Die Flugshows des PC-7 TEAMs geniessen höchstes Ansehen. Wie die neun Piloten mit ihren schnellen Turboprop-Maschinen präzise Figuren im Formationsflug mit 500 Km/h ausführen, sorgt regelmässig für grosse Augen. Doch das Display zur Eröffnung des Herbstfests Stäfa am Freitag, den 3. Oktober, wird ein Zuschauer mit wehmütigen Gefühlen verfolgen. Denn für den Commander des PC-7 TEAMs, Daniel «Stampa» Stämpfli, ist es die letzte Saison in dieser Funktion. Zumal er während seiner gesamten fliegerischen Karriere in Flugshows involviert war. «Diese Art der Fliegerei war schon immer meine grosse Leidenschaft», sagt Stampa beim Interview. «Acht Jahre flog ich bei der Patrouille Suisse und nun bin ich seit zehn Jahren Kommandant des PC-7 TEAMs. Zudem fliege ich seit zehn Jahren das PC-21 Solo Display.» Der Schlussstrich beim PC-7 TEAM sei für ihn ein grosser Schritt, sagt der 54-Jährige. Wobei er zumindest für ein weiteres Jahr die Solo-Displays auf der PC-21 fliegen werde und auch weiterhin Militärpilot bleibe.
Zurück am Zürichsee
Für Stampa ist die Flugshow am Stäfner Herbstfest noch aus einem weiteren Grund ein besonderer Anlass. Tatsächlich ist er in der Region, genauer in Küsnacht und Zumikon, aufgewachsen. «Wo man aufgewachsen ist, wird immer Heimat sein und ich war hier immer sehr verankert.» Das gelte auch für Stäfa, obwohl die Gemeinde ja ein paar Kilometer weiter südlich liege. «Wenn man in seiner Heimatregion eine Flugshow fliegen darf, ist das immer etwas Spezielles.»
Das Display am Herbstfest wird ausschliesslich über dem See geflogen. Wobei das Fliegen über Wasser besondere Herausforderungen stellt, da die Flughöhe ohne Referenzpunkte nicht einfach einzuschätzen ist. Stampa bestätigt diese Schwierigkeit. «Aber wir fliegen ja immer nahe am Ufer und unsere Vorführung ist ziemlich kompakt. Darum haben wir immer Referenzen am Ufer, zudem ist die andere Seeseite immer in Sichtweite.» Auch gehe er davon aus, dass zahlreiche Schiffe vor Ort sein werden und es damit immer gute Referenzpunkte habe. Über dem Meer sei das tatsächlich eine Herausforderung. «Aber über Stäfa wird das kein Problem sein.»
Einfaches Gelände
Starten wird das PC-7 TEAM auf dem Flugplatz Dübendorf. Laut Stampa bietet die Topographie beim Anflug nach Stäfa keine Schwierigkeiten. «Das Gelände ist sehr einfach und flach. Wir fliegen manchmal an anderen Orten, zum Beispiel in Gstaad, wo es topographisch deutlich komplizierter ist.» Trotzdem bietet die Flugshow über Stäfa eine besondere Schwierigkeit – und zwar aufgrund der Nähe zum Flughafen Kloten. Stampa erklärt: «Dieser 3. Oktober ist auch Tag der deutschen Einheit, darum wird es abends auch Südanflüge geben. Die grosse Schwierigkeit bestand darin, einen Slot zu finden, an dem wir den Flugbetrieb in Zürich nicht stören.»
Das Flugprogramm mit den neun Maschinen besticht durch eine äusserst dynamische Vorführung mit raschen und präzisen Formationswechseln. Wie werden die dafür notwendigen Fähigkeiten trainiert? Speziell bei ihnen sei, dass sie kein professionelles Kunstflugteam seien, antwortet Stampa. «Es sind alles Berufsmilitärpiloten, die F/A-18 fliegen. Die Display-Fliegerei ist also eine Zusatzaufgabe. Unsere Saison dauert von April bis Oktober und wir beginnen jeweils mit einem zweiwöchigen Trainingskurs, bei dem wir das Programm intensiv trainieren.» Nach diesem Kurs müsse man für die Saison bereit sein Später kämen noch Auffrischungstrainings hinzu. Hinzu kommen unmittelbar vor den Flugshows an den jeweiligen Orten Trainingsflüge.
Das Motto verpflichtet
Das Motto des PC-7 TEAMs lautet «Dynamik – Eleganz – Präzision». Stampa erklärt, wie man dieser Vorgabe gerecht wird: «Grundsätzlich geht es darum, dass die Zuschauer es so erleben. Es soll bekanntlich dynamisch, elegant und präzise sein. Das erreichen wir zunächst einmal durch die Choreografie. Wir beginnen mit der grossen Formation von neun Flugzeugen. Diese soll elegant und präzise sein. Anschliessend folgt der dynamische Teil, dabei sind die Solisten unterwegs und es gibt Kreuzungsmanöver und Splits für den Nervenkitzel.» Darauf folge ein ruhigerer Teil mit acht Piloten, wo man in Formationsflug das Schweizerkreuz darstelle. Abschliessend fliege man noch das sogenannte Grande. Laut Stampa besteht die fliegerische Herausforderung für die Piloten stets darin, ihre Positionen zu halten. «Das ist Knochenarbeit und man muss pausenlos korrigieren. Dafür gibt es keine technischen Hilfsmittel, sondern nur Steuerknüppel, Pedale und Gashebel.» Perfekt gehe es nie, weiss Stampa, und es gebe auch ein gewisses Toleranzband. Dazu muss man wissen, dass sich die Flugzeuge während der Show bis auf drei Meter nahekommen.
Anweisungen vom Boden
Stampa ist als Commander während der Flugshow nicht in der Luft, sondern überwacht das Display vom Boden aus. Seine Aufgabe ist es, den Piloten per Funk ständig Anweisungen zu geben. «Wenn ich sehe, dass ein Pilot zum Beispiel ein bisschen weit weg ist, sage ich ihm er solle näher gehen. Ich schaue auch, dass es keine Vögel, Drohnen oder andere Flugzeuge hat. Ich bin also vom Boden aus für die Sicherheit zuständig.» Klar ist es, dass es für seine Aufgabe viel fliegerische Erfahrung braucht, welche der Commander in der Tat mitbringt. Nicht weniger als 6000 Flugstunden hat er auf den Typen F/A-18, F-5, Hawk, PC-21 und PC-7 gesammelt. Wie kam er überhaupt zur Fliegerei? Er habe zuerst von Berufen wie Lokomotivführer und Feuerwehrmann geträumt, sagt er. «Doch dann kam 1986 der Film «Top Gun» in die Kinos. Ich sah den Film mit 15 und sagte mir: Wow! Das will ich werden.» Er durchlief die fliegerische Vorschulung und flog mit 20 schon auf der F-5 Tiger. Sein früher Einstieg sei auch der Grund für seine vielen Flugstunden. «Jetzt sind es 30 Jahre später und ich mache es immer noch gerne.» Gibt es einen Flugzeugtyp, der auf seiner Wunschliste steht? «Ich war nie ein Oldtimerfan. Und eine F-35 reizt mich in meinem Alter nicht. Die ist zu digital und komplex und ich bin schon noch ein Pilot, der lieber selbst fliegt.» Er überlegt und fügt schliesslich hinzu: «Aber da gibt da schon noch etwas. Ich würde fürs Leben gerne in den Weltraum fliegen. Es würde mich extrem reizen, die Welt mal von oben zu betrachten und die Schwerelosigkeit zu erleben.» Und welchen Typ hat ihn am meisten beeindruckt? «Das ist die F/A-18. Sie hat unheimlich viel Power, ist relativ einfach zum Steuern und hat sehr fortschrittliche Systeme. Die habe ich sehr gerne geflogen.» Wer Stampa und das PC-7 TEAM live erleben möchte, darf sich diesen Herbstfest-Auftakt am Hafen Stäfa keinesfalls entgehen lassen. Top-Gun-Feeling ist da garantiert.