Alain Holzer auf.
Goldene Zwanziger
«Wir wollten zum 25-Jahre-Jubiläum etwas Besonderes bieten und für dieses spezielle Ereignis etwas Grösseres veranstalten», so der Präsident. Am kommenden Samstag, 1. Juli, findet das Jubiläumskonzert im Pavillon im Park statt. Der Abend beginnt mit einem Apéro Riche und wird von der Schaffhauser Band «Sixty Songbook Trio» musikalisch begleitet. Das anschliessende Jubiläumskonzert verspricht einen besonderen Ohrenschmaus. Swingmusik von «Ladwigs Hot Jazz Orchestra» sorgt für eine New-Orleans-Atmosphäre im Stil der 1920er und 1930er-Jahre. Handverlesene Songs sollen die Besucher:innen in die Goldenen Zwanziger zurückversetzen. Das Publikum werde von der Musik verzaubert und dabei in die Geschichte der frühen Jazzorchester eintauchen. New Orleans kommt nach Schaffhausen. Keep Swinging.