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Hombrechtikon
09.06.2023

Beni macht den Fussball hörbar

Beni Winiger kommentiert Fussballspiele für Menschen mit Sehbehinderung. Bild: Lucas Ziegler Fotografie, Zürich
Blinde und sehbehinderte Menschen können Fussballspiele nicht wie andere Menschen verfolgen. Beni Winiger aus Hombrechtikon macht es als Audiodeskriptor von Blind Power möglich, dass auch sie teilhaben können.

Das Schweizer Integrationsradio Blind Power und seine rund 20 freiwilligen Kommentator:innen bietet Menschen mit Sehbehinderung mit sogenannten Audiodeskriptionen die Möglichkeit, dass auch sie Sportveranstaltungen live miterleben können. Einer dieser freiwilligen Kommentatoren ist Beni Winiger aus Hombrechtikon. Er kommentiert Spiele der Schweizer Super League.

Kommentieren, was andere nicht sehen können

«Den Moment im Stadion zu erleben, als wäre man selbst dabei, ist die Idee dahinter», sagt Beni. Beim Kommentieren eines Fussballspiels gelte es, ganz genau zu beobachten und jedes Detail zu beschreiben. Zum Beispiel welcher Spieler wo und wann auf dem Spielfeld steht, mit welchem Fuss er den Ball spielt, wann er aufs Goal schiesst etc.

Auf Blind Power ist der Fussballbegeisterte vor ein paar Jahren eher zufällig gestossen. Er fragte dann spontan beim Verein an, ob sie noch Freiwillige brauchen könnten. Auf die Frage, was ihm an der Arbeit besonders Freude mache, antwortet Beni: «Es macht mich glücklich, Menschen, die sich für Fussball interessieren, den Zugang zu Spielen zu ermöglichen und sie das Spiel so erleben zu lassen, als würden sie es selbst sehen.» Die fast ausnahmslos positiven Rückmeldungen machen ihn stolz. Ab und zu erhalte er auch mal ein kritisches Feedback, «aber vor allem von sehenden Bekannten», erzählt er schmunzelnd.

«Es macht mich glücklich, Menschen das Spiel so erleben zu lassen, als würden sie es selbst sehen.»
Beni Winiger

Einen Bubentraum erfüllt

Neben dem sozialen Faktor gibt es für Beni noch zwei weitere Aspekte. Zum einen ist es die Begeisterung für den Fussball, den er selbst jahrelang beim FC Stäfa aktiv praktiziert hat. Zum anderen konnte er sich mit dem Kommentieren einen Bubentraum erfüllen. Denn schon als Kind habe er spasseshalber Spiele kommentiert und wollte Sportreporter werden. Er habe dann halt einen anderen Weg, nämlich den als «Bürogummi», eingeschlagen, sagt er lachend.

«Learning by doing»

Eine offizielle Ausbildung als Audiodeskriptor gebe es nicht, erklärt Beni. Er habe bei Blind Power einfach einen Kurs absolviert. «Danach ging es direkt ins Stadion», sagt der aufgestellte 46-Jährige, der als Kundenberater bei einer Bank arbeitet. Bei den Spielen seien sie immer zu zweit unterwegs. Am Anfang begleite man als «Rookie» einen erfahrenen Kommentator. Mittlerweile ist Beni seit drei Jahren dabei und hat als «Fussball-Besessener», wie er sich selbst beschreibt, bereits rund 120 Spiele in verschiedenen Schweizer Stadien kommentiert.

Soundcheck und los geht’s

In der Schweizer Super League gibt es pro Runde fünf Spiele. Vier von fünf Rundenspielen abzudecken, sei das Ziel von Blind Power. Zu Beginn eines Matches richten sich die zwei Kommentatoren an ihrem Medienplatz ein. Danach wird mit einem der drei Techniker, die alle blind sind, ein Soundcheck auf dem Stream und auf dem eigenen Radiosender gemacht. «Mit dem Matchblatt in der Hand kann es dann losgehen», so Beni.

Beni ist in Hombrechtikon aufgewachsen. Vor zehn Jahren hat er das Haus seines Vaters übernehmen können. Besonders gut gefallen ihm der Lützelsee und die herrliche Natur in nächster Nähe. Neben seinem Hobby, dem Fussball, betreibt er gerne Geocaching – eine Art GPS-Schnitzeljagd – und, wenn es die Zeit zulässt, ist er auch gerne kulturell unterwegs.

Wir wünschen Beni weiterhin viel Freude bei seiner tollen Arbeit!

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost