Der Wachtelkönig kehrt erst im Mai aus dem südlichen Afrika zurück und sucht dann ein geeignetes Brutgebiet mit grossen, artenreichen Wiesen und idealerweise feuchten Stellen. Wie BirdLife Schweiz erklärt, muss die Wiese bis mindestens 15. August stehen bleiben, damit der Wachtelkönig erfolgreich brüten kann. Frühere Mahd zerstört oft Nester oder gefährdet die Jungvögel. In der intensiven Landwirtschaft sind solche späten Mahdtermine jedoch selten.
Vor 100 Jahren war der Wachtelkönig so häufig, dass manche Menschen seine nächtlichen Rufe als lästig empfanden. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts brütete er regelmässig im Schweizer Mittelland, wurde aber seither aufgrund immer früherer Mähzeitpunkte und intensiverer landwirtschaftlicher Nutzung aus den Tieflagen verdrängt. Heute gilt er in der Schweiz als typischer «Bergvogel»: Seit den 1990er-Jahren stammen über 75 % aller Nachweise aus Lagen über 1'000 m ü. M.
In der Schweiz werden Wachtelkönige heute vor allem noch in den Waadtländer Voralpen, entlang des Jurabogens und in einzelnen Schutzgebieten festgestellt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Graubünden: Hier liegt heute das bedeutendste Brutgebiet der Schweiz – mit rund 50 % aller potenziellen Bruten pro Jahr.
Suche nach rufenden Vögeln
Zwischen Juni und Juli begeben sich Mitarbeitende von BirdLife Schweiz auf die Suche nach rufenden Männchen. Wird ein Wachtelkönig an drei aufeinanderfolgenden Nächten am selben Ort gehört, deutet dies auf ein aktives Brutgeschehen hin. In solchen Fällen wird in enger Absprache mit den Bewirtschaftenden ein Mahdaufschub angestrebt.
Die Mahd erfolgt dann frühestens ab dem 15. August und wird durch Fachpersonen der Wildhut oder von BirdLife Schweiz begleitet. Dabei gehen die Feldmitarbeitenden direkt vor dem Mähwerk her, um Jungvögel rechtzeitig zu erkennen und zu schützen. Zusätzlich wird ein ungemähter Rückzugsstreifen stehen gelassen, der den noch nicht flüggen Jungvögeln Schutz und Deckung bietet. Für die verspätete Mahd erhalten die Bewirtschaftenden eine kantonal geregelte Entschädigung für den Ertragsausfall.
«Ohne das Artenförderungsprojekt könnte der Wachtelkönig in der Schweiz kaum noch erfolgreich brüten – die Nester mit den brütenden Weibchen oder später die Jungvögel würden schlicht vermäht», sagt Lucas Lombardo, Projektleiter des Artenförderungsprojekts Wachtelkönig von BirdLife Schweiz.