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Schweiz
16.05.2025

Wohnkrise spitzt sich zu

In der Schweiz steigt der Wohnraumbedarf stetig – doch der Neubau kommt kaum hinterher. Bild: KI
Immer mehr Menschen zieht es in die Städte – doch gebaut wird kaum. Raumplanung, Bürokratie und Mietrecht verschärfen die Wohnungsnot. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

In der Schweiz zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Der Grund liegt in der Konzentration gut bezahlter Dienstleistungsberufe in urbanen Zentren. Diese bringen ein attraktives Umfeld mit sich – mit kulturellen Angeboten, hochwertigen Restaurants und vielfältigen Dienstleistungen. Das Leben in der Stadt hat sich dadurch zu einem begehrten Lebensstil entwickelt.

Das frühere Ideal vom Einfamilienhaus auf dem Land verliert an Bedeutung. Stattdessen gelten zentrale Lagen in Städten wie Zürich oder Genf als besonders prestigeträchtig. Dieser Trend sorgt für einen kontinuierlich steigenden Bedarf an Wohnraum – doch der Neubau hält nicht Schritt.

Strukturelle Hürden

Das Wohnraumproblem hat mehrere Ursachen. Würden die Menschen heute so wenig Fläche beanspruchen wie in den 1980er-Jahren, wäre die Wohnungsnot deutlich geringer. Doch gleichzeitig verhindert das Mietrecht eine dynamische Entwicklung des Markts. Während bestehende Mieter gut vor Preiserhöhungen geschützt sind, unterliegt der Markt für neu vermietete Wohnungen keinerlei Begrenzung.

Diese Schieflage führt dazu, dass viele Haushalte in überdimensionierten Wohnungen bleiben. Ein Wechsel wäre finanziell unklug – selbst wenn der Platz nicht mehr benötigt wird. Damit blockieren Bestandsmieter oft dringend benötigten Wohnraum, obwohl ein Wechsel volkswirtschaftlich sinnvoller wäre.

Raumplanung bremst den Ausbau

Früher wurde wachsender Wohnraumbedarf mit neuen Einzonungen beantwortet. Dies führte über Jahrzehnte zu einer ausufernden Zersiedelung im Mittelland und in zahlreichen Tälern. Mit der Reform des Raumplanungsgesetzes wurde dieser Entwicklung Einhalt geboten. Seither darf nur noch innerhalb bestehender Siedlungen gebaut werden.

Diese Neuregelung reduziert aber nicht die Nachfrage – im Gegenteil: Sie steigt weiter. Trotzdem wurden notwendige Anpassungen versäumt. Mindestdichten wurden nicht eingeführt und Bauverfahren nicht vereinfacht. Im Gegenteil: Neue Vorgaben zu Lärm-, Klima- und Denkmalschutz haben die Verfahren sogar noch komplexer gemacht.

Bürokratieabbau als Schlüssel

Diese Vielzahl an Auflagen wirkt abschreckend auf Investoren. So wird etwa der Bau in Zürich oft als riskant eingeschätzt, während Projekte im Umfeld kleinerer Orte wie Suhr einfacher realisierbar sind. Dazu kommt: Politische Unwägbarkeiten und Einsprachemöglichkeiten – selbst gegen gesetzeskonforme Bauvorhaben – verlangsamen die Umsetzung zusätzlich.

Ein Lösungsansatz wäre, die Verfahren zu entschlacken und den Wohnbau auch in bisher ausgeschlossenen Zonen zu ermöglichen. Ein Blick nach Tokio zeigt, wie es anders geht: Dort sind vielfältige Bebauungsformen selbstverständlich. Hochhäuser neben Einfamilienhäusern sind normal – und Wohnraummangel ist kaum ein Thema.

Die Schweiz steht vor der Aufgabe, ihre Bau- und Planungspolitik neu zu denken. Nur mit einfacheren Verfahren und einer offenere Nutzung bestehender Flächen kann der Wohnraumbedarf der Zukunft gedeckt werden.

Goldkueste24