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Schweiz
21.06.2025
21.06.2025 06:42 Uhr

Börse: Leitzins und Nahostkrieg

Nach der Kriegs-Eskalation zwischen Israel und Iran erfolgte der Rückzug der Investoren aus den Aktien laut Christopher Chandiramani ruhig und besonnen. Bild: Linth24
Die Schweizer Nationalbank (SNB) senkte den Leitzins auf 0 Prozent, US-Notenbank FED beliess die Zinsen. Der Nahostkrieg belastete die Börsen. SMI minus 2.3 Prozent: 11'871 Punkte.

Seit März 2024 senkte die SNB den Leitzins schrittweise von 1.75 auf neu 0 Prozent und denkt sogar über Negativzinsen nach. Sie setzt ihre Deflationsbekämpfung fort. Dies zeigt Folgen für Sparer, Anleger und Hausbesitzer. Es schien eine notwendige Aktion aufgrund einer negativen Inflation, der Weltpolitik sowie einer möglichen kommenden Abschwächung der Konjunktur. Der Landesindex der Konsumentenpreise verringerte sich im Mai im Jahresvergleich um -0,1 Prozent.

Die US-Notenbank Fed senkt den Leitzins nicht. US-Notenbank-Chef Powell bietet Präsident Trump weiter die Stirn und belässt den Leitzins unverändert – trotz aller Kritik Trumps, der wiederholt eine rasche Senkung der Kreditkosten gefordert hat. Der Leitzins in der weltgrössten Volkswirtschaft bleibt weiterhin auf hohem Niveau. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) beliess ihn in auf 4.25 bis 4.50 Prozent.

In den Monaten Januar bis März 2025 belief sich der Überschuss in der Leistungsbilanz auf CHF 19.4 Mrd., wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag mitteilte. Damit fiel er klar höher aus als im vierten Quartal 2024 (9.8 Mrd.). Ein hoher Überschuss gilt als Zeichen der Stärke unserer Schweizer Volkswirtschaft. Im ersten Quartal 2024 hatte der Überschuss 9.4 Mrd. betragen. In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Banken, Versicherungen, Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen gehören dazu.

Der Bundesrat hat CHF 269 Mio. für internationale Organisationen Genf bewilligt. Damit soll das globale Zentrum der internationalen Diplomatie gestärkt werden. In Genf ansässige Organisationen sind in der letzten Zeit zunehmend unter Druck geraten, auch wegen der Einstellung von Zahlungen durch die USA, und könnten abgeworben werden.

Auch im Mai wurden in der Schweiz mehr Logiernächte verzeichnet. Die Tourismusbranche bleibt auf Kurs, den Logiernächte-Rekord vom letzten Jahr zu übertreffen. Im Gegensatz zum bisherigen Jahresverlauf waren mehr inländische Gäste dabei.

Schweizer Exporte in die USA brechen ein. Die Schweizer Exportwirtschaft hat im Mai erneut einen zweistelligen Rückgang erlitten. Die Exporte sanken insgesamt um 13,6 Prozent (real -10.2 Prozent) auf CHF 21.01 Mrd. gemäss Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). Die Exporte nach Nordamerika rauschten dabei um 39.6 Prozent ab. Damit wäre dies der tiefste Wert seit Ende 2020.

Bulgarien führt die Eurowährung ein. Anfangs Juni gaben nun die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht. Sie bestätigten, dass das südosteuropäische Land die Stabilitätskriterien und geldpolitischen Voraussetzungen für die Euro-Einführung erfüllt.

Unternehmensnachrichten

Die Unternehmensnachrichten machen zurzeit Sommerpause. Die Generalversammlungen sind weitgehend vorbei, Halbjahresergebnisse gibt es erst wieder ab etwa Mitte Juli. Die Investoren fokussierten auf das Weltgeschehen.

Aktionäre erhalten demnächst Amrize-Aktien pro Holcim-Titel als Sachdividende. Die Bewertungsspanne für Amrize liegt zwischen CHF 37 und 62 pro Aktie. Die US-Bautätigkeit geht seit dem «Liberation Day» deutlich zurück. Diese Abspaltung bleibt für Schweizer Privatanleger steuerneutral. Was die Finanzmedien stört, das sind hohe Abfindungen für das Management.

Paul Bulcke tritt ab GV 2026 als Verwaltungsratspräsident von Nestlé zurück. Der langjährige Manager des Nahrungsmittelkonzerns möchte mehr Zeit für private und persönliche Interessen. Sein Nachfolger wird der Spanier Pablo Isla, der seit 2018 im Verwaltungsrat des Nahrungsmittelkonzerns sitzt.

Gemäss der Zeitung «Le Temps» sind Daten zu 130'000 Mitarbeitern der Grossbank UBS im Darknet aufgetaucht. Darunter auch Angaben von CEO Sergio Ermotti. Sie wurden bei einem Hackerangriff auf das UBS-Spin-off Chain IQ gestohlen.

Aussichten

Die geopolitische Lage gibt zu Sorgen Anlass, die Konflikte nehmen zu. Kaum redet man nicht mehr über die Proteste gegen die Ausländerpolitik der USA mit Militäreinsatz in Kalifornien, beginnt ein neuer Krieg im Nahen Osten zwischen Israel und Iran. Es geht um die Atomanlagen im Iran. Im Moment wird ein Kriegseintritt der USA diskutiert. Zuerst verlangte US-Präsident Trump eine bedingungslose Kapitulation Irans, änderte seine Meinung jedoch wieder und will zuwarten, der Verhandlungsdiplomatie noch eine Chance geben. Dieser Konflikt, aber auch der Ukrainekrieg, setzen die Märkte weiter unter Druck. Nächstes Problem ist Aufrüstung trotz internationaler Verschuldung. Die Defizite der USA, der EU, auch Chinas und Japans usw. wachsen weiter. Die Energiepreise sind wieder konfliktbedingt gestiegen, vor allem Erdöl, während sinkende Kreditkosten den Zinsaufwand der Gesellschaften entlasten und die Gewinne verbessern.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24