Karin Steiner
Mit ihrer Firma «Plan Biodivers» berichten sie über Entsiegelungsprojekte und unterstützen Private und Firmen bei der sinnvollen Umsetzung von Entsiegelungen.
Über 60 Prozent der Flächen in Städten und Agglomerationen sind versiegelt. Die Folgen davon sind dramatisch: Die Asphaltbeläge erwärmen sich im Sommer und führen zu brütender Hitze in der Stadt und zu unangenehmen Tropennächten. Bei Starkregen kann zudem der versiegelte Boden das Wasser nicht aufnehmen, es fliesst statt in den Boden in die Kanalisation und kann so Überschwemmungen verursachen.
Diese Zusammenhänge sind den beiden Journalistinnen und einstigen Fernsehfrauen Bettina Walch und Isabella Sedivy schon lange klar. «Wir haben für den Kanton Aargau einen Beitrag zum Thema Klimaanpassung gemacht», erzählt die Biologin Isabella Sedivy von den Anfängen ihres gemeinsamen Engagements für die Entsiegelung von Städten. «Der Beitrag ging viral und hat rund zwei Millionen Leute erreicht. Das motivierte uns, uns mit einem Entsiegelungsprojekt beim über den ZKB-Jubiläumsfonds finanzierten Wettbewerb ‹Für Züri› zu bewerben – wir gewannen ein Preisgeld.»
«Plan Biodivers» gegründet
Die beiden haben bereits ein halbes Jahr zuvor ihren Fernsehjob gekündigt und sich mit «Plan Biodivers» selbstständig gemacht. Gemeinsam mit Sabrina Stettler, einer Umweltingenieurin, betreiben sie seitdem Aufklärungsarbeit, beraten dank dem Preisgeld kostenlos Leute, die auf ihren Arealen Asphaltflächen entsiegeln wollen, und helfen bei der Umsetzung und korrekten Entsorgung des Asphalts mit.
Jurakalk statt Asphalt
Ideal für eine Entsiegelung sind Parkplätze, Hinterhöfe oder Zufahrtswege auf privaten Liegenschaften. «Für einen Parkplatz eignet sich zum Beispiel Jurakalk», so Isabella Sedivy. «Er lässt das Regenwasser durchsickern, und dort, wo der Belag nicht stark beansprucht wird, können sich Pflanzen durchsetzen.» Auf grösseren Parkplätzen setzen viele Eigentümer auf Rasengittersteine, die auch wasserdurchlässig sind und in den Zwischenräumen Pflanzenwachstum ermöglichen.
Zwei Pilotflächen konnten die Asphaltknackerinnen bereits durchführen, weitere sind geplant, zum Beispiel die Entsiegelung von 42 Parkplätzen in Zürich. Aktuell entsiegeln sie einen Zugangsweg einer Wohnbaugenossenschaft. Dabei arbeiten sie mit Landschaftsgärtnern zusammen. «Asphaltknackerinnen» ist ein niederschwelliges Angebot, das von der Beratung bis zur Durchführung alles aus erster Hand anbietet. «Jede noch so kleine entsiegelte Fläche trägt zur Hitzeminderung bei. Eigentlich kennt man das Problem schon lange, aber leider finden es nach wie vor viele Architekten schöner, den Asphalt bis zum Haus hinzuziehen. Es gäbe noch viele grosse Flächen in Zürich, die man problemlos entsiegeln und auf denen man Bäume pflanzen könnte», so Isabella Sedivy.
Grosse Erfahrung gesammelt
Schon seit Jahren beschäftigt sich Isabella Sedivy mit Umweltthemen, beim Schweizer Fernsehen bei «Netz Natur» oder gemeinsam mit Bettina Walch mit «Mission B – jeder Quadratmeter zählt», einem Projekt, das eineinhalb Jahre lang bei SRF lief, zum Ziel hatte, viele noch so kleine biodiverse Flächen zu schaffen und das heute vom Verein «Festival der Natur» weitergeführt wird. «In den vergangenen Jahren haben wir viel Wissen aufgebaut», sagt Bettina Walch, die aus einer sehr naturaffinen Familie stammt und sich schon immer für Umweltthemen interessiert hat. «Eine entsiegelte, begrünte Umgebung senkt nicht nur die Temperatur, sie hat auch eine soziale Komponente und wirkt sich positiv auf die Psyche der Menschen aus. Bei der aktuellen Verdichtung der Stadt ist das Thema umso relevanter. Es müssen Refugien für Mensch und Tier geschaffen werden. Das ist eine Chance, mehr Natur zu sehen und zu beobachten.»
An die Arbeit am 22. Mai
Im Rahmen von «Abenteuer Stadtnatur» findet am 25. Mai von 18.30 bis 20.15 Uhr im grossen Saal des Kulturparks Zürich an der Pfingstweidstrasse 16 das 17. Grünforum des Verbunds Lebensraum Zürich unter dem Thema «Wie entsiegeln wir die Stadt?» statt. Nach einem Referat diskutieren Fachleute in einem Podium über das immer aktueller werdende Thema.
Einen Tag später findet die mit dem Verbund Lebensraum Zürich und Tsüri.ch organisierte und von Stefan Heller, Vize-Präsident VLZ und Leiter Naturzentrum Neeracherried bei BirdLife Schweiz, moderierte «Pitch Night» (siehe Seite 7) statt, an der die Asphaltknackerinnen teilnehmen. Parallel dazu entsiegeln Bettina Walch und Isabella Sedivy ab dem 22. Mai mit einem Team fünf Parkplätze in der Nähe des Kulturparks. Interessierte sind vor Ort willkommen und können sich bei den Fachfrauen über das Thema informieren.