Der Entrüstungssturm hielt sich in Grenzen. Für mehr Emotionen sorgte die Bauerei rund um die Fernwärme.
Die Organisatoren der Rad- und Para-Cycling-WM 2024 in Zürich traten an der Generalversammlung des Quartiervereins Altstadt rechts der Limmat erstmals an einem öffentlichen Anlass auf. Ziel der Visite vom Montagabend: Die Wogen glätten und für Vertrauen sorgen. Das ist nötig, weil Kritiker, Anwohner und Firmen (wie etwa das Kinderspital) den Stadtrat mit gegen 70 Klagen gegen die Rennstrecke und die Sperrungszeiten eingedeckt haben. Befürchtet wird, dass man nicht mehr genügend zirkulieren kann mit Autos und Lastwagen während der zwei Wochen der Rad-WM. Die Crux: Alle der gut 50 Rennen enden beim Sechseläutenplatz. Entsprechend sind der Utoquai und weite Teile von Riesbach und Witikon während Tagen abgeschnitten für den Autoverkehr.
Erstaunlich gesittet und ruhig
Lag es daran, dass dieses heisse Thema am Anfang der GV traktandiert war? Hatten die über 100 Anwesenden die Betriebstemperatur fürs Entgegenhalten noch nicht erreicht? Auf jeden Fall ertrug der Saal die Ausführungen mit fast stoischer Ruhe. Gemurmel und Nachfragen gab es lediglich, als klar wurde, dass der Limmatquai und auch der Seilergraben während der Velorennen nicht per ÖV bedient werden. ÖV-Alternativen gebe es beim Heimplatz und beim Central, so Jürg Christen von der Dienstabteilung Verkehr.
OK-Chef Daniel Rupf betonte, man wolle kein zweites Zürifäscht. Sprich: Es gibt Fanzonen, neben dem Sechseläutenplatz etwa auf dem Münsterhof oder beim General Guisan-Quai. Aber das sei alles temporär und dauere jeweils nur solange, wie die Rennen im Gang seien. Fazit der Ausführungen: Vielleicht wird das Ganze doch nicht so heiss gekocht? Noch bleiben gut 18 Monate, um sich gütlich zu einigen.
Alkoholverbot ab 22 Uhr?
Deutlich mehr zu reden gab an der 131. Generalversammlung des Quartiervereins der Lärm. Sei es vom Partyvolk, sei es von den vielen Baustellen rund um den Bau der Fernwärme und weiterer Werkleitungen. Beim Partylärm will man in den nächsten Tagen per Brief vorstellig werden beim Stadtrat. Der Quartierverein fordert ein Alkoholverkaufsverbot über die Gasse ab 22 Uhr. «In Genf und Lausanne geht das auch», sagte Lisa Berrisch von der Arbeitsgruppe «Innenstadt als Wohnquartier».
Streitpunkt Bauerei
Beim Thema Baustellen betonte QV-Präsident Felix Stocker, die Baufirmen täten ihr Bestes, um den Lärm zu minimieren. Es nütze stets, wenn man reklamiere, sei es etwa wegen der Ruhezeiten am Mittag.
Kritik aus dem Plenum gab es hingegen, dass oft Dieselgeneratoren laufen würden, obwohl es doch Stromanschlüsse habe oder dass Parkplätze abgesperrt seien und diese dann nicht genutzt würden. Da erhofft man sich mehr Rücksicht und Flexibilität. Stocker stellte in Aussicht, dass an der nächsten GV Bauvertreter anwesend sein sollten und man so aus erster Hand Infos über die Bauerei erhalten könne. 2024 wäre das, was durchaus plausibel ist. Denn die Bauerei dauert mindestens bis 2030.
35 Jahre Altstadtkurier
Speziell gewürdigt wurde am Abend unter anderem Elmar Melliger. Der bald 65-Jährige ist seit 35 Jahren verantwortlicher Redaktor des «Altstadtkuriers». Er sei die Seele der Quartierzeitung und wenn man nicht mehr weiterwisse in der Altstadt, laute das Motto «Nicht verzagen, Elmar fragen».