Produktion in grossem Spannungsfeld
Bei den Gemüseproduzentinnen und Gemüseproduzenten werden die neuen Qualitätsnormen begrüsst und sind durchaus auch an gewissen Hoffnungen geknüpft. «Die Normen liessen bis anhin nur ausnahmslos einwandfreies Gemüse zu, was in den letzten Jahren zu mehr Ausfall bei uns auf den Feldern und so zu Foodwaste führte», sagt Christoph Wyssa, Gemüseproduzent in Galmiz am Murtensee.
Den Produzentinnen und Produzenten sei bewusst, dass sie nicht faule oder total verfressene Produkte verkaufen könnten. In den letzten Jahren habe es aber immer wieder Fälle gegeben, in denen Ware wegen ein paar Blattläusen oder ein bisschen Lochfrass zurückgewiesen worden sei und dort würden die Qualitätsnormen nun ansetzen. «Gemüse, das vielleicht nicht mehr hundertprozentig schön aussieht, kann trotzdem noch verkauft und auch ohne Bedenken noch gegessen werden», ergänzt Christoph Wyssa.
Die Gemüseproduktion bewege sich sowieso in einem enormen Spannungsfeld: Es werde möglichst ökologisch und umweltschonend produziertes Gemüse in Topqualität verlangt, während immer mehr Wirkstoffe für den Schutz der Pflanzen wegfallen würden. So plädiert auch Betriebsleiter Samuel Müller vom Bio-Gemüsebetrieb Müller im zürcherischen Steinmaur bezüglich Detailhandel für mehr Toleranz bezüglich der optischen Normen.
Schon ein kleiner Befall mit Thripsen, rund 1 Millimeter kleinen Schädlingen, habe bis anhin dazu führen können, dass Lauch nicht mehr geliefert werden konnte. «Er wäre zwar qualitativ einwandfrei, entspricht aber optisch nicht den Normen», erklärt Samuel Müller. «Es muss eine gesunde Toleranz her, damit Landwirtinnen und Landwirte nicht gezwungen sind, zu Pflanzenschutzmitteln zu greifen.»