Am Dienstagmorgen fiel Anwohnenden des Mühlerainquartiers eine auffällige Veränderung im Mülibach auf. Statt wie gewohnt unauffällig durch den Ortskern von Stäfa zu fliessen, leuchtete das Wasser in einem intensiven Neongrün.
Verunsichert durch die ungewöhnliche Farbe alarmierten Anwohnende die Polizei. Da zunächst unklar war, wodurch die Verfärbung verursacht wurde, rückten Fachleute des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) aus. Sie entnahmen Wasserproben, die nun im Labor analysiert werden.
Keine Gefahr
Nach ersten Einschätzungen der Kantonspolizei handelt es sich bei der grellen Substanz um eine sogenannte Testfarbe. Diese wird verwendet, um Wasserflüsse sichtbar zu machen, ist jedoch weder für Menschen noch für Tiere oder das Ökosystem gefährlich. Daher wurden keine weiteren Sofortmassnahmen getroffen.
Auch die Fische im Bach blieben laut Polizeiangaben unversehrt. Ebenso sei für den Zürichsee keine Bedrohung zu erwarten. Dennoch bleibt die Herkunft der Farbe ein Problem, denn ohne offizielle Genehmigung ist das Einfärben von öffentlichen Gewässern verboten.
Genehmigung für Färbversuche
Laut Katharina Weber, Sprecherin des Awel, gilt eine solche Handlung grundsätzlich als Gewässerverschmutzung. Auch dann, wenn die verwendete Substanz umweltverträglich ist. Falls ein solcher Versuch notwendig sei, müsse dieser vorab beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) gemeldet werden. Das Bafu informiere in solchen Fällen das zuständige kantonale Amt.
Im aktuellen Fall wurde jedoch keine entsprechende Meldung eingereicht. Die Polizei hat deshalb Ermittlungen aufgenommen, um herauszufinden, wer die Testfarbe in den Mülibach eingebracht hat. Der Fall bleibt also vorerst ungeklärt.
Wiederholung
Es ist nicht das erste Mal, dass der Mülibach durch eine Einfärbung auffällt. Bereits 2008 wurde der Bach ebenfalls giftgrün. Damals nutzte ein Bauarbeiter bei einer Terrassensanierung Testfarbe, um den Verlauf des Regenwassers nachzuvollziehen. Auch in diesem Fall kam es zu keiner Gefährdung.
Erst Anfang dieses Jahres kam es zu einem weiteren Zwischenfall: Ein Anwohner wurde gebüsst, weil er Abwaschwasser mit Seifen- und Reinigungsmittelresten in einen Meteorschacht nahe des Bachs leitete. Auch hier war der Mülibach betroffen.
Suche nach Verantwortlichen
Die Behörden betonen, dass jede Einleitung von Substanzen in ein Gewässer – selbst wenn sie als unbedenklich gelten – ohne Erlaubnis rechtswidrig ist. Der aktuelle Vorfall zeigt, wie sensibel das ökologische Gleichgewicht ist und wie schnell selbst kleine Bäche in den Fokus geraten können.
Die Ermittlungen zur Herkunft der Farbe dauern an. Noch ist unklar, wer hinter der jüngsten Einfärbung steckt und warum sie erfolgte. Klar ist nur: Der Mülibach ist erneut zum Schauplatz einer umstrittenen Aktion geworden.