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15.03.2023

Die Schweiz verneigt sich vor Rapperswil-Jona

Trutzburg: In Rapperswil-Jona lässt man sich nicht so leicht von der eigenen Meinung abbringen. Bild: Linth24
Die Ablehnung des Stadtparlaments in Rapperswil-Jona hat weit über die Kantonsgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Die Leser der «Weltwoche» feiern Rapperswil-Jona als «letzten Hort der Demokratie».

Während sich Parteien und Politestablishment die Wunden lecken, um Fassung ringen und bereits die politische Trotzreaktion (eine Umstrukturierung des Stadtrats) planen, jubelt die bürgerliche Schweiz über die Unabhängigkeit der Stimmbevölkerung in Rapperswil-Jona.

Besonders gut zum Ausdruck  kommt dies in der Kommentarspalte unter dem Artikel im Wochenmagazin «Weltwoche» mit dem Titel: «Lehrstunde in Demokratie». Ein Leser kommentiert das «Nein» beispielsweise mit freundeidgenössischer Hochachtung:

«Gratulation an das letzte gallische Dorf der Schweiz, das dem System der Parteienoligarchie - behübscht dank ihrer Umbenennung in "Demokratie" nach dem Vorbild-Bundesbern - seine krachende Absage bescherte! Die Bürger von Rapperswil-Jona haben durchschaut, wie der Parteienklüngel aus Hinterzimmern operiert – und wo die westliche Wertegesellschaft in der Realität endet: in der Versklavung, wie wir sie flächendeckend in Gebieten ohne Asterix & Obelix tagtäglich "bewundern" können!»

Ein anderer sieht hinter der Absicht, die politischen Strukturen ändern zu wollen, vor allem die Raffgier der Politiker:

«Die Mehrheit der Politiker heute kommt mir wie die Schweine in ihrem Schlammbad vor. Sie wälzen sich genüsslich darin herum, aber die Bürger sind für das Herantragen von Wasser, Futter und Beseitigung der Spritzer zuständig.»

Eine Leserin würde sich die Aufrichtigkeit der Rapperswil-Joner Stimmbevölkerung auch auf nationaler Ebene wünschen:

«Unserem Land ginge es besser, wenn auch das Parlament in Bern abgeschafft würde. Viele Parlamentarier sind ein Haufen von Dummschwätzern und Ignoranten, die in der geschützten Werkstatt Bundeshaus, weit weg von der Bevölkerung ihren utopischen Visionen nachträumen. Soeben lese ich, dass in der Schweiz eine grosse Zustimmung zur Atomkraft und eine sehr kleine für Windkraft herrscht. Dasselbe bezüglich der Annäherung an die EU und in der Migrationsdebatte. Klares Fazit: Das Parlament arbeitet systematisch gegen das Volk!»

Dies interpretiert ein anderer Leser ähnlich. Er prophezeit, dass die Berufspolitiker nicht aufgeben werden:

«Die nächste Abstimmung zu diesem Thema ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wie bei anderen Geschäften wird das „Anliegen“ der sich inszenierenden Politiker so lange zur Abstimmung gebracht bis das gewünschte Resultat vorliegt. Ich wünsche den Rapperswilern auch in vier oder acht Jahren noch die gallische Asterix Mentalität - mit oder ohne den Zaubertrank von Miraculix…»

Fazit: Was am vergangenen Sonntag auf politischem Parkett in Rapperswil-Jona geschehen ist, trifft den Nerv vieler Schweizer Bürger. Und es weckt den Kampfgeist gegen das Establishment. Bleiben die Fragen: Wurde am 12. März 2023 vielleicht nicht nur das Parlament der zweitgrössten St. Galler Stadt versenkt – sondern ein neues Kapitel in der Schweizer Politik aufgeschlagen? Wir werden sehen….

Markus Arnitz, Linth24 / Goldküste24