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09.03.2023

«Der Fisch stinkt zuerst am Kopf»

Der Wetziker SVP-Parlamentarier Rolf Müri war an der Demonstration in Seegräben dabei. Dass Exponenten der "Jungen Tat" dabei waren, habe er nicht gewusst. Bild: Screenshot Video 20 Minuten / ZO24
Der Wetziker SVP-Parlamentarier Rolf Müri (64) beteiligte sich am Dienstag an der Demonstration der Freiheitstrychler zugunsten des entlassenen Mieters in Seegräben – und erntete dafür harsche Kritik aus dem linken Lager. Nun erklärt er, dass er von der SP grundlos in die rechtsradikale Ecke gedrängt werde.

Am 7. März marschierten Freiheitstrychler sowie andere Teilnehmende durch Seegräben. Sie reagierten damit auf eine Wohnungskündigung, welche die Gemeinde für die Unterbringung von Asylsuchenden ausgesprochen hatte (Goldküste24 berichtete). Neben Exponenten aus dem rechtsextremen Lager schritt auch der Wetziker SVP-Präsident und -Parlamentarier Rolf Müri durch die Gemeinde.

Herr Müri, Sie marschierten am Dienstag an vorderster Front bei der Demonstration der Freiheitstrychler wegen der Wohnungskündigung in Seegräben. Was bewog Sie dazu?

Mit der Kündigung des Mietverhältnisses mit einem unbescholtenen Schweizer Familienvater zugunsten von Asylanten wurde eine rote Linie überschritten. Dass die Kündigung von zwei Gemeinderäten – darunter einem Vertreter der SVP – unterzeichnet wurde, erachte ich als Schande und Armutszeugnis. Wäre ich als Exekutiv-Gemeinderat in eine solche Situation gekommen, hätte ich meine Unterschrift verweigert.

Aus linken Kreisen wird Ihnen vorgeworfen, dass Sie "Seite an Seite" mit Rechtsextremen aufgetreten sind. War das eine gute Idee?

Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Aber diese falsche Interpretation entspricht exakt dem Denunzianten-Stil der SP. Ich distanziere mich in aller Form von rechtsradikalem Gedankengut. Dass Exponenten der "Jungen Tat" an der Demonstration waren, wusste ich nicht. Das Bild, das nun überall herumgereicht wird, ist hochgradig missverständlich. Es wurde in einem Moment aufgenommen, als ich für ein Foto den Zug der Demonstrierenden überholen wollte. Nun sieht es so aus, als ob ich zuvorderst mitmarschiert wäre. Dass die SP diese Momentaufnahme verwendet, um mir eins auszuwischen, ist ganz schlechter Stil – aber typisch für diese Partei.

«Mit der Kündigung des Mietverhältnisses zugunsten von Asylanten wurde eine rote Linie überschritten.»
Rolf Müri

Dario Vareni, Co-Präsident der JUSO Zürcher Oberland, spricht von einer Grenzüberschreitung?

Nochmals: Ich habe mich weder mit rechtsradikalen Gruppen solidarisiert noch vertrete ich deren Gedankengut. Mir ging es mit der Teilnahme an der Demonstration einzig um die Solidarität mit den Freiheitstrychlern. Zur JUSO kann ich nur so viel sagen: Die Partei ist aktiv daran, unser System zu unterwandern – ein System notabene, dem wir unseren Wohlstand verdanken.

Saamel Lohrer, Vertreter der JUSO im Wetziker Stadtparlament, sagte zum Auftakt dieser Legislaturperiode wortwörtlich: «Hören wir doch auf damit, unsere Politik nach einem System zu richten – nach einem System, das unsägliches Leid auslöst. Handeln wir endlich im Interesse der Menschheit und nicht im Interesse des Systems.» Das grenzt an einen Antifa-Aufruf. Gleichzeitig verunstaltete die JUSO mit Aufklebern das ganze Stadtbild von Wetzikon. Behoben wurde der Schaden durch eine aufwendige Putzaktion zulasten der Steuerzahler.

«Wenn ich die Unterstellung lesen muss, der Fall Seegräben sei von der SVP inszeniert, brauche ich schon fast eine Überdosis Baldrian.»
Rolf Müri, Wetziker SVP-Parlamentarier

Bleiben wir bei der Sache. Wie gross ist das "Asylantenproblem" in Wetzikon tatsächlich?

Genau dies möchten wir wissen. Aus diesem Grund haben wir einen Fragenkatalog mit zehn Punkten zuhanden des Stadtrats eingereicht. Wir warten gespannt auf die Antworten.

Was entgegnen Sie dem Vorwurf, die SVP betreibe in dieser Sache vor allem Wahlkampf?

Uns geht es nicht um Effekthascherei, sondern um Real- und Sachpolitik. Wir müssen das Migrationsproblem in den Griff kriegen. Die Wohnungsknappheit ist nicht das Resultat einer sich vermehrenden Schweizer Bevölkerung – sondern der Zuwanderung. Wenn ich dann vom SP-Nationalratskandidaten Peter Grossenbacher die Unterstellung lesen muss, der Fall Seegräben sei von der SVP inszeniert, brauche ich schon fast eine Überdosis Baldrian. Was von der SP an durchgeknallten Ideologien verbreitet wird, ist schmutzig, weltfremd und sehr anstrengend.

Die SP ist Ihnen ein Dorn im Auge…

Falsch. Die SVP ist der SP ein Dorn im Auge. Deshalb wurde auch das Bild von mir an der Demonstration gezielt in Umlauf gebraucht. Da ist viel politisches Kalkül dahinter. Aber dies ist die Gangart dieser Partei – auch auf Bundesebene. So gesehen muss man sagen: Der Fisch stinkt auch in diesem Falle zuerst am Kopf.

Thomas Renggli