Die tristen Fakten vorweg: Die Wochenzeitung «Küsnachter» wird nach über 40 Jahren eingestellt, weil die Lokalinfo AG den Gemeindeauftrag an einen günstigeren Konkurrenten verlor.
Zolliker Verlag am Zug
Mit anderen Worten: Die Gemeinde Küsnacht, präsidiert von FDP-Mann Markus Ernst, vergab den Auftrag für ihr amtliches Publikationsorgan neu – der Zuschlag ging an die Zolliker Bote AG, die ab August den «Küsnachter Boten» herausgibt.
Besorgte Bevölkerung
Ohne diesen Auftrag kann die Lokalinfo AG das Blatt aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiterführen. In Küsnacht sind über diese Entwicklung nicht alle glücklich: «Wir sind sehr besorgt, wenn nicht sogar schockiert – und bedauern die Einstellung. Ob von einem auswärtigen Verlag die gleiche Leistung erbracht werden kann, ist fraglich», sagt ein Bürger, der seinen Namen nicht in den Medien lesen will.
Die abservierte Chefredaktorin
Der Mann weiter: Die bisherige Redaktion habe eine gute Mischung aus Politik, Kultur, Sport und Dorfleben ins Blatt gebracht: «Das dies jetzt vielleicht nicht mehr der Fall ist, macht mich traurig». Für Aufsehen sorgte vor einigen Monaten die Freistellung der allseits beliebten Redaktionsleiterin kurz nach einem Treffen zwischen dem Verlag und dem Gemeindepräsidenten Ernst.
Zerrüttetes Verhältnis?
Ein internes Mail legte ein zerrüttetes Verhältnis zwischen Redaktion und Gemeindebehörden nahe, was Spekulationen über politischen Druck auslöste.
Gemeinde und Verlag bestreiten aber jede Einflussnahme. So oder so: Der Fall zeigt, wie anfällig kleine Lokalzeitungen für wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten sind.