Die Reformierte Landeskirche Zürich will als erste Landeskirche in der Schweiz ihre Kirchgemeinden verbindlich zu Klimaschutzmassnahmen verpflichten. Grundlage dafür ist die sogenannte «Schöpfungsinitiative», die im Herbst 2023 erfolgreich eingereicht wurde – ein Novum in der kirchlichen Geschichte.
Ziel der Initiative ist es, dass alle reformierten Kirchgemeinden im Kanton bis 2035 auf fossile Energieträger verzichten und ihre Treibhausgasemissionen auf Netto Null senken. Anstatt die Initiative direkt umzusetzen, schlägt der Kirchenrat nun einen Gegenvorschlag vor, der verbindliche Vorgaben enthält und im Herbst von der Synode behandelt werden soll.
Zertifizierungspflicht
Der Vorschlag sieht unter anderem vor, den Verzicht auf fossile Brennstoffe in der Kirchenordnung zu verankern. Zusätzlich soll bis 2032 eine Zertifizierung mit dem Umweltlabel Grüner Güggel oder einem gleichwertigen System verpflichtend werden. Bislang war dies freiwillig – erst 29 Kirchgemeinden sind aktuell zertifiziert, während rund 80 Gemeinden noch ohne Label sind.
Mitinitiator Tobias Adam zeigt sich «voll und ganz» zufrieden mit dem Vorgehen des Kirchenrats. Der Gegenvorschlag nehme die Hauptanliegen der Initiative auf und leite verbindliche Prozesse ein, damit Kirchgemeinden nachhaltiger agieren. Man sei bereit, die Initiative zurückzuziehen, sofern die Synode den Gegenvorschlag annimmt und kein Referendum ergriffen wird.
Klimaschutz-Zwang
Obwohl es vereinzelt Kritik an der Verbindlichkeit gibt, äussern sich nur wenige offen. Aus den Reihen der liberalen und evangelisch-kirchlichen Fraktionen hielten sich mehrere Synodale auf Anfrage zurück. Einer von ihnen hatte die Initiative früher als «technokratisch» bezeichnet, möchte sich nun jedoch nicht mehr öffentlich dazu äussern, da er der vorberatenden Kommission angehört.
Klar Stellung bezieht hingegen Bruno Bader, Pfarrer im Berner Oberland und Präsident des Vereins «Église à venir». In einer schriftlichen Stellungnahme betont er, dass der Schutz der Schöpfung schon lange Teil der kirchlichen Arbeit sei. Klimaschutz dürfe aber nicht verordnet werden. Die Selbstbestimmung der Kirchgemeinden sei ein zentrales Element der reformierten Kirchenverfassung.
Lob vom Grünen Güggel
Lob erhält der Zürcher Vorschlag von oeku, dem Verein, der das Label Grüner Güggel vergibt. Fachstellenleiterin Milena Hartmann bezeichnet das Umweltmanagementsystem als das «weitest gehende Instrument» kirchlicher Beteiligung an der ökologischen Transformation. Die Initiative könne Signalwirkung haben – andere Landeskirchen müssten aber selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen.
Neben der Zertifizierung gebe es weitere Möglichkeiten, sich für Umwelt und Nachhaltigkeit zu engagieren – etwa durch eine Energiebuchhaltung oder die Integration der Schöpfungszeit ins Kirchenjahr. Der Zürcher Weg sei dabei ein «vorbildliches» Beispiel, so Hartmann.