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Hombrechtikon
12.06.2025
12.06.2025 14:41 Uhr

Berliner Luft bei der OHO

Dieter Werner ist seit 2020 Präsident der Operettenbühne Hombrechtikon und spielt eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung des Vereins. Bild: Rebecca Künzli
Seit über zehn Jahren prägt Dieter Werner das Geschehen bei der Operettenbühne Hombrechtikon – zuerst als Sänger, heute als Präsident. Im 30. Jubiläumsjahr erzählt er, wie ihn sein Weg zur OHO geführt hat, warum «Luna» kein Zufall ist und weshalb Operette auch heute noch begeistert – dieses Jahr mit Berliner Charme.

Als Dieter Werner 2012 erstmals eine Aufführung der Operettenbühne Hombrechtikon (OHO) besuchte, hätte er kaum gedacht, dass er acht Jahre später deren Präsident sein würde. 2014 trat er dem Chor bei. Trotz arbeitsbedingten Aufenthaltes in Berlin flog er regelmässig zu den Proben ein. «Ich habe seinerzeit Fred Krauss, den damaligen Präsidenten, kennengelernt – sie suchten Chorsänger. Zwei Jahre später war ich dabei.»

Berliner Stück zum Jubiläum

Dass im Jubiläumsjahr nun ausgerechnet das Stück «Luna» auf dem Spielplan steht, ist kein Zufall, sondern fast schon eine symbolische Rückkehr. «Das Stück spielt in Berlin – für mich damals zweite Heimat. Das passt wunderbar zu diesem besonderen Jahr.»

«Luna» ist eine sogenannte Revue-Operette mit Berliner Witz, temporeicher Musik und einer guten Portion Bühnenspektakel. Entstanden ist das Werk um 1900, zur Blütezeit des Berliner Unterhaltungstheaters. Musikalisch ist es weit entfernt vom typischen Wiener Dreivierteltakt, stattdessen 
dominiert der zackige Zweiviertelmarsch, die berühmte «Berliner Luft». Gleichzeitig bietet das Stück feine, lyrische Momente: «Der Sternenchor etwa – das ist eine wunderbar lyrische Passage. Man kann sich direkt den Himmel über Berlin vorstellen, mit Chor und Ballett auf der Bühne.»

Auch inszenatorisch ist die Jubiläumsproduktion aufwendig. Das Stück erzählt von einer Reise auf den Mond – mit schnellen Szenenwechseln, Kostüm- und Bühnenumbauten, schrägem Humor und viel Tempo. Regisseur Stefan Wieland hat dafür eine eigene Fassung entwickelt, die Berliner Schnauze mit verspielter Komik und liebevollen Details verbindet. «Das Stück lebt von seiner Farbigkeit, von der Mischung aus Fantasie und Realität», sagt Werner. «Es ist unterhaltsam, musikalisch vielfältig – und passt hervorragend zu einem Jubiläum.»

Vom Stepptanz zum Musiktheater

Musik und Bühne waren für Werner immer Teil des Lebens – allerdings näher am Musical als an der klassischen Operette. «Ich habe über den Stepptanz Zugang zum Musiktheater gefunden, Operette war mir zunächst fremd. Doch als ich bei der OHO einstieg, merkte ich: Das ist ganz ähnlich – einfach mit klassischer Musik.»

Seine Begeisterung wurde schnell zu Verantwortung: Seit 2020 ist er Präsident der OHO – einer Bühne mit rund 100 Mitwirkenden, vom Chor über Solisten bis zum Bühnenbau. «Ich hatte keinerlei Erfahrung in der Vereinsleitung und wollte das Präsidium ursprünglich gar nicht übernehmen – allenfalls im Co-Präsidium hätte ich es mir vorstellen können. Als das dann kurzfristig platzte, dachte ich: Jetzt darf ich die anderen nicht im Stich lassen.» Heute koordiniert er gemeinsam mit der Produktionsleitung sämtliche Bereiche – vom Budget und PR über Maske und Kostüm bis hin zu Regie, Orchester und Choreografie.

«Ich bin stolz auf unsere Teamkultur. Es ist ein starkes Miteinander.»
Dieter Werner

Bühne mit Alleinstellungsmerkmal

Die OHO ist einzigartig. Sie gehört zu den wenigen Bühnen in der Schweiz, die jedes Jahr eine neue Operettenproduktion zeigen. «Das ist anspruchsvoll. Während der Proben zum aktuellen Stück laufen bereits die Arbeiten für die nächste Produktion. Der Druck, jährlich etwas auf die Beine zu stellen, kommt auch von der Gemeinde, die die Einnahmen aus dem Saalbetrieb benötigt.» Dennoch sei die Kontinuität ein grosser Vorteil – auch in der Wahrnehmung von aussen.

Besonders stolz ist Werner auf die Teamkultur im Verein. «Früher war es eher ein Nebeneinander – heute ist es ein starkes Miteinander. Der Zusammenhalt ist dank der aktiven Mitglieder gewachsen.» Trotz Corona-Unterbruch habe sich die Bühne personell und strukturell weiterentwickelt. «Die PR-Konzerte nach Corona waren ein Wagnis – finanziell ein Risiko, aber für die Sichtbarkeit ein grosser Gewinn.»

Junge Menschen begeistern

Operette hat es schwer, als modernes Format wahrgenommen zu werden. «Sie wird oft als altmodisch belächelt», so Werner. «Aber mit der richtigen Inszenierung, modernen Regiekonzepten und gezielter Werbung – auch auf Social Media – kann man ein jüngeres Publikum erreichen.» Stücke wie «Orpheus in der Unterwelt» hätten bereits frischen Wind gebracht. Auch Kooperationen mit Kinderrollen und Tanzschulen helfen, das Genre zu öffnen.

«Eine Operette ist auch für ein jüngeres Publikum geeignet.»
Dieter Werner

Die Auswahl neuer Stücke erfolgt gemeinsam in der Musikkommission, die aus dem Dirigenten, dem Regisseur und dem Präsidenten besteht. Nach der Auswahl werden die Vorschläge dem Vorstand präsentiert, der dann die endgültige Entscheidung trifft. Für die nächsten Jahre sind unter anderem «Der Graf von Luxemburg» und möglicherweise «Im weissen Rössl» geplant. Einen Favoriten hat Werner nicht: «Jedes Stück überrascht mich aufs Neue – und das ist das Schöne daran.»

Wunsch für die Zukunft: Mehr Verbindung zum Ort

Auch wenn die OHO heute fest in Hombrechtikon verankert ist, wünscht sich Werner noch mehr Verbindung zum Dorf. «In der Innerschweiz ist bei einer Aufführung der ganze Ort auf den Beinen – das fehlt hier noch ein wenig.» Zwar sei die OHO ursprünglich nicht aus dem Dorf selbst entstanden, doch über Projekte wie «Hombi singt» oder andere lokale Events wachse die Verankerung. «Das Jubiläum mit «Luna» ist eine gute Gelegenheit, diesen Kontakt weiter zu stärken.»

«Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn die Proben starten und sich alle das erste Mal treffen.»
Dieter Werner

Trotz aller Herausforderungen – vom Finanzplan bis zur Gagenverhandlung – bleibt die Leidenschaft spürbar: «Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn im Juni die Proben starten und sich Ensemble, Chor, Solisten und Ballett das erste Mal treffen. Dann weiss man: Jetzt geht’s wieder los.»

Frau Luna

Gemeindesaal Blatten, Hombrechtikon

Premiere: Samstag, 30. August, 19 Uhr

Spieldaten: 31. August bis 28. September 

Infos & Tickets: www.operette-hombrechtikon.ch

Gabriela Gasser